Es gibt immer wieder Diskussionen darüber, ob und wenn ja welche Eigenschaften einer Saite für mehr oder weniger Spin sorgen. Die einen sagen "dünnere Saiten bringen mehr Spin", die anderen sagen "eckige Saiten bringen mehr Spin", aber ist das nur der subjektive Eindruck oder kann man das auch beweisen?
Es gibt jetzt eine relativ neue wissenschaftliche Untersuchung dazu (Bendtsen et al., Februar 2015). Und die ist wirklich interessant.
Determining Mechanical Parameters for Spin in Tennis Strings
Der Artikel ist nicht kostenlos verfügbar, das Journal muß auch von etwas leben
Aber hier ein kurzes Fazit des Artikels:
In einer Versuchsapparatur wurde ein Schläger eingespannt und in einem definierten Winkel mit einem Tennisball beschossen (ca. 25 m/s = 90 km/h) und anschließend die Rotation des Balles gemessen (und noch einige andere Parameter wie Austrittswinkel, Austrittsgeschwindigkeit).
Die folgenden Saiten wurden verglichen:
- Yonex Poly Tour Spin 1.25
- MSV Co-Focus 1.18, 1.23, 1.27
- MSV Focus-Hex 1.10, 1.18, 1.23
- Pro's Pro Torpedo 1.27
- Tyger Rough Poly 1.25
Alle Saiten wurden mit 25 kp auf identischen Rahmen bespannt.
Das für viele überraschende Ergebnis: Die MSV Co-Focus erzeugte (statistisch signifikant) mehr Spin als die anderen Saiten, die alle auf einem ungefähr gleichen Level waren. Interessant vor allem deshalb, weil bei dem Vergleich mit der Focus-Hex ja sogar das Material das gleiche ist, nur das Profil der Saite ist unterschiedlich. Der Ball rotierte bei der Focus-Hex 1.18 mit 293,4 (+/- 4,4) Umdrehungen pro Sekunde, während er bei der Co-Focus 1.18 mit 319,7 (+/- 8,9) Umdrehungen pro Sekunde rotierte.
Es gab keinen Zusammenhang zwischen Durchmesser und Spin.
Es gab einen leichten Zusammenhang zwischen ECOR (Energy Coefficient of Restitution) und Spin. ECOR bezeichnet die Fähigkeit einer Saite, die kinetische Energie des Aufpralls wieder an den Ball zurückzugeben, was wiederum auch mit der Gleitfähigkeit bzw. dem Reibungskoeffizienten der Saiten aufeinander zusammenhängen könnte.
Die Autoren geben in ihrer Diskussion selbst an, daß die Studie nur mit einer Ballgeschwindigkeit und einem Winkel durchgeführt wurde. Es ist nicht auszuschließen, daß die Ergebnisse bei anderen Geschwindigkeiten und/oder Winkeln anders ausfallen.
Meine persönliche Erfahrung auf dem Platz ist, daß mir profilierte Saiten bei langsamer Zuschlagbewegung durchaus mehr Spin bringen und daß dieser Effekt mit steigender Zuschlagbewegung schwindet. Daher bin ich gespannt auf weitere Experimente der Aalborg Universität im Team von John Rasmussen mit geringeren Ballgeschwindigkeiten.
Es gibt jetzt eine relativ neue wissenschaftliche Untersuchung dazu (Bendtsen et al., Februar 2015). Und die ist wirklich interessant.
Determining Mechanical Parameters for Spin in Tennis Strings
Der Artikel ist nicht kostenlos verfügbar, das Journal muß auch von etwas leben
Aber hier ein kurzes Fazit des Artikels:
In einer Versuchsapparatur wurde ein Schläger eingespannt und in einem definierten Winkel mit einem Tennisball beschossen (ca. 25 m/s = 90 km/h) und anschließend die Rotation des Balles gemessen (und noch einige andere Parameter wie Austrittswinkel, Austrittsgeschwindigkeit).
Die folgenden Saiten wurden verglichen:
- Yonex Poly Tour Spin 1.25
- MSV Co-Focus 1.18, 1.23, 1.27
- MSV Focus-Hex 1.10, 1.18, 1.23
- Pro's Pro Torpedo 1.27
- Tyger Rough Poly 1.25
Alle Saiten wurden mit 25 kp auf identischen Rahmen bespannt.
Das für viele überraschende Ergebnis: Die MSV Co-Focus erzeugte (statistisch signifikant) mehr Spin als die anderen Saiten, die alle auf einem ungefähr gleichen Level waren. Interessant vor allem deshalb, weil bei dem Vergleich mit der Focus-Hex ja sogar das Material das gleiche ist, nur das Profil der Saite ist unterschiedlich. Der Ball rotierte bei der Focus-Hex 1.18 mit 293,4 (+/- 4,4) Umdrehungen pro Sekunde, während er bei der Co-Focus 1.18 mit 319,7 (+/- 8,9) Umdrehungen pro Sekunde rotierte.
Es gab keinen Zusammenhang zwischen Durchmesser und Spin.
Es gab einen leichten Zusammenhang zwischen ECOR (Energy Coefficient of Restitution) und Spin. ECOR bezeichnet die Fähigkeit einer Saite, die kinetische Energie des Aufpralls wieder an den Ball zurückzugeben, was wiederum auch mit der Gleitfähigkeit bzw. dem Reibungskoeffizienten der Saiten aufeinander zusammenhängen könnte.
Die Autoren geben in ihrer Diskussion selbst an, daß die Studie nur mit einer Ballgeschwindigkeit und einem Winkel durchgeführt wurde. Es ist nicht auszuschließen, daß die Ergebnisse bei anderen Geschwindigkeiten und/oder Winkeln anders ausfallen.
Meine persönliche Erfahrung auf dem Platz ist, daß mir profilierte Saiten bei langsamer Zuschlagbewegung durchaus mehr Spin bringen und daß dieser Effekt mit steigender Zuschlagbewegung schwindet. Daher bin ich gespannt auf weitere Experimente der Aalborg Universität im Team von John Rasmussen mit geringeren Ballgeschwindigkeiten.
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