Die Grenzen der "Besaitungswissenschaft"

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  • gox
    Insider
    • 11.04.2011
    • 337

    Brauche Hilfe Die Grenzen der "Besaitungswissenschaft"

    Schläger zu besaiten ist ein Handwerk, welches abhängt von Geschick, Erfahrung und Ausrüstung.
    Ich möchte hier "Neulinge" trösten, die sich verständlicherweise immer wieder mit Fragen an das Forum wenden und dann in Diskussionen hineingezogen werden, die sie weder schlauer noch besser machen.

    Vorweg muss ich gestehen: es mag Leute geben, die eine bessere Ausrüstung (als meine Stringway ML 100) haben, die ein paar Hundert Schläger mehr besaitet haben und die Saiten kennen, deren Namen ich noch niemals gehört habe.
    Ich traue mir aber zu, die Meinung zu vertreten, dass es ganz vernünftig sein kann, mal über die "Grenzen des Wissens" bei der Besaitungskunst nachzudenken.

    Ausgangspunkt ist die einfache Fesstellung: jede Theorie als Grundlage von Handeln ist so gut wie ihre Grundannahmen. Nach eifrigem Lesen in diesem Forum möchte ich folgende Stichpunkte anmerken:

    1. Es ist noch nicht einmal genau berechenbar, wie sich die Querbesaitung auf die Härte (und sonstiges) der Längsbesaitung auswirkt. (irgendein MIT-Fuzzi hat das wohl mal getan, jedoch wurden seine Ergebnisse wohl zurecht angezweifelt.)

    2. Die Auswirkung des Zusammenspiels von Rahmendicke, Rahmenhärte, Rahmenmaterial und Bauweise, chemischer Zusammensetzung und Eigenschaft einer Saite, zur Saitenanzahl im Verhältnis längst und quer, die Gestaltung der Ösen usw., die potentiellen Reibungsverluste an verschiedenen Stellen, ganz abgesehen von der Maschine oder den Föhigkeiten des Besaiters usw. usw. das alles bildet ein Korrelationsgeflecht, dass generelle Aussagen über den richtigen Besaitungsansatz eher angewzeifelt werden müssen.

    3. Es ist auch bekannt, dass bei Abgabe desselben Schlägers mit den gleichen Besaitungsvorgaben an unterschiedliche Besaiter (mit unterschiedlichen Maschinen) ungewollt Abweichungen von bis zu 20% entstehen.

    Daraus folgt, dass viele Diskussionen schon allein deshalb in die Irre gehen, weil sie von einer Berechenbarkeit und "Wissenschaftlichkeit" des Besaitungshandwerkes ausgehen, die es nicht gibt bzw. eine Illusion darstellt.

    Besonders witzig wird es, wenn Besaiter mit Werten inkl. Nachklommastellen um sich werfen. Was soll das? Vielleicht ist es eine schöne Illusion bei der Eingabe in elektronischen Geräten, aber es hat kaum etwas mit der Genauigkeit zu tun, was hinten dabei rauskommt. Ich habe auch noch nie davon gehört, dass Profis ihre Schläger mit 26,48 längs und 24,38 quer besaiten lassen. Das ist kurz gesagt bullshit. Vielleicht machen 0,5er-Schritte gerade noch Sinn.

    Dann gibt es ja noch die schöne Tabelle von Stringway. Und ja, viel Spass damit und ich beglückwünsche zu dem guten Gefühl, endlich alles richtig zu machen. Leider musste ich für mich (der wahrscheinlich dutzende unterschiedliche Schläger mal versucht hat, mit diesen Angaben zu besaiten) feststellen: vielleicht ein schöner Ansatz aber: forget about it.

    Was wäre mein bescheidener Rat an Besaitungsneulinge. Probiert einfach viel aus, macht euer Ding, besaitet 4 Knoten, 2 Knoten, ATW, Gosen-Methode, haltet euch an die Herstellerangaben (auch wenn sie vom Herz zum Kopf besaiten) oder auch nicht - ihr müsst euer eigenes Ding durchziehen. Lernt so viel wie möglich, ihr werden dadurch besser, Erfahrung (und Fehler) machen klug (Yutube hilft euch dabei!).

