Vorhand mit geradem Arm - Segen oder Fluch?

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  • Spindoctor
    Postmaster
    • 08.07.2010
    • 147

    Vorhand mit geradem Arm - Segen oder Fluch?

    Vorhand mit geradem Arm - Segen oder Fluch?


    Einige der besten Spieler der Tour spielen ihre Vorhand mit geradem Schlagarm im Treffpunkt. Nadal und Verdasco spielen (fast) ausschließlich mit dieser Technik. Roger Federer nutzt sie bei einem bestimmten Prozentsatz seiner Schläge. Alle drei verfügen über herausragende Vorhände. Doch was bedeutet das für Bastian Ballschubser, den Freizeitspieler? Sollten sich auch durchschnittlich Begabte an dieser Variante der Vorhand probieren? Oder richten wir damit nur Schaden an? Hierzu ein paar Gedanken.


    Die Schulterrotation

    Bei Spielern, die mit geradem Arm schlagen, sind die Schultern im Treffpunkt im Wesentlichen parallel zum Netz (manchmal rotieren sie sogar noch etwas weiter). Das ergibt auch Sinn, ihr könnt es selbst ausprobieren: Es ist schwierig bzw. unmöglich, den für diese Armhaltung typischen extremen Treffpunkt zu erreichen, wenn die Schultern bis zum Treffpunkt nicht mindestens 90 Grad rotieren.

    Der Treffpunkt geschieht ungefähr in der Mitte des Rotationsprozesses. Die Schultern rotieren etwa 90 Grad bis zum Treffpunkt und anschließend weitere 90 Grad bis zum Schlagende.

    Die Frage für uns Freizeitspieler lautet: Können wir unseren Torso in der gleichen extremen Weise rotieren? Ohne diese massive Rotation ist es unmöglich, den extremen Treffpunkt zu erreichen. Man bedenke: Je umfangreicher die Bewegung, umso schwieriger ist das Timing und die Kontrolle. Außerdem wird mehr Kraft verbraucht. Können wir die extreme Rotation wirklich kontinuierlich in unseren normalen Schlagablauf integrieren?


    Der Stand

    Das bringt uns zum Stand. Profi-Spieler schlagen die Mehrzahl der Bälle mit einer Version des offenen Stands. Das hängt mit dem Griff, aber auch mit der Höhe des Ballabsprungs zusammen. Der Ballabsprung ist aufgrund des enormen Topspin-Anteils so hoch, dass es äußerst schwierig ist, den Schritt nach vorne zu machen und aus dem seitlichen (neutralen) Strand zu schlagen. Stattdessen explodieren die Spieler nach oben, um die Treffpunkthöhe zu kontrollieren und den Ball in ihrer "Wohlfühlzone" zu spielen. Der offene Stand ist ideal geeignet für die extreme Torso-Rotation, die wir bei der Vorhand mit geradem Schlagarm sehen.

    Die Spieler haben Probleme mit tiefen Bällen, bei denen sie gezwungen sind, den Schritt ins Feld zu machen. Damit ihre Torso-Rotation nicht blockiert wird, müssen sie ihren vorderen Fuß mitten im Schwung anheben und nach links zur Seite bewegen. Nur so können sie ihren Oberkörper ungehindert rotieren. Gewöhnlich fällt die Rotation in diesen Fällen etwas geringer aus und die Schläge sind nicht so explosiv, als wenn die Spieler in der Luft sind und vollständiger rotieren können.


    Mangel an Flexibilität

    Auch Spieler, die mit der "double-bend" Technik spielen, können die extreme Körperrotation aufweisen. Djokovic ist ein Beispiel hierfür, genau wie Roddick und praktisch alle anderen Topspieler, zumindest in bestimmten Situationen. Mit dem "double-bend" hat man jedoch eine größere Flexibilität. Diese Spieler können – auch wenn dies heutzutage selten geschieht – den seitlichen Stand und eine weniger extreme Rotation nutzen und immer noch ihren natürlichen Treffpunkt erreichen. Beispielsweise, wenn der Ball eher tief und mit wenig Geschwindigkeit ankommt, und der Treffpunkt zwischen Hüfte und Oberkörpermitte liegt. Dies ist die typische Absprunghöhe auf Freizeitlevel. Die Gesamtmenge an Rotation ist in diesem Fall nur etwa 90 Grad, die Schultern sind am Schlagende parallel zum Netz und rotieren nicht weiter. Beachtet: Der Treffpunkt liegt trotzdem ziemlich genau in der Mitte des Rotationsprozesses; er geschieht, wenn die Schultern ca. zwischen 45 und 60 Grad zum Netz sind.

