Loch im Kopf...sichergeglaubtes Spiel verloren

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  • perminator
    Postmaster
    • 15.04.2009
    • 120

    Loch im Kopf...sichergeglaubtes Spiel verloren

    Servus,

    4 Wochen to go und ich hab nach dem gestrigen LK spiel ein Loch im Kopf.
    Es ist etwas eingetreten was mich 3 Phasen nach hinten wirft.
    Gesten Gegner gleiche LK Klasse 6:0 geführt und 3:1 und auch noch selber Aufschlag, dann den Gegner auf 4:5 davonziehen lassen und noch 5:7 verloren und dann gleich noch den langen Tiebreak versch***

    Jetzt bin ich über 40 und denke man wird gelassener.
    Muss dazu sagen ich hatte davor 3-4 Schluck Weizen.
    Denke das hat beflügelt. Dann ließ anscheinend die Wirkung nach.
    Mein Problem - ich bin zu blockiert und zu nervös und wenn ich das Spiel nicht dominieren kann, tu ich mich schwer.
    Kann aber auch schwer umschalten, von defensiv auf agressiv und umgekehrt.
    Ideen? Denke das haben viele mitgemacht...aber sowas macht mich echt fertig, insbesondere ich mit dem Sieg die Klasse jetzt schon gesichert hätte.

    Gruss, Peter
  • Guido
    Veteran
    • 21.05.2009
    • 1451

    #2
    Zitat von perminator
    Muss dazu sagen ich hatte davor 3-4 Schluck Weizen.
    Denke das hat beflügelt. Dann ließ anscheinend die Wirkung nach.
    ...glaub ich nicht - da Überschätzt Du die Wirkung des "leistungssteigernden Getränks"

    Zitat von perminator
    ...aber sowas macht mich echt fertig, ...
    ...das Problem hat bestimmt schon jeder erlebt.
    Nach einem dominanten 6:0 Satz ist es immer schwierig, auch im nachfolgenden Satz hochkonzentriert zu bleiben... man neigt dann dazu, sich unbewusst eine Ruhephase zu gönnen.
    Man darf aber auch nicht nur die Schwächen bei sich suchen - häufig stellt der Gegner sein Spiel bzw. Taktik aufgrund der drohenden Niederlage um ...und eh man das merkt, liegt man plötzlich im Rückstand.
    Viele Gegner werden bei verlorenen 1. Satz defensiver (spielen mit weniger Druck und riskieren weniger).
    Es gibt natürlich auch Gegner, die den ersten Satz brauchen, um richtig ins Spiel zu finden und erst ab dem 2. Satz ihr gutes Tennis zeigen können...

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    • Spindoctor
      Postmaster
      • 08.07.2010
      • 147

      #3
      Hey Peter,

      dein Leistungseinbruch kann viele (mentale) Ursachen haben. Guido hat schon einige wichtige genannt. Um dir noch etwas spezifischer antworten zu können, möchte ich dich zunächst fragen, welcher / welchen der folgenden Aussagen du in Bezug auf dein gestriges Match zustimmen würdest:
      • Ich denke ergebnisorientiert.
      • Ich habe Angst vorm Scheitern und werde steif und zurückhaltend unter Druck.
      • Ich möchte die Leute in meinem Umfeld (Trainer, Freunde, Teamkameraden, etc.) nicht enttäuschen.
      • Ich neige zu Selbstzweifeln und verliere schnell mein Selbstvertrauen, wenn es nicht läuft.
      • Ich werde schnell frustriert, wenn ich meine Erwartungen nicht erfülle.
      • Ich möchte jeden Schlag perfekt spielen.
      • Ich verliere an Körperspannung, wenn ich in Führung liege.
      • Ich bin vor lauter Nervosität nicht in der Lage, unter Druck klar zu denken


      Gruß,
      Spindoc

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      • Decky
        Forenjunky
        • 01.04.2009
        • 2000

        #4
        Sehr gut Spindotore

        Ich sehe bissle andersch , aber zusetzlich zu deinen aufgeführten punkten.

