Was kann man von welchem Profi abschauen?

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  • Gärtnermeister
    Postmaster
    • 22.01.2010
    • 105

    Frage Was kann man von welchem Profi abschauen?

    Als begeisterter Hobbyspieler bin ich ja ständig bemüht mich zu verbessern. Meiner Meinung geht das ganz gut wenn man sich für bestimmte Mechanismen Vorbilder sucht. Damit versuche ich auch gerade meinem Schwager das Tennisspielen schmackhaft zu machen. OK, ist eigentlich schon gelungen, er liebt das Tennisspiel mittlerweile und will nun unbedingt möglichst schnell möglichst viel dazu lernen.

    Lernen kann man von:

    Andy Murray - Splitstep. Er macht ihn sehr deutlich, springt ungewöhnlich hoch und hat die eher seltene Angewohnheit auch beim Zurücksprinten nach Winkelbällen den Splitstep recht hoch zu machen.

    Serena Williams - Ausholen. Bei ihr sieht man überdeutlich, wie wichtig das RECHTZEITIGE ausholen ist. Meiner Meinung kann man nicht früh genug ausholen. Ein Grund für ihre überragende Power ist die extrem frühzeitig eingeleitete Ausholbewegen. Absolut Lehrbuch reif.

    Roger Federer - einhändige Rückhand. Muss wohl wenig gesagt werden dazu. Diesen Schlag beherrscht niemand besser als Federer.

    Thomas Berdych - Ballwurf. Berdych wirft ungewöhlich hoch. Wenn man jemanden den Ballwurf zeigen will, dann sollte man einen Spieler wählen, der vielleicht sogar ein wenig zu hoch wirft. Die meisten tendieren ja dazu den Ball zu kurz zu werfen.

    Ana Ivanovic - Vorhand. Sie spielt eine klassische Vorhand. Diese ist für Anfänger leichter zu erlernen als die Scheibenwischer Technik. Ivanovic holt früh aus, und schwingt herrlich über die Schulter aus. Allerdings spielt sie die Vorhand vielleicht ein wenig zu gerade.

    Federer - Beinarbeit. Wenn man ihn beobachtet fällt auf wie extrem breit er beim Splitstep landet. Sicherlich optimal um das Leuten zu verdeutlichen denen man den Splitstep lernt.

    Mich würde interessieren welche Techniken/Vorzüge von bestimmten Profis ihr für Lehrbuchmäßig haltet.

    Ich würde mir dann Videos auf Youtube anschauen und kann diese evtl. für meine Theoriestunden für meinen Schwager verwenden.

    Danke im Voraus.

    HabedieEhre

    Gärtnermeister
    "Schlag früher, härter und nie ins Netz!" Täglicher Satz des Vaters von Andre Agassi zu seinem Sohn beim Training.
    Aus dem Buch "Open".
  • 4knoten
    Experte
    • 27.05.2006
    • 751

    #2
    Zitat von Gärtnermeister
    Mich würde interessieren welche Techniken/Vorzüge von bestimmten Profis ihr für Lehrbuchmäßig haltet.

    Den Fehler haben schon viele Trainer (und Väter) gemacht.

    Es gibt "das Lehrbuch" nicht.

    Allein Deine Aufzählung von so vielen verschiedenen Spielern und deren Eigenheiten zeigt, wie verschiedenartig man erfolgreich spielen kann.

    Die Technik muss zum Spieler passen.

    Was hilft es Spieler A z. B. einen breiten Splitstep (ala Federer) zu machen, wenn es nicht zu ihm passt?


    Bei der Schlagausführung der Profis ist man oft dazu geneigt, diese als das Optimum zu sehen.

    Stell Dir einfach mal die seltsame Vorhand von Bruguera (kennt den noch jemand? ) vor.
    Hätte diese Bewegung der Christian oder der Peter oder der Dieter vom Dorfverein so praktiziert, dann wären Trauben von Menschen am Zaun gestanden und hätten sich kaputtgelacht.

    Weil Bruguera erfolgreich war, gab es natürlich Nachahmer, die diese Technik der (ehemaligen) Nr. 1 der Welt für die ultimativ richtige Schlagtechnik hielten und diese auch so weitervermittelten.

    Sind diese zur Nummer 1 in der ATP-Rangliste aufgestiegen?

    Spielt heute noch jemand diese Technik?


    4knoten
    Spielstärke wird nicht in LK gemessen.

    Kommentar

    • Spindoctor
      Postmaster
      • 08.07.2010
      • 147

      #3
      Als Freizeithacker steht man beim Zuschauen immer vor der Herausforderung, die Gemeinsamkeiten von den Eigenheiten der Spitzenspieler zu trennen. Zwei wesentliche Gemeinsamkeiten, nämlich die rechtzeitige Vorbereitung und die gute Beinarbeit, hast du schon richtig erkannt (s. hierzu auch hier.