    Die "double-bend" Technik ist sehr flexibel in dieser Hinsicht. Man kann mit ihr einen perfekten Vorhand-Drive aus dem seitlichen Stand spielen. Wenn der Ball höher ist, kann man mit ihr problemlos aus dem offenen Stand spielen und den Umfang an Torso-Rotation sogar noch vergrößern. Letzteres ist allerdings eher eine Option, denn eine Notwendigkeit. Wenn ihr diese Option nutzen wollt, solltet ihr die Grundelemente der Vorhand allerdings sicher beherrschen. Ansonsten gilt: Einfachheit ist besser!


    Fazit

    Jeder Spieler sollte sicherstellen, dass die von ihm verwendete Technik seinen Fähigkeiten und seinem Spielniveau entspricht. Die Vorhand mit geradem Arm ist meiner Meinung nach aus den oben genannten Gründen nur für Fortgeschrittene und technisch äußerst versierte Spieler empfehlenswert.

    Welche Variante nutzt ihr? Gerader Schlagarm oder "double-bend"? Worin seht ihr die Vor- bzw. Nachteile der beiden Varianten?

    Spindoctor
    Zuletzt geändert von Spindoctor; 06.08.2011, 23:20. Grund: Formatierung überarbeitet
  • alexryder
    Benutzer
    • 25.05.2010
    • 33

    #2
    Sehr interessantes Thema!

    Die Tatsache, dass sowohl Nadal als auch meistens Federer den gestreckten Arm benutzen, müsste einem echt zu denken geben!
    Ich finde, der doublebend ist allerdings viel leichter zu lernen als der gestreckte Arm.
    Ich denke, dass man mit dem gestreckten Arm mehr Spin produzieren kann, ist allerdings für Anfänger bis mittlere Spieler fast egal...

    Habe dazu noch ein interessantes Video:
    Auf YouTube findest du die angesagtesten Videos und Tracks. Außerdem kannst du eigene Inhalte hochladen und mit Freunden oder gleich der ganzen Welt teilen.


    Wird da sehr schön erklärt, wie ich finde.

    Ich persönlich schlage mit der DoubleBend Vorhand, werde allerdings demnächst mal etwas ausprobieren diesbezüglich.
    Schläger : Aero Pro Drive Cortex
    Saite : Tecifibre Black Code [29/29]

    Kommentar

    • Guido
      Veteran
      • 21.05.2009
      • 1451

      #3
      hier sieht man bei 1:38 Min schön den Unterschied:
      links: single-bend rechts: double-bend

      Kommentar

      • Gunter
        Benutzer
        • 07.06.2010
        • 82

        #4
        der gerade Arm ist bei mir insofern ein Fluch, als er bedeutet, dass ich den Ball grad noch aus einer Ecke rauskrallen konnte

        Kommentar

        • MagicUwe
          Insider
          • 07.02.2006
          • 493

          #5
          Wenn die Referenzen Nadal und Federer nicht wären, könnte man sagen, ein gerader Arm ist mittlerweile oldschool.

          Interessant ist diese Ansicht dazu (ab 4min):



          Der Arm ist nicht gerade, sondern slight bend ... und mit wrist back at contact ist es dann insgesamt mindestens single bend position ...
          Zuletzt geändert von MagicUwe; 09.08.2010, 12:37.
          No Compromise!