        . der Gegner traff eine weile weniger und wurde permanent stärker
        . der Gegner verstand endlich wenn er nicht mehr bringt ist es vorbei
        . der Gegner hatte einfach den kleinen Qualitätsunterschied drauf der gereicht hat


        Es ist dan egal was perminator über sich denkt , der Gegner hatte woll noch was zu zeigen.
        Tennis Profi ist Leidenschaft

        Kommentar

        • perminator
          Postmaster
          • 15.04.2009
          • 120

          #5
          Tach Jungs...vielen Dank erstmal zu dem Feedback.
          Nun ja - da ist viel dran und bei allen Punkten war etwas dabei.
          Summa Summarum...bis zum 5:5 hat mir einfach die Konzentzration und Anspannung gefehlt. Genauso wie ihr es beschreiben hattet.
          Dazu kam auch dass ich mit den Schlägen vorsichter wurde, die plötzlich zu kurz waren und der am T mich links und rechts passierte.
          Danach versuchte ich sicher länger zu spielen. Die gingen dann ins aus.
          Schupp die Wupp kam ich nicht mehr aus dem Teufelsrad raus.
          Ich denke der Biss hat gefehlt...das 6:0 war zu leicht erzielt.

          Kommentar

          • AlfaChris
            Experte
            • 28.01.2008
            • 573

            #6
            • Ich denke ergebnisorientiert. +
            • Ich habe Angst vorm Scheitern und werde steif und zurückhaltend unter Druck. ++
            • Ich möchte die Leute in meinem Umfeld (Trainer, Freunde, Teamkameraden, etc.) nicht enttäuschen. ++
            • Ich neige zu Selbstzweifeln und verliere schnell mein Selbstvertrauen, wenn es nicht läuft. +
            • Ich werde schnell frustriert, wenn ich meine Erwartungen nicht erfülle. +
            • Ich möchte jeden Schlag perfekt spielen. -
            • Ich verliere an Körperspannung, wenn ich in Führung liege. ++
            • Ich bin vor lauter Nervosität nicht in der Lage, unter Druck klar zu denken +
            Hi Spindoctor!
            Vielen Dank für diese Liste! Bei mir trifft so ziemlich alles hier zu. (Nur mal ein Beispiel: Habe heute gegen einen wirklich deutich schwächeren gespielt. Das sag ich nicht nur so, sondern ich denke, dass ein Satz, in dem ich 5 Spiele in folge gewinne und da bei nur einen ! Punkt abgebe schon viel sagt. Im zweiten Satz war dann von einer Sekunde auf die Andere die Körperspannung weg und ich spielte 3 Klassen schlechter wie vorher. Mein Arm wog gefühlte 40 Kilo, meine Beine waren schwer und ich konnte mich nicht mehr konzentrieren. Beim 3:3 hätte ich dann fast mein Aufschlagspiel zum 3:4 abgegeben. Musste kämpfen ohne Ende, um das Spiel herumzureissen. Plötzlich ging es dann wieder... ) Hast Du auch ein paar Tipps, was man machen kann, wenn man so ein verkorkster Typ ist? Habe mal mit + und - markiert was zutrifft und was nicht. Sich einfach nur einzureden, dass einem das Ergebnis egal sei, hilft ja nur bedingt....

            Wenn ich es nur schaffen würde, durch einen Tipp von Dir etwas gelassener zu werden, würde mir das echt sehr sehr helfen!!!
            Zuletzt geändert von AlfaChris; 03.04.2011, 17:25.
            LG, Chris
            _________________________________________________________________
            Faves: Federer, Zverev, Struff
            Material: Babolat Pure Aero Team, Solinco Barb Wire

            Kommentar

            • Anonymus2010
              Postmaster
              • 23.08.2010
              • 118

              #7
              jaja, das ist schon manchmal ne komische sache. habe gestern beim training ein trainigsspiel gemacht, 1 satz. ich bin locker auf 4:0 davongezogen, ohne jegliches problem. dann hab ich mich schon selber dabei erwischt an ein 6:0 zu denken, was passiert?! es steht auf einmal nur noch 4:3 für mich und ich werde nervös. dann hab ich aber nochmal nen break geschafft und es steht 5:3 für mich und ich habe aufschlag. diesen habe ich aber sang und klanglos zu null abgegen (ich glaub es kam kein einziger erster) und dann wurde ich richtig nervös, habe mir aber selber gesagt das ich mich jetzt zusammenreißen und konzentrieren muss. joa dann hab ich ihm seinen aufschlag zu null abgenommen und 6:4 gewonnen. da war mal wieder der beweis, hohe führungen sind extrem gefährlich, da man den satz bzw. das match schon in gedanken hinter sich hat.

