Mentale Schwäche bei Führung "Angst vom Gewinnen"

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  • kadauz
    Insider
    • 12.07.2013
    • 327

    #16
    Mein Tipp dazu:

    Zunnächst hast Du dir ja schonmal Gedanken darüber gemacht, warum Du Dein Spiel bei dem Stand von 4:1 im Zweiten änderst: Du denkst nicht daran zu gewinnen, Du denkst eher dran nicht zu verlieren. Das sind zwei völlig unterschiedliche Motivationen.

    Vielleicht hilft es Dir, wenn Du Dir folgendes klar machst:
    1. Dein Spiel war bis zum 4:1 sehr gut. Warum also was ändern? Du solltest genauso weiterspielen wie bisher auch. Ich gehe nicht davon aus, das Dein Gegner seine Taktik extrem geändert hat.

    2. Jetzt zur Psyche:

    a) Manche können im Kopf den Spielstand "ändern". Geh nicht von 4:1 aus, sondern von z.B. 2:3. Du kannst auch versuchen Dir vorzustellen, dass es erst der erste Satz ist bei dem du 4:1 führst, und nicht der zweite.
    Diese Methode halte ich für schwierig, ich selbst bekomm das nicht hin

    b) Nicht denken! Das heißt nicht, dass Du kopflos über den Platz rennen sollst. Aber versuche den Gedanken des "nicht-verlieren-wollens" abzuwehren. Das ist so ein bißchen wie Meditation, bei der Du versuchst, alle Gedanken (ob positiv oder negativ) nicht in Dein Kopf zu lassen. Schau bei den kurzen Pausen nicht irgendwo hin, sondern such Dir nen Punkt, oder schau auf den Boden. Lass Deine Gedanken nicht schweifen (ganz wichtig), konzentriere Dich nur auf den "kleinen" Spielstand, also z.B. 30:30 oder auf Deinen Aufschlag. Überlege was Du als nächstes machen willst, konzetrier Dich auf Deine Atmung, auf den Gang zum Aufschlag/Return... Verschwende keine Gedanken an den Spielstand, ans Gewinnen müssen usw. Sei fokussiert auf Dich! Zieh Dir geistig Scheuhklappen auf.

    Du kannst das abends mal im Bett ausprobieren und trainieren. Leg Dich auf den Rücken und atme bewusst ein und aus. Bei jeden Ausatmen zähle 1 hoch, bei 4 fängst Du wieder von vorne an. Du merkst dabei, dass Dich zunächst alle möglichen Gedanken aus der Konzentration ziehen, aber nahc einer Gewissen Zeit gibt es nur noch das Atmen und das Zählen, sonst nix. Ungefähr diesen Zustand (natürlich nur annähernd) musst Du auf dem Platz erreichen, wenn Du z.B. einen Ball holst um aufzuschlagen.


    Die Variante b) funktioniert sehr gut bei mir. Nicht immer und auch nicht konstant während des Spiels, aber es ist eine gute Option.
    Das ist nicht jedermanns Sache, manche finden das auch zu extrem bzw. abgehoben. Aber probiers mal aus! Mir hilft es auf jeden Fall.

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    • Flachschieber
      Postmaster
      • 23.12.2013
      • 164

      #17
      @ SD26: Wie sich die Dinge gleichen. Ich hätte das Phänomen nicht besser beschreiben können. Du bist mir ja gerade so symphatisch geworden.

      Ich habe letzte Saison gegen einen "vermeintlich" schlechterern Gegner mit 6:1,4:1,40:15 bei eigenem Aufschlag geführt, und dann in den "Krampf-Modus" übergewechselt. Im Satz-Tiebreak hat zum Glück mein Gegner dann endlich (!) den Fehler gemacht, auf den ich so sehnlich gewartet habe, anstatt einfach mal meinen Punkt zu machen.
      Ich selbst hätte das Spiel nie mehr gewinnen können.

      Eine Lösung habe ich leider auch noch nicht.