          Kommentar

          • Philipp203
            Postmaster
            • 18.03.2010
            • 273

            #6
            Ich schlage meine Vorhand mit einem geraden Arm, mein ganzer Bewegungsablauf bei der Vorhand habe ich mir von Federer versucht abzuschauen und umzusetzen. Fühle mich mit dieser Vorhandvariante sehr sicher und ich habe auch das Gefühl, dass ich mit dem gestreckten Arm mehr Spin, Power und Reichweite habe. Natürlich kostet es mehr Kraft, aber dafür krieg ich auch viel mehr Tempo in meine Schläge.
            Vielleicht sollte ich noch dazusagen dass ich Juniorenspieler bin, d.h. diese "old-school" Vorhand ist sogar noch von vielen Junioren vertreten.
            Aber letzendlich muss jeder selber entscheiden was ihm besser liegt.
            Ist aber, wie ich finde, ein sehr interessantes Thema.

            Grüße Philipp
            Schläger in Testphase, im Moment: Wilson Blade Tour BLX
            Pacific Poly Force 1,24 27/28 kg

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            • Endy
              Experte
              • 06.04.2007
              • 902

              #7
              Sehe ich wie Uwe.
              Schöner Text oben.

              Ist eben doch kein OldSchool mit den beiden Beispielen. Wobei ja früher ein gerader Arm etwas ganz anderes war als heute; die beiden spielen ja bzgl. der Bewegung nach ,,allen Regeln" der Bewegungslehre und der ,,gerade Arm" ist nur sehr kurze Zeit gerade. Und ob überhaupt gerade, bin ich mir gar nicht so sicher. Was da noch für ein Winkel sein könnte? Evtl. minimal. Und wenn nicht, wie ist die Muskelspannung in diesem Punkt.
              Und noch interessanter würde ich finden, wieviel Prozent der Schläge wirklich mit geradem Arm sind und ob sich das dann nicht gleich wieder alles relativiert. Wer weiß, sollte es da keine genauen Zahlen geben, fallen vielleicht nur die Bälle mit wirklich ,,gestrecktem" Arm besonders auf und es sind eigentlich nur ein paar Prozent in bestimmten Situationen.

              Früher hatte man den geraden Arm entgegen allen heute bekannten Gesetzen gespielt mit einem wesentlich größeren Bewegungsradius, indem die Streckung vorhanden war.

              Interessant wäre, wie die Technik entstanden ist bei den Beiden.
              Zuletzt geändert von Endy; 09.08.2010, 12:29.
              www.tennislobby.de

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              • MagicUwe
                Insider
                • 07.02.2006
                • 493

                #8
                Vielleicht sucht man sich einfach immer die Besten als Vorbild aus und immitiert die Technik dann:



                Und vielleicht wären Nadal und Federer mit double-bend noch besser.

                Es hat meiner Meinung sehr viel mit dem Griff zu tun: je mehr der Griff in Richtung Western geht, desto natürlicher ist double-bend.

                Dazu kommt, das wrist-pronation bei der Vorhand keine einfache Sache ist, um Dopspin zu erzeugen ...
                No Compromise!

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                • black
                  Benutzer
                  • 16.03.2009
                  • 40

                  #9
                  Zitat von Spindoctor
                  Bei Spielern, die mit geradem Arm schlagen, sind die Schultern im Treffpunkt im Wesentlichen parallel zum Netz (manchmal rotieren sie sogar noch etwas weiter).
                  Das ist meiner Ansicht nach mit leicht-mittel gebäugtem Arm bei einer offenen Vorhand ebenfalls immer der Fall. Ich würde behaupten das jeder der mit einer leicht-mittel gebäugten Vorhand spielt und mit der Schulter nicht parallel zum Netz beim Treffpunkthat, timing-Probleme und fehlende Beweglichkeit/Lockerheit (und nat. Rumpfmuskulatur etc.) aufweist.
                  Das dies der Fall ist sieht man bei den Damen im letzten Video.

                  Zitat von Spindoctor
                  Die Frage für uns Freizeitspieler lautet: Können wir unseren Torso in der gleichen extremen Weise rotieren? Können wir die extreme Rotation wirklich kontinuierlich in unseren normalen Schlagablauf integrieren?
                  Definitiv nein. Nicht über einen Zeitraum von mehr als 30 Minuten. Diese Intensität die in den Bewegungen steckt sind über längere Strecken nur für übertrainierte (und es wird natürlich, natürlich nachgeholfen) Nadals und Co. vorbehalten. Und ich denke nicht das man etwas trainieren sollte was man physisch nicht mal in einem straffen alle-7-Tage-Training stemmen kann.

