Frage Effektives Aufschlag Training

[Navar]

Hi zusammen,

seit zwei Jahren habe ich wieder (nach ca. 12 Jahren Pause) wieder mit dem Tennis angefangen. Mittlerweile habe ich mich ganz gut an meine alten Form aus Jugendzeiten rangearbeitet. Was ich bisher jedoch ziemlich vernachlässigt habe war ein regelmäßiges Aufschlag Traning. Deswegen sind Aufschläge bei mir auch gerade ziemlich "Tagesform" - abhängig. Mal kommen sie 2-3 Wochen lang sehr solide, dann verliere ich auf einmal jeglichen Rhythmus. Es wird also Zeit auch daran wieder zu arbeiten, außerdem möchte ich auch ein paar Kleinigkeiten ändern.
Dazu hätte ich gerne Tipps, Vorschläge, Ideen und Anregungen zu einer effektiven und strukturierten Trainingseinheit. Dauer wäre so ca. 45 Minuten, die ich dann 1-2 Mal die Woche einbauen kann.

Grundsätzliche Stärken:
- Wenn ich im Rhythmus bin kann ich den Aufschlag recht passabel platzieren.
- Geschwindigkeit reicht mir
- Beim ersten und zweiten Aufschlag verwende ich die gleiche Bewegung (sofern sie mir gelingt)

Schwächen / Veränderungen:
- Ballwurf... da bricht zuerst der Rhythmus ein. Die Höhe schwankt, und ich werfe dann zu weit nach links und in den Rücken.
- Stand und Absprung... Ich möchte gerne etwas seitlicher zum Netz stehen und auch den Stand etwas breiter hinkriegen um die Stabilität zu erhöhen. Außerdem springe ich viel über den hinteren Fuß ab. Das heißt auch, dass beide Knie nicht gleichmäßig runter gehen und eine zu starke Rückenlage vorprogrammiert ist.
- Der Ellenbogen ist oft zu nah am Körper, dadurch passt die Schulterpartie manchmal nicht.
- Ich hätte gerne einen besseren Kick - Aufschlag, nur ohne einen konstanten Ballwurf kann ich mich nicht auf den Treffpunkt konzentrieren.

Das ist jetzt eine ganze Menge und ich möchte das gerne gezielt angehen. Mein erster Plan für eine Trainingseinheit würde wie folgt aussehen. (Aufwärmen kommt natürlich davor)

Ballwurf und Positionierung (15 Minuten)
- 5 Minuten trockener Ballwurf mit Zielfeld vor den Füßen
- 5 Minuten trockener Ballwurf am Zaun oder der Wand für die Höhe
- 5 Minuten trockener Ballwurf bis hin zu "Trophy" Position.

Aufschlagrhythmus ohne Zielvorgabe (15 Minuten)
- 5 Minuten möglichst lockere Aufschläge zum Einschwingen
- 5 Minuten lang "Doppelfehler-frei", also maximal 2 Aufschläge von jeder Seite
- 5 Minuten lang "Doppelfehler-frei" abwechselnd Flat / Kick

Aufschlag mit Zielvorgabe (15 Minuten)
- 5 Minuten lang in die vorgegebenen Ziele
- 5 Minuten lang abwechselnd Flat / Kick in die Zielfelder
- 5 Minuten lang "Risiko" Aufschlag entweder mit maximaler Beschleunigung oder extrem nach außen/innen.

Klingt das insgesamt zu chaotisch, sollte ich einen Großteil der Zeit lieber gezielt auf ein einzelnes Problemchen verwenden, oder habt ihr sonst noch Ideen und Vorschläge?
Ich hab ja leider nicht die Zeit noch 3-4 Mal die Woche Aufschläge zu üben und pro Trainingseinheit zu variieren, daher wäre mein Ansatz, dass in einer Einheit unterzubringen und das dafür konstant jede Woche machen zu können.

Schon mal vielen Dank im Voraus fürs Lesen und evtl. Kommentieren.

[RumsDi]

Hast du schon mal 15 Minuten nur den Ballwurf trainiert? Da schläft man doch ein?

[Kurbel]

Von reinem Ballwurftraining halte ich nichts. Das entspricht ja einer ganz anderen Bewegung, als beim eigentlichen Aufschlag. Ich würde die ganzen Trockenübungen komplett rausnehmen, wenn Du eigentlich aufschlagen kannst und lieber das lockere Einschlagen verlängern.

[Navar]

Hmm ja... da magst du Recht haben... klingt schon arg langweilig. Ich sollte mal probieren wie lange ich das konzentriert mache, bevor die Langeweile die Konzentration verhagelt *g*

@Kurbel: So ganz anders ist die Bewegung doch eigentlich nicht, wenn man sie bis zum Spannungspunkt durchzieht. Ich finde, dass man gerade diese beiden "Teile" ganz gut voneinander trennen kann. Kann aber gut sein, dass die Meinungen auseinander gehen, ich nehme da auch gerade die Meinungen mit, die mir ehemalige Trainer von mir mitgegeben haben.

[jac]

ich finde das trocken ballwurf-training gar nicht so verkehrt. allerdings würd ich das auf den eigentlichen ballwurf beschränken, also hochwerfen und fallenlassen. egal ob vor ner wand/zaun oder an der linie mit nem schläger zwischen den füßen.
anschließend ausgiebig einschlagen und je nachdem, wie´s sich anfühlt einzelne Sachen gezielt üben.
trainierst du allein?