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      • Flachschieber
        Postmaster
        • 23.12.2013
        • 164

        #18
        Zitat von kadauz
        Mein Tipp dazu:

        a) Manche können im Kopf den Spielstand "ändern". Geh nicht von 4:1 aus, sondern von z.B. 2:3. Du kannst auch versuchen Dir vorzustellen, dass es erst der erste Satz ist bei dem du 4:1 führst, und nicht der zweite.
        Diese Methode halte ich für schwierig, ich selbst bekomm das nicht hin

        b) Nicht denken! Das heißt nicht, dass Du kopflos über den Platz rennen sollst. Aber versuche den Gedanken des "nicht-verlieren-wollens" abzuwehren. Das ist so ein bißchen wie Meditation, bei der Du versuchst, alle Gedanken (ob positiv oder negativ) nicht in Dein Kopf zu lassen. Schau bei den kurzen Pausen nicht irgendwo hin, sondern such Dir nen Punkt, oder schau auf den Boden. Lass Deine Gedanken nicht schweifen (ganz wichtig), konzentriere Dich nur auf den "kleinen" Spielstand, also z.B. 30:30 oder auf Deinen Aufschlag. Überlege was Du als nächstes machen willst, konzetrier Dich auf Deine Atmung, auf den Gang zum Aufschlag/Return... Verschwende keine Gedanken an den Spielstand, ans Gewinnen müssen usw. Sei fokussiert auf Dich! Zieh Dir geistig Scheuhklappen auf.
        zu a.) absolut unmöglich. Ich kann mich selbst nicht betrügen.

        zu b.) kann man in Betracht ziehen. Das Problem bei mir ist aber, daß ich wirklich absolut aber auch gar nicht gerne verliere. Ich habe auch keinen Bock, mir danach die dämlichen Sprüche aus meinem Umfeld an zu hören. Und je seltener man verliert, desto heftiger werden die.

        Wahrscheinlich bin ich einfach nur zu dünnhäutig und muß lernen da irgendwie drüber zu stehen.

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        • kadauz
          Insider
          • 12.07.2013
          • 327

          #19
          Es spricht nichts gegen einen großen Siegeswillen, im Gegenteil.

          Dein Problem ist wohl eher, dass es Dir Probleme macht, was andere über Dich und Dein Spiel denken könnten. Und das zu einem Stand im Spiel, wo noch nichts entschieden ist. Und genau den Gedanken (ich habs oben erklärt) musst Du fernhalten. Bleib ruhig, denk Dir ein Mantra aus, richte Deine Aufmerksamkeit auf bestimmte Dinge im Hier und Jetzt. Schau Dir die Naht des Balles an an, während Du zur Aufschlaglinie läufst. Suche z.B. Unregelmäßigkeiten darin. Versuche Dich zwischen den Ballwechseln auf Dein Gehör zu konzentrieren, zb.: Vogelgezwitscher, Wutschreie anderer Spieler...

          Das wichtigste: Lass Deine Gedanken NIE NIE NIE schweifen. Sei fokussiert!

          Das geht nicht von heut auf morgen, aber es hilft. Versuch macht kluch!

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          • SD26
            Postmaster
            • 15.01.2012
            • 277

            #20
            Zitat von Flachschieber
            @ SD26: Wie sich die Dinge gleichen. Ich hätte das Phänomen nicht besser beschreiben können. Du bist mir ja gerade so symphatisch geworden.

            Ich habe letzte Saison gegen einen "vermeintlich" schlechterern Gegner mit 6:1,4:1,40:15 bei eigenem Aufschlag geführt, und dann in den "Krampf-Modus" übergewechselt. Im Satz-Tiebreak hat zum Glück mein Gegner dann endlich (!) den Fehler gemacht, auf den ich so sehnlich gewartet habe, anstatt einfach mal meinen Punkt zu machen.
            Ich selbst hätte das Spiel nie mehr gewinnen können.

            Eine Lösung habe ich leider auch noch nicht.
            Es freut mich zu hören, dass es auch andere gibt denen es so geht. Ich hab auf dieses Desaster hin heute Mittag gleich eine Trainerstunde genommen und mit unserem Trainer auch genau über dieses Thema gesprochen. Interessant war dabei, dass es auch so erfahrenen und guten Tennisspielern wie ihm manchmal nicht anders geht. So zum Beispiel diesen Samstag bei der Medenrunde, wo er gegen einen 21-jährigen spielen müsse und alle ringsum im Club diskutieren nur über die Höhe seines Sieges. Er sagte mir auch: "Wie soll ich in das Spiel gehen? Jeder erwartet von mir, dass ich gewinne. Weil ich bin ja der XY, Trainer des Clubs und früherer Nationalspieler. Ich kann und darf ja eigentlich nicht verlieren. Aber meinem Gegner ist doch sch***egal wer ich bin und was ich kann. Der kommt ja auch nicht nur wegen der guten Luft her."