              Kommentar

              • Spindoctor
                Postmaster
                • 08.07.2010
                • 147

                #8
                Chris,

                die gute Nachricht: Du bist kein verkorkster Typ ;-) Ich denke, jeder macht mit vielen der aufgelisteten Probleme früher oder später Bekanntschaft. Ich kenne zumindest niemanden, der von Natur aus psychisch derart gefestigt ist, dass er mit den Auf und Abs während einer Partie problemlos klarkommt. Drei Dinge möchte ich ansprechen, die ich meine, aus deinem Posting herausgelesen zu haben:


                1. Behalte deine Intensität bei

                In Führung liegend ist es wichtig, dass du dich nicht ablenken lässt. Vermutlich hast du dich nach den 5 Spielgewinnen in Serie in trügerischer Sicherheit gewogen. Der Gedanke, dass es sich bei deinem Gegenüber um einen deutlich schwächeren Spieler handelt, hat bei dir die Erwartungshaltung genährt, diesen Gegner schlagen zu müssen. Doch Vorsicht! Selbst wenn du 5:1 führst, bedeutet das nicht zwingend, dass du 5 Mal besser bist als dein Gegner. Die anscheinend große Lücke verkleinert sich kontinuierlich, wenn dein Kontrahent besser zu seinem Spiel findet und du hier und da ein paar Punkte vergibst. Während dein Gegner sich mit jedem Ball besser fühlt, steigt bei dir der Level an Frustration. Ein 5:3 fühlt sich dann schon ganz anders an -- besonders, wenn du ein oder zwei Satzbälle liegen gelassen hast. Die hohe Erwartungshaltung bewirkt, dass du dich selbst unter Druck setzt, wenn deine Führung dahinschmilzt. In diesem Zustand ist es sehr schwer, die Muskeln entspannt zu lassen und das Racket locker zu schwingen.

                Aus meiner Sicht ist es wichtig, zu keinem Zeitpunkt im Match den Gegner zu unterschätzen. Tennis ist nicht wie Fußball. Im Fußball kann man einen Gang runterschalten und die Führung über die Zeit retten, wenn man 5:1 führt. Im Tennis gibt es keine Zeitbegrenzung. Niemand weiß, wie viele Spiele der Satz / das Match noch andauern wird. Man täuscht sich sehr leicht und glaubt die Ziellinie zu erkennen, wenn man hoch führt. Oft wird man dann vorsichtig und möchte die "letzten" Punkte mit ein paar Sicherheitsschlägen beenden, um ja nichts mehr anbrennen zu lassen. Diese Denkweise lässt aber eine entscheidende Variable außer Acht: die Reaktion des Gegners.

                Der Matchausgang hängt nicht nur von einem selbst ab, sondern auch vom Mann / der Frau auf der anderen Seite des Netzes. Sicherheitstennis deinerseits ist in den meisten Fällen dem Spiel deines Gegners unterlegen. Daher ist es wichtig, dass du beim Ausservieren eines Satzes oder nach einem deutlich gewonnenem Auftaktsatz die Intensität hochhältst. Setz dir für jedes Spiel oder jeden Punkt kleine Zwischenziele, um die Konzentration aufrechtzuerhalten (z. B. mind. 3 lange Returns an die Grundlinie). Mach dir klar, mit welcher Spielweise du dir überhaupt erst die komfortable Führung erarbeitet hast und behalte sie bei. Spiel weiterhin diejenigen Schläge, mit denen du bislang so erfolgreich warst.


                2. Erkenne taktische Änderungen deines Gegners

                Indem du dir vergegenwärtigst, mit welcher Spielweise du das Zepter im Mach übernommen hast, bist du auch eher in der Lage, taktische Veränderungen im Spiel deines Gegners wahrzunehmen. Achte genau darauf, was dein Gegner macht. Viele Spieler können gar nicht genau beschreiben, wann und wie das Momentum im Match gekippt ist, weil sie dem Spiel ihres Kontrahenten nicht genügend Aufmerksamkeit schenken. Selbst von den Profis hört man in Pressekonferenzen oftmals nur vage Umschreibungen, wenn sie die Gründe für einen plötzlichen Matchumschwung erläutern sollen. "Sie ist im zweiten Satz besser in den Rhythmus gekommen".