[Damentrainer]

Also ich finde so etwas immer recht schwierig, hier zu diskutieren.

Gerade beim Aufschlag und da beim Ballwurf hast du ja mind. 3 Komponenten:
Technik, Konstanz (damit auch Technikstabilität) und Psyche

Was du mit deinen Übungen ganz gut trainieren kannst ist die Konstanz. Dies setzt aber voraus, dass die Technik passt. Das solltest du vorher abchecken.

Wenn dann die Technik passt und auch die Konstanz da ist, dann solltest du dir im Matchtraining Stresssitationen trainieren. Sehr häufig gibt ja immer wieder Spieler, die wirklich recht gut aufschlagen, bis es eben im Spiel Stress gibt.

[Navar]

@jac: Ich trainiere das wechselnd alleine. Aktuell trainiere ich insgesamt relativ viel. Einmal die Woche einzeln mit einem Vereinstrainer, wobei wir uns da auf andere Sachen konzentrieren, dann noch mit der Mannschaft zusammen. Nebenbei mit wechselnden Trainingspartnern, wobei ich einen habe mit dem ich auch hin und wieder Aufschlagtraining gemacht habe. Dabei üben wir auch oft abwechselnd Aufschlag - Return. Was ich nie mochte war Aufschlagtraining in der Trainingsgruppe wenn 2-3 Leute parallel an der Grundlinie stehen, irgendwer turnt dann hinter einem rum und man muss noch aufpassen, dass man ihm nicht den Schläger an die Rübe haut... dann wirft irgendwer noch den Ball zu weit, bricht den Aufschlag ab und rennt mitten ins Feld um ihn zu holen während man gerade beim Ausholen ist. Da nehm ich mir persönlich lieber etwas Ruhe zu. Es ist natürlich schön, wenn jemand da ist, der einen korrigiert. Aber vom Prinzip weiß ich wo ich den Ball haben möchte und wie ich das Timing gestalten muss. Das muss jetzt vor allem wieder Routine bekommen, damit ich mich auf die wesentlichen Dinge wie Ziel und Art des Aufschlags konzentrieren kann.

@Damentrainer: Ja das stimmt mit der Stress - Situation. Dafür machen wir mit der Mannschaft auch Trainings - Einheiten mit 0:30 (oder 15:40) Rückstand bei eigenem Aufschlag und solche Späßchen. Persönlich sehe ich bei mir allerdings eher ein Problem in der Konstanz... Bei einem Turnier vor 2-3 Wochen lief es gut und selbst in der Stress - Situation im zweiten Satz in den Tie-Break zu gehen und sofort nen Match-Tie-Break hinterher zu schieben hab ich mich ganz gut im Griff. Die komplette letzte Woche war dagegen wirklich Murks, egal ob im Training, im Match oder im Turnier.

Vielen Dank schon mal für euer Feedback, hat jemand noch Vorschläge für weitere Übungen die man einbauen kann?

[Multicompo]

Als effektives Aufschlagtraining mache ich immer ca. 100 Aufschläge.
Jeweils 12 von einer Seite, dann kurze Pause und dann von der anderen wieder 12.
Bei den Aufschlägen verfahre ich wie im Spiel. Der erste auch als erster und der zweite als zweiter. Vor den Aufschlag versuche ich mir ein Ziel zu setzen wo der Ball hin soll und ob als Kick, Slice oder Flat.
In der kurzen Ruhephase zwischen den 12 Aufschlägen überlege ich mir was ich falsch gemacht habe und versuche es zu korrigieren.

[Damentrainer]

Wie hoch wirfst du eigentlich den Ball?

Bis zum Treffpunkt?
Ca. 20-30cm über Treffpunkt?
ca. 1m über Treffpunkt?

[Navar]

@Multicompo: jeweils mehrere von einer Seite mache ich zum Aufwärmen und für das generelle Technik Training, irgendwann schwenke ich dann auf abwechselnde Seiten um als Pseudo - Match - Situation. Damit ich auch trainiere mich nicht erst auf eine Seite einzuschießen. Als kleines Spielchen für mich selbst zähle ich dann, wie viele Aufschläge ich schaffe, bis ein Doppelfehler kommt.

@Damentrainer: Meine persönliche Höhe muss ich gerade neu bestimmen denke ich. Ich hab den Eindruck, dass ich etwas höher abspringe, als ich es früher getan hab, aber vielleicht trügt das. Aktuell versuche ich ca. eine Schlägerkopf - Länge höher zu werfen als mein Treffpunkt. Wenn die Höhe allerdings anfängt zu wackeln komme ich sehr leicht ins schleudern. Zu flach und ich treffe schön die Netzkante weil ich dann natürlich auch nicht mehr über den Hinterkopf vom Ball komme für den Spin und zu hoch geworfen bei einem Flat Serve bringt ihn 2-3 Ball - Längen hinter die Linie. Der Fehler beginnt aber schon vorher, weil der Wurfarm zu schnell wurde oder das Handgelenk noch einen kleinen Schwups mitgegeben hat.
Daher kommt auch mein Ansatz gerade die Bewegung des linken Arms nochmal gezielt zu überprüfen und zu stabilisieren, damit ich mich wieder darauf verlassen kann und vor allem auch genau weiß wo es hingehen sollen wenn es mal wieder instabil wird.Da ist mir gerade zu viel werfen nach Gefühl statt werfen nach wissen wo es hingehen soll. Eigentlich wollte ich das auch mal kurz filmen um selbst zu sehen was ich da eigentlich veranstalte.