    Was kann man einem Tennisspieler raten, der nicht weiß, mit welcher Besaitungshärte er anfangen soll? Angenommen, er hat seine Lieblingssaite gefunden, dann sollte sich m.E. nach dem unteren Wert des Herstellers richten, der auf dem Rahmen angegeben ist. Von da aus sollte er ausprobieren, ob er so gute, zu wenig Kontrolle hat oder mehr/weniger Power bzw. Spin braucht. Entsprechend kann er mit der Härte hoch oder runter gehen. In einem zweiten Schritt kann er ja ausprobieren, was es ihm für ein Gefühl gibt mit 1-2 kp unterschiedlich längst und quer zu besaiten.
    That's it.
    Zuletzt geändert von gox; 11.12.2013, 14:52.
  • schotte
    Experte
    • 18.12.2008
    • 733

    #2
    @gox.....................wie war wie war einer dem ich 100% recht gebe.....dazu kommt noch die leidige Rederei was besser und was schlechter ist......wenn ich nur 300,00---500,00 € habe ist es eben die Maschine die ich mir leisten kann.....in dem preislichen rahmen sollten auch Vorschläge sein.....und vergesst doch bitte die 2te stelle hinter dem Komma.....Unsinn....macht einen Kurs mit und lasst euch eure Anfänger Fehler erklären.....wie man es besser macht....und wenn kein Kurs angeboten wird , fragt ob einer derjenigen die es können in eurer nähe wohnt und fragt ob er euch hilft......keiner sagt nein....ist meine Meinung aber nur.....
    Zuletzt geändert von schotte; 11.12.2013, 18:34.

    Kommentar

    • El Rey
      Veteran
      • 04.01.2010
      • 1882

      #3
      Ich glaube, dass die Kommazahlen das Ergebnis der Umrechnung von LBS auf KG sind und nicht exakt die Zugkraft der Besaiter angeben.
      Insgesamt aber ein im Kern interessanter Gedanke!
      -> 3x Wilson Ultra Tour V2.0 336 g, 314 SW, 30,6 cm Balance
      -> Prince 6000 & Prince Precision Tuning Center
      -> Racket One Tennisservice (www.racket-one.de)

      Kommentar

      • gox
        Insider
        • 11.04.2011
        • 337

        #4
        Zitat von El Rey
        Ich glaube, dass die Kommazahlen das Ergebnis der Umrechnung von LBS auf KG sind und nicht exakt die Zugkraft der Besaiter angeben.
        Insgesamt aber ein im Kern interessanter Gedanke!
        Noch nicht einmal bei der Umrechung LBS in KG entstehen solche Zahlen. Diese bezogen sich hier auch nicht auf ein konkretes Beispiel, sondern karrikieren eine bestimmte Haltung, die ich ab und an im Forum antreffe und die mir absurd erscheint.

        Ich erhielt (an PW) auch den Kommentar, dass meine Darstellung den Sinn des Forums in Frage stelle. Ich möchte betonen, dass dies ganz und gar nicht der Fall ist, zumal ich selbst mir hier schon viele nützliche Tipps und Anregungen geholt habe.
        Wichtig war mir vielmehr, dass neue Forumsmitglieder nicht völlig ratlos dastehen, nur weil sie in irgendwelche sinnlosen Diskussionen vermeintlicher Experten zerrieben werden, die m.E. über das Ziel hinausschießen.
        Oder jemand schon mal Federer oder Nadal zum Balljungen sagen hören: "lass mir den Schläger mit 27,36/25,27 besaiten?

        Es gibt einige grundlegende Aspekte, die man beachten sollte (Kopfgröße, Dicke der Saite, Art (Milti, Poly) usw), das ist ja auch mehrfach hinreichend beschrieben; anonsten gilt schlicht:
        probieren geht über studieren!
        Man nehme z.B. die Diskussion darüber, ob die Querbesaitung härter bespannt werden sollte, als ob das objektiv festgestellt werden könnte. Sorry: aber wenn es sich für jemanden (wie z.B. bei mir) einfach grauenhaft anfühlt, dann ist das eben so, mag es für einen anderen eben gut sein; oder ich traute mich mal zu erwähnen, dass ich ein super Gefühl mit dem Prestige MP hatte, indem ich ihn mit 2 kp Abstand 22/20 besaitet habe; da schrieb mir jemand, das könnte man mit einem 18/20er-Racket nicht machen, das gehe nur bei 16/19. Da muss ich sagen: hey, es hat sich noch nie so gut angefühlt, also sch.... drauf!
        So wenig wie es das objektiv richtige Auto für jemanden gibt, so wenig gibt es die "richtige" Besaitung.
        Zuletzt geändert von gox; 12.12.2013, 08:39.