            Ich glaube hier passt der Ratschlag von @Unvitual am besten: nicht darüber nachdenken ob man gewinnt oder verliert. Sondern einfach schauen dass man mit Freude und Spaß bei der Sache ist und bei jedem Ball sein bestmöglichstes versucht. Wenn man dann gewinnt, ist es toll. Wenn nicht, hat man sich wenigstens nichts vorzuwerfen.

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            • kadauz
              Insider
              • 12.07.2013
              • 327

              #21
              Zitat von SD26
              Ich glaube hier passt der Ratschlag von @Unvitual am besten: nicht darüber nachdenken ob man gewinnt oder verliert. Sondern einfach schauen dass man mit Freude und Spaß bei der Sache ist und bei jedem Ball sein bestmöglichstes versucht. Wenn man dann gewinnt, ist es toll. Wenn nicht, hat man sich wenigstens nichts vorzuwerfen.
              Gelassenheit ist sicherlich ein guter und hilfreicher Ansatz. Sie hilft dabei, nicht enttäuscht zu werden.

              Allerdings bin ich da viel zu sehr der Wettkampftyp. Ich behaupte von mir, dass ich ein sehr gelassener Mensch bin, das sagt mir auch mein Umfeld. Aber auf dem Platz gibt es nur mich, den Schläger und den Gegner. Und da kann ich eine solche Einstellung nicht gebrauchen bzw. so kann und will ich nicht in den Wettkampf gehen. Nämlich genau das macht doch Tennis auch aus. Mann gegen Mann, einzig und allein auf das wahre Spiel reduziert. Da will ich gewinnen und nicht darüber nachdenken, dass es doch garnicht sao schlimm wäre zu verlieren.

              Aber jeder geht anders mit Drucksituationen um. Dem einen hilft das, dem anderen dies.

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              • SD26
                Postmaster
                • 15.01.2012
                • 277

                #22
                Ganz klar, gewinnen will jeder von uns. Aus diesem Grund stellen wir uns ja auch dem Wettkampf und spielen in der Meisterschaft. Wenn dies für uns irrelevant wäre, könnten wir uns ja auch mit "Training" begnügen und einfach nur per Hetz und Gaudi spielen.

                Aber die Frage ist, wie bekomme ich meine Mentalität so in den Griff dass sie mich in meinem Tun nicht behindert. Ich bin auch ein Typ dem das Gewinnen sehr wichtig ist. Leider aber auch das "schön spielen". Ich kann einfach nicht "irgendwie" gewinnen, das habe ich gestern wieder eindeutig gesehen. Dieses herumgeschubse und die halbwarmen Schläge kann ich nicht, da bin ich "nicht gut genug" dafür.

                Also spiel(t)e ich zu Beginn schön. So wie ich es eben kann. Und alles passt. Plötzlich rückt bei diesem eindeutigen Spielstand "die Pflicht des Gewinnens" in den Vordergrund und behindert mich mental völlig. Es beeinflusst mich so sehr, dass ich mein A-Spiel völlig verliere und mein B-Spiel ist leider in Wirklichkeit eher ein F-Spiel. Grottenschlecht, wirklich grottenschlecht.

                Aus diesem Grund muss ich Wege finden, wie ich konstant an meinem A-Spiel festhalte, wie ich es kontinuierlich durchziehen kann. Wenn mein A-Spiel zu schlecht ist, war mein Gegner einfach besser und hat den Sieg verdient. Aber ich will, wenn dann, mit meinem A-Spiel verlieren. Mit meinem B-Spiel will ich meine Lebenszeit nicht vergeuden. Vielleicht bedeutet das für mich, dass ich in den nächsten (keine Ahnung) 2 oder 3 Jahren sehr sehr oft verlieren werde. Aber vielleicht kommt irgendwann der Punkt, wo ich mich mental so im Griff habe, dass es reichen wird. Und ich bei 6:1, 4:1 auch den zweiten Satz fertig bekomme. Irgendwann muss das klappen. Ich bin guter Dinge...

