Pro Stock Tennis Rackets und was dazu gehört

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  • Crazydoc
    Veteran
    • 11.03.2019
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    Erfahrungsbericht Pro Stock Tennis Rackets und was dazu gehört

    Vorwort:
    Jeder der sich tiefer mit der Thematik Tennis beschäftigt stolpert früher oder später unweigerlich über den Begriff „Pro Stock Rackets“. Ohne zu große Umschweife zu machen, handelt es sich dabei um Tennisschläger, welche auf die Vorlieben eines Tennisspielers angepasst werden.
    Diese Anpassungen können allgemein, als Veränderungen eines Stangenschlägers begriffen werden. Gerade am Profisektor kann man erkennen das die Hersteller von Schlägern auf die Vorlieben von Spielern eingehen und auch die Möglichkeit haben das Material dahingehend zu verändern damit sich Spieler wohl fühlen und das beste aus ihrem Spiel herausholen können.

    Dieser Beitrag soll interessierten Lesern die Möglichkeit geben sich über dieses doch oft recht mystisch angehauchte Thema auszutauschen. Gerade als Besaiter kann es vorkommen, dass man bereits das ein oder andere „komische“ Racket am Besaitungstisch hatte.
    Was einen Pro Stock Schläger nun von Stangenrackets unterscheidet, versuche ich nachfolgend zusammenzufassen. Um den warscheindlich trotzdem elendig lang werdenden Beitrag ein wenig einzukürzen versuche ich zu viele Details zu vermeiden um sich auf das wesentliche konzentrieren zu können. Bei detailierte Fragen diese einfach im Beitrag stellen.
    Um die weiteren Zeilen besser zu verstehen, sollte einem bewusst sein wie der Herstellungsprozess eines Tennisschlägers in der Regel abläuft.
    Dazu halte ich folgendes Video aufschlussreich:

    Ever wondered how a HEAD tennis racquet gets made? Take a unique look behind the scenes in the new episode of HEAD YouTek 'Making of'!For more information on...


    Wenn man das Video betrachtet hat, kann man sich vorstellen, wie leicht Schläger verändert werden können. Sei es durch das Verändern des Layup’s (andere Prepreg Faserrichtungen), dem Verzicht von Gewichten (casual weights), der Veränderung der Schlägerform (Mold) oder Länge aber auch der Grifform und Material, Der Bohrlochmuster (Saitenbilder) oder unzähligen anderen kleinen Dingen welche die Eigenschaften eines Schlägers verändern können.
    Diese ganzen Möglichkeiten können einen Schläger abändern und somit für einen Profi individualisiert werden.
    Um eines Vorwegzunehmen, Pro Stock Schläger sind nicht besser oder schlechter als Stangenrackets sondern einfach individueller oder besser gesagt leichter individualisierbarer.
    Dieser Umstand erlaubt es einen Hersteller, seiner fertigungsbedingten Abweichungen und Toleranzen auszugleichen und somit einen Profi eine gewisse Anzahl gleicher für ihn abgestimmten Schläger herzustellen.

    Meine Interpretation von Pro Stock Rackets aus Herstellersicht:
    Aus Sicht der Hersteller sind solche Rackets eine Möglichkeit auf die individuellen Wünsche der unter Vertrag befindlichen Spieler einzugehen und mit deren Erfolg an Absatzzahlen und Prestige zu wachsen. Individualisierungen sind, wie man sich vorstellen kann, mit erhöhten Kosten in der Herstellung verbunden. Daher werden solche Schläger wohl eher als notwendiges überl in Kauf genommen.

    Pro Stock Rackets aus Sicht der Spieler:
    Der Mensch ist ein „Gewohnheitstier“. Am Profisektor scheint Kontinuität und eine gleichbleibende Routine das „A&O“ zu sein. Dieser Umstand lässt sich auch auf das Material umlegen. So spielen viele Profis teils „alte Schläger“ im neuen Gewand. Dazu werden die gewohnten Schläger einfach so lackiert damit sie optisch einem kaufbaren Stangenmodell ähneln. Warum das so gehandhabt wird, kann sich jeder mit Hausverstand wohl selbst zusammenreimen.