                  Aber ich denke das kann und sollte auch nicht der Anspruch eines Freizeitsportlers sein.
                  Es gibt einfachere und wirksamere Ansätze sein Spiel zu verbessen als so Kleinigkeiten.
                  Zuletzt geändert von black; 23.08.2010, 02:31.
                  To be old and wise, you first have to be young and stupid.

                  Kommentar

                  • Schwelli
                    Veteran
                    • 17.06.2008
                    • 1023

                    #10
                    Zitat von black
                    Definitiv nein. Nicht über einen Zeitraum von mehr als 30 Minuten. Diese Intensität die in den Bewegungen steckt sind über längere Strecken nur für übertrainierte (und es wird natürlich, natürlich nachgeholfen) Nadals und Co. vorbehalten. Und ich denke nicht das man etwas trainieren sollte was man physisch nicht mal in einem straffen alle-7-Tage-Training stemmen kann.
                    Klärt mich mal einer auf: Soll das jetzt ein Doping-Vorwurf sein?
                    http://www.facebook.com/Sandplatzgoetter

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                    • black
                      Benutzer
                      • 16.03.2009
                      • 40

                      #11
                      Nein, unmöglich.
                      To be old and wise, you first have to be young and stupid.

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                      • Schwelli
                        Veteran
                        • 17.06.2008
                        • 1023

                        #12
                        Ah ja...
                        http://www.facebook.com/Sandplatzgoetter

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                        • Pedro66
                          Benutzer
                          • 31.01.2014
                          • 75

                          #13
                          Interessantes Thema. Ich glaube von den Profis haben ungefähr 80 % Double Bend und 20 % Straight Arm. Grob geschätzt.

                          Ich selber schlage die Vorhand "Double Bend" und finde es auch wesentlich einfacher. Man hat einfach mehr Toleranz im Treffpunkt, kann es viel besser ausgleichen, wenn man mal ein bisschen früher oder später trifft, wenn man mal ein bisschen dichter am Körper oder etwas weiter weg vom Körper treffen muss.

                          Bei der "Straight Arm"-Variante muss die Beinarbeit, die Einschätzung des ankommenden Balles und das Schlagtiming viel genauer stimmen. Dann hat sie aber wahrscheinlich Vorteile, glaube ich. Präzision, Stabilität, Power & Spin sind dann wahrscheinlich besser.

                          Ich selbst hab auch mal die Straight Arm-Variante probiert, habs aber nicht hingekriegt. Auf jeden Fall habe ich gemerkt, dass eine Umstellung ein längerer Prozess wäre. Ich würde mindestens ein halbes Jahr brauchen, um annähernd auf dem gleichen Level zu landen, den ich jetzt auf der Vorhand habe. Vielleicht würde ich auch wesentlich länger brauchen. Für mich ein zu riskantes Experiment mit ungewissem Ausgang.

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                          • slowly
                            Insider
                            • 25.08.2014
                            • 380

                            #14
                            Leider sind hier alle Videos nicht mehr sichtbar und ich bin nicht ganz sicher, was eigentlich gemeint ist.

                            Also meine Erfahrungen, ich zieht und knicke den Arm im Ellbogengelenk leider immer mal ein, weil ich zuspät bin und dies dann ausgleichen möchte. Diese Schläge gehen häufig nicht in Ziel und haben auch kein gutes Gefühl. Wenn ich aber rechtzeitig dran bin und daran denke den Arm im Ellbogen zu strecken, also nach vorne zu schieben, dann haben ich einen besseren Treffpunkt, ein besseres Gefühl, mehr Spin und mehr Beschleunigung, weniger Vibrationen und negative Einflüsse auf meinen Arm und Handgelenk.

                            Ich stelle nichts um oder mache etwas anders. Ich nehme den gleichen Stand zum Ball und Körperhaltung. Ich versuche nur, den Arm im Ellbogen nach vorn durchzuschieben. Wenn es mir gelingt, dann habe ich viel besseres Vorhandspiel als wenn ich es nicht schaffe oder vergesse.

                            Sollte also dieses Durchdrücken im Ellbogen gemeint sein, dann sollte es jeder mal versuchen. Vielleicht passt auch meine Technik gut dazu, aber ich spiele damit besser.
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