                Solche Feststellungen reichen nicht aus, um auf eventuelle taktische Veränderungen im Spiel deines Gegners zu reagieren. Und es ist davon auszugehen, dass die meisten Spieler etwas in ihrer Vorgehensweise ändern werden, wenn sie hoch zurückliegen. Dann musst du sicherstellen, deine Anstrengungen zu verschärfen, um deinen Kontrahenten nicht zurück ins Match kommen zu lassen. Die meisten Spieler, die auf der Verliererstraße sind, ändern ihre Taktik aus Verzweiflung. Was auch immer sie unternehmen: Du kannst davon ausgehen, dass es ihre zweite Wahl ist. Niemand hält seine erstbeste Taktik zurück, um sie erst im Notfall zur Anwendung zu bringen. Dein Gegner wird vermutlich nicht sehr lange an seinen Änderungen festhalten, wenn du deinen Fokus intensivierst und aggressiv zu Ende spielst.


                3. Befreie dich von unnötigem Druck

                Dein bestes Tennis ist in dir drin. Aber es kann nicht nach draußen, wenn deine Gedanken oder deine Muskeln verkrampft sind. Es kann nur zum Vorschein kommen, wenn du ausreichend entspannt bist. Sicher hast du auch schon einige Male nahezu perfekte Returns gespielt, nachdem du den Ball Aus gegeben hattest. Als es um nichts ging. Damit dir das auch bei regulären Punkten gelingt, braucht es ein bisschen Übung. Es gibt leider keinen einfachen Tipp, den man einmal liest und anschließend wie von Zauberhand umsetzen kann. Aber man kann körperliche und mentale Entspanntheit durch regelmäßiges Training in einem Maße trainieren, dass man bei wichtigen Punkten deutlich ruhiger bleibt. Schau dir mal die Threads Entspannt bleiben in Drucksituationen, Die richtige Atmung im Tennis und Die Magie des Moments hier im Forum an. Vielleicht ist da das ein oder andere für dich dabei, das dir hilft, deinen Stresslevel besser zu regulieren.

                Ferner ist es wichtig, dass du dich nicht davor fürchtest, die Erwartungen der Menschen in deinem Umfeld im Falle einer Niederlage zu enttäuschen. Trenne immer zwischen dem Ergebnis und deiner Person. Lass nicht zu, dass deine Leistung auf dem Tennisplatz darüber entscheidet, wie du über dich denkst und fühlst. Gedanken darüber, was dein Trainer oder deine Teamkameraden von dir halten, bringen dich nicht weiter. Sie sind zumeist nichts weiter als Unterstellungen, die dich von wichtigeren Dingen ablenken. Jeder macht Fehler im Verlaufe einer Partie. Große Spieler zeichnen sich dadurch aus, dass sie Fehler einfach nur wahrnehmen, ohne sie negativ zu bewerten. Sie verschwenden keinerlei mentale Kapazitäten, indem sie vorangegangenen Punkten lange nachhängen. "Weiter, immer weiter" hat Oliver Kahn einmal gesagt. Und er hat recht.

                Wie immer erhebe ich keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Aber ich hoffe, ich konnte dir zumindest ein paar Anhaltspunkte geben, die wichtig sind, um mit besagten Matchsituationen souverän umzugehen. Klär mich auf, wenn ich vollkommen daneben liegen sollte.

                Gruß,

                Spindoc
                Zuletzt geändert von Spindoctor; 04.04.2011, 19:03. Grund: Grammatik

                Kommentar

                • AlfaChris
                  Experte
                  • 28.01.2008
                  • 573

                  #9
                  Hi spindoc,

                  vielen Dank für Deine ausführlich Antwort.

                  Ich werde mir das von Dir geschriebene ein paar mal durchlesen und es möglichst bald in einer Matchsituation versuchen umzusetzen. Die von Dir referenzierten Artikel kenne ich bereits und habe die auch schon recht erfolgreich umgesetzt. Vieles ist dadurch schon etwas besser geworden.

                  Es gibt leider keinen einfachen Tipp, den man einmal liest und anschließend wie von Zauberhand umsetzen kann
                  Ich denke, das bringt einiges auf den Punkt. Ich tendiere schon dazu, den großen Hebel zu suchen, nachdem alles gut ist. Aber ich denke mittlerweile gelernt zu haben, dass auch Mentale Verbesserung harte Arbeit/Training bedingen.
                  LG, Chris
                  _________________________________________________________________
                  Faves: Federer, Zverev, Struff
                  Material: Babolat Pure Aero Team, Solinco Barb Wire

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                  • Spindoctor
                    Postmaster
                    • 08.07.2010
                    • 147

                    #10
                    Zitat von AlfaChris
                    [...] ich denke mittlerweile gelernt zu haben, dass auch Mentale Verbesserung harte Arbeit/Training bedingen.
                    Vollkommen richtig. Viel Erfolg dabei!

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