      Dann wiederum gibt es Elemente in den Schlägen der Profis, die nur ganzheitlich betrachtet funktionieren. Zum Beispiel ist Berdychs hoher Ballwurf genau auf seinen Aufschlagrhythmus abgestimmt (siehe auch hier. Jemand, der einen anderen Rhythmus bevorzugt, würde mit Berdych als Maßstab möglicherweise Schiffbruch erleiden. Oder wie 4Knoten weise sagt: "Die Technik muss zum Spieler passen."

      Gruß,
      Spindoc

      Kommentar

      • El Rey
        Veteran
        • 04.01.2010
        • 1882

        #4
        "Lehrbuch" gibt es nicht, sonst hätte jeder Spieler die gleiche Technik. Mein Trainer hat mal gesagt es gibt nicht "lehrbuchmäig", sondern nur "günstig" und "ungünstig". Finde ich sehr gut die Aussage.
        Kann dazu aber sagen, dass ich Youtube-Videosvon Zeitlupen der Profischläge echt hilfreich und oft sehr interessant finde. Alle Techniken funktionieren nach den gleichen Prinzipien (sowas wie Schlägerkopf herunternehmen beim Vorhand-Topspin usw.), doch jeder setzte es nach eigener Art um.
        Ich habe mir im Alter von 16 Jahren die Aufschlagtechnik von Andy Roddick genauer angesehen (Vor dem TV mit Hilfe eines Spiegels, da ich Linkshänder bin und er somit auch zu einem wurde). Wer mich kennt weiß, dass ich von ihm gelernt habe relativ schnell aufzuschlagen.
        Vor- und Rückhand habe ich mir von Fernando Verdasco angeeignet. Ich finde, dass seine Technik mit zu den ästhetischsten im ganzen Tennis gehört.
        Fuß- und Beinarbeit habe ich meine eigene. Deshalb ist diese auch leider schlecht.

        Ich kann nur aus meiner Erfahrung sagen: Anschauen und "Nachmachen" lohnt sich, zumal man sich visuell mehr merken kann als wenn man Technikabläuft nur aus einem Buch liest. Wer "The Inner Game of Tennis" gelesen hat weiß was ich meine.
        -> 3x Wilson Ultra Tour V2.0 336 g, 314 SW, 30,6 cm Balance
        -> Prince 6000 & Prince Precision Tuning Center
        -> Racket One Tennisservice (www.racket-one.de)

        Kommentar

        • lexi4berlin

          #5
          Ich stimme zu, dass es vom Spielertyp abhängt, welche Techniken man anwenden sollte. Dass ein Grundlinien-Topsspinspezialist andere Schläge anwenden wird als ein Serve- and Volley-Spieler, dürfte klar sein.

          Aber viel wichtiger ist mir eine weitere Erkenntnis: Diverse Techniken der Profis sind hervorragend für Profis, aber möglicherweise überhaupt nicht für den Normalspieler:
          1. Manche dieser Techniken sind so anspruchsvoll, dass sie einen Super-Effekt bringen, wenn sie zu nahezu 100% richtig ausgeführt werden, aber wenn sie auch nur zu 90% richtig ausgeführt werden, dann liefern sie ein eher schlechtes Ergebnis. Der Normalspieler sollte hier lieber eine simplere Grundtechnik wählen, die er mit seinem Talent aber auch beherrschen kann.
          2. Manche der Profi-Techniken funktionieren nur für absolut fitte, austrainierte Sportlern. Ein Gelegenheitsspieler kann solche Techniken mangels Fittness gar nicht gewinnbringend umsetzen. Also auch hier lieber die Technik "abspecken", die simplere Technik dann aber wirklich gut beherrschen.

          Ein ähnliches Phänomen kennen wir vom Material. Ein 600er-Rahmen mit Luxilon AluPower mag für diverse Profis hervorragend sein, der Normalspieler ist mit solchem Material aber überfordert.

          Zur Veranschaulichung:
          Ein Durchschnittsautofahrer ist auf dem Nürburgring mit einem gut motorisierten Straßen-BMW vermutlich gut bedient. Wenn der Durchschnittsfahrer aber mit einem Formel-1-Wagen fahren sollte - der ja eigentlich viel mehr Potential hat - dann wird er mit diesem Wagen nur schleichen können (weil er sonst sofort einen Unfall baut) - fallls er den Wagen überhaupt fahren kann und ihn nicht sofort wieder abwürgt.
          Und nur weil es Formel1-Piloten gibt ändert das nichts daran, dass der Formel1-Wagen für Normalfahrer im Ergebnis schlichtweg langsam sein wird...

          Kommentar

          • MrStylo

            #6
            Es stimmt schon, dass man nicht alles 1:1 von den profis übernehmen kann, aber gerade beim Tennis sieht man doch bei vielen Profis eine sehr schnörkellose Bewegung. Daran kann man sich schon sehr gut orientieren.
            Deutlich besser zum Beispiel als beim fussball, man kann es einfach nicht wie Messi im vollen Lauf den Ball am Fuss kleben lasse und 2 Gegenspieler vernaschen.

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