    Pro Stock Rackets aus Besaitungstechnischer Sicht:
    Aus Besaitungstechnischer Sicht stellen solche Rackets wohl oft nur eine Ausnahme dar. Turnierbesaiter, vor allem bei höherdotierten Turnieren, werden dennoch schon öfters über das ein oder andere Modell gestolpert sein, welches sich vom Stangenracket unterscheidet.

    Pro Stock Rackets aus Sicht eines Tuners:
    Aus Sicht eines Tuners stellen Pro Stocks eine größeren Spezifikationsspielraum dar. Die meisten Pro Stock Modelle besitzen ein geringeres Gewicht wie das zughörige Stangenracket und können somit leichter modifiziert werden.

    Wie erkennt man einen Pro Stock Rahmen?
    Wie bereits erwähnt ähneln diese zumindest optisch den zu promotenden Stangenrackets. Für das geübte Auge ist es dennoch oft nicht schwer zu erkennen das Unterschiede gegeben sind. Der oft schnell zu erkennende Unterschied ist eine gegenüber den Stangenrackets vorhandene Hochglanzlackierung. Da ein Schläger in Profihängen in gewisser Weise auch eine Werbeplattform darstellt, will man damit eine gucke Erkennbarkeit sicherstellen. Zudem können ein verändertes Saitenbild, bestimmte Produktsticker, veränderte Griffe sowie die Schlägerform an sich darauf hinweisen. Tuner, welche über die Möglichkeit bestimmter Messgeräte und Erfahrung verfügen, können solche Schläger oft recht einfach bestimmen und diese auch von Plagiaten unterscheiden. Ist man sich unsicher lohnt sich oft auch ein Blick unter die Griffschalen eines Schlägers. Gerade die Modelle aus dem Hause Head, geben mit bestimmte Produktcodes über das Modell Aufschluss.

    Hier ein Beispiel:
    In folgendem Bild sind zwei Schläger mit gleicher Lackierung ersichtlich:




    Beim einen handelt es sich um einen Speed Pro der Touch Linie, der zweite ist ein ganz seltener Pro Stock der damals extra für einen, recht bekannten ?, serbischen Profi entwickelt wurde.
    Unterschiede sind sowohl im Saitenbild, sowie auch Kopfform und Größe (100‘‘ vs 95‘‘), der Form an sich (man vergleiche die Schlägergabel, Übergang vom Griff zur Gabel, Gabel zu Bridge, Boxbeam vs keinen) sowie die Rahmenstärke, Ösenband usw.
    Zudem besaß der Hairpin (Schläger ohne Griff) ein Gewicht von 223g und einen Balancepunkt von 37,3cm. Auch die Kennung war unter seinen Griffschalen erkennbar, was ihn als PT113B2 auswies.


    Hier auch noch ein Beispiel, wo man die Lackunterschiede erkennen kann:

    Produktcode unter den Pallets:

    Bei den beiden Modellen handelt es sich um einen Touch Prestige S (TGK291.6) sowie einen Pro Stock des Youtek IG Prestige S mit Saitenbild des IG Pro (TGT291.2). Dazu muss man wissen, dass Head seine Stangenmodelle mit TGKxxx.x bezeichnet und die Pro Stock Varianten mit TGTxxx.x. Zudem gibt es noch Modellbezeichnungen, die mit PTxxxx beginnen. Das sind meist sehr individuelle Schläger.

    Lohnt sich ein Pro Stock Racket für Hobbyspieler?
    Das kommt darauf an. Wer ein bestimmtes Spielgefühl sucht und bereit ist, für ein individuell angepasstes Racket zu investieren, kann davon profitieren.
    Allerdings sind viele Stangenrackets bereits sehr gut und oft besser für Freizeit- und Turnierspieler geeignet als ein schwerer, auf einen Profi zugeschnittener Schläger.


    LG Crazy
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