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                • kadauz
                  Insider
                  • 12.07.2013
                  • 327

                  #23
                  Mentale Tips, die bei mir sehr viel helfen, hab ich DIr ja schon genannt. Aber vielleicht lässt sich auch dein taktisches Spiel zum Ende hin etwas verändern:

                  Dein Gegner reagiert bei so einem mehr oder weniger aussichtslosen Zwischenstand von 1:4 im 2. Satz meistens anders wie davor.

                  1. Möglichkeit:
                  Er spielt frei auf und feuert die Bälle seines Lebens über das Netz.
                  Wenn dem so ist, solltest Du keine großen Probleme haben das Spiel "mitzuspielen" und ebenfalls Druck zu machen. Das entnehme ich aus deinem Charakter bzw. so wie Du dich im diesem Post beschreibst.
                  Eventuell kann man hier auch dazu raten, das Tempo etwas! herauszunehmen und so dem Gegner Fehler aufzudrücken.

                  2. Möglichkeit:
                  Er lässt sich total hängen und spielt die Bälle einfach "irgendwie" übers Netz oder auch direkt ins Netz. Du bekommstr die Punkte eigentlich fast geschenkt. Diese Art von Spielern ist aber seltenst in die oberen "Hobbyligen" zu finden. Hier sollte man aufpassen und nicht den Kopf ausschalten.

                  3. Möglichkeit:
                  Der Spieler spielt nun sehr sicher und merkt, dass er durch Deine Fehler Oberwasser bekommt. Diese Situation hast Du glaub ich vorhin beschrieben.
                  Hier sollte man meiner Meinung nach das Risiko erhöhen. Druck machen, bzw. auch mal Winner probieren, ans Netz gehen nach einem Aufschlag, Stopp spielen ...
                  Damit erreichst Du zwei Dinge in dieser Phase: a) Dein gegner sieht, dass Du keine Angst hast und weiter alles gibst um zu gewinnen. Es ist für ihn psychisch also viel schwieriger zu handhaben, als wenn Du anfängst Mondbälle oder Gurken zu schlagen. Mit Glück gibt er dann mental auf.
                  b), und meiner Meinung nach wichtige Faktor, Du kommst garnicht groß in Versuchung, "mitzugurken". Das Spiel kann dann ruhig ein bißchen unkonventionell werden, siehe oben. Feste Spielzüge spielen! Das nimmt Dir Denkarbeit ab.

                  Das schreibt sich alles leichter als es ist. Auch bin ich kein Experte auf diesem Gebiet und bin auch weit davon entfernt, das zu generalisieren. Auch ich hab Probleme diese Dinge ständig umzusetzen. Aber es ist eine Möglichkeit den Trott etwas einzudämmen. Ausprobieren ist auf jeden Fall besser, als das nächste mal wieder nach 4:1 zu verlieren.
                  Zuletzt geändert von kadauz; 06.05.2014, 15:52.

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                  • SD26
                    Postmaster
                    • 15.01.2012
                    • 277

                    #24
                    Genau das, was du unter der 3. Möglichkeit beschreibst, ist eingetreten. Mit dem Problem, dass ich nicht das Risiko erhöht habe und so dem Gegner "mental" zeige "wer hier der Chef am Platz" ist. Sonder ich lass mich auf dieses Rumgegurke ein und gehe unter. Der taktische Tip wird mir nächstes Mal sicherlich helfen, bzw. werde ich versuchen, ihn zu beherzigen. Danke dir und allen die sich hier austauschen!

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                    • kadauz
                      Insider
                      • 12.07.2013
                      • 327

                      #25
                      Noch ein kleiner Tipp zum Schluss. Überleg Dir Spielzüge, auf die Du in solchen Situationen immer wieder zurückgreifen kannst. Das muss nichts kompliziertes sein.
                      Z.B. Von der Einstandseite Aufschlag auf seine Vorhande nach außen, dann den Return mit einem weiten Ball auf seine Rückhand beantworten um dann ans Netz zu gehen. Solche Spielzüge nehmen Dir das Denken und Grübeln in dieser Phase ab.

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                      • Flachschieber
                        Postmaster
                        • 23.12.2013
                        • 164

                        #26
                        Auch von mir vielen Dank. Sehr gute Diskussion.

                        Ich werde mal vorsichtig bei Möglichkeit 3 von Kadauz ansetzen.

                        Edit:

                        Und wünsche natürlich allen eine super Medenrunde ab jetzt ohne Niederlagen!
                        Zuletzt geändert von Flachschieber; 06.05.2014, 16:24. Grund: s.o.

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