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        • lissi27
          Experte
          • 30.04.2008
          • 660

          #5
          Schläger werden nicht erst seit heute bespannt, es gibt Erfahrungen 1000fach und die nützlichen gilt es weiter zu geben.
          Wenn mich jemand fragt, wie ich den Schläger besaiten würde, dann gebe ich ihm einen Mittelwert, mit dem 70% aller Spieler klar kommen, dafür ist schon mal die Tabelle gut.
          Eine mittlere Härte bei 35 DT sollte z.B. so u. so bespannt werden usw. ….dafür ist auch die Tabelle gut, als Leitfaden. Wenn du eigene Werte hast umso besser. Zwei Stellen hinter dem Komma sind Schwachsinn in der Praxis, weiß doch jeder.
          Bespannen mit richtiger Differenz ist ein extra Thema, wenn ich hier übertreibe verformt der Rahmen einen Zentimeter, zu so was kann man nicht raten.
          Lieber gox hast du nicht ein Ert, dann stell doch bitte deine Bespanndaten u. Härten in die Datenbank, als Beispiel für alle Ratsuchenden, das wäre nützlich, vielen Dank und Grüße
          Zuletzt geändert von lissi27; 12.12.2013, 21:43.

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          • gox
            Insider
            • 11.04.2011
            • 337

            #6
            Nein, ich stelle keine Daten hier ein, gerade weil es m.E. Unfug ist im Sinne einer objektiven Orientierungsvorgabe. Eine Wertetabelle macht Sinn, um sich für seine Kunden oder Freunde die Besaitung zu merken, bei der sie das beste Gefühl hatten, nicht aber, um so zu tun, als gebe es hier eine "richtige" Besaitungsweise. Dagegen spricht auch sämtliche Erfahrung.
            Wenn es ein Ergebnis aus der Auswertung von hunderten Profibesaitungen gibt oder aus dem Lesen dieses Forums, dann doch die, dass jeder Spieler (auch mit dem gleichen Schläger oder sogar mit derselben Saite) für sich zu einem ganz eigenen Ergebnis kommt. ES GIBT KEINE OBJEKTIV RICHTIGE BESAITUNG FÜR ALLE AUF EINEM BESTIMMTEN RACKET. Jeder muss die seine finden. Man kann sich höchstens Anregungen holen, alles andere ist Trial end Error, bis man gefunden hat, was einem zusagt.

            Ich möchte außerdem hinzufügen, dass um die kp ein regelrechter Popanz gemacht wird. Ich würde sogar behaupten, dass wenn ein Kurbel, ein Lissi, ein gox oder bernado unter denselben Vorgaben denselben Schläger besaiten würden, nicht genau das gleich herauskommt (herauskommnen kann), zumal wenn sie nicht die gleiche Maschine benutzen, veilleicht unterschiedlich knoten usw. Überdies: lass einen frisch besaiteten Schläger eine Weile liegen und die Besaitung ist schon nicht mehr dieselbe. Und dann gibt es die Besaiter (was ich hier ausdrücklich keinem unterstellen möchte), die laufen in den Clubs rum, erzählen etwas von 24,5 usw. und haben noch nie das Gewicht an ihrem Hebelarm verändert geschweige denn die Maschine in den letzten 10 Jahren kalibriert. Ja, ich habe ein ERT 300 und vielleicht bin ich (zumindest in meiner Umgebung) einer der wenigen, die nach dem Besaiten ZUSAMMEN MIT DEM KUNDEN das Ergebnis - den DT-Wert damit betrachten. Das ist m.E. die einzige Form der Transparenz, die Qualität (oder auch mal Fehler) offenlegen kann.
            Zuletzt geändert von gox; 13.12.2013, 09:44.

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