Die richtige Atmung im Tennis

Einklappen
X
 
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge
  • Spindoctor
    Postmaster
    • 08.07.2010
    • 147

    Tutorial Die richtige Atmung im Tennis

    Die richtige Atmung im Tennis


    In unserer schnelllebigen und stressigen Gesellschaft bleibt oft nur wenig Zeit für die Entwicklung einer guten Atemtechnik. Die meisten Menschen atmen in kurzen, oberflächlichen Zügen anstatt die tiefere und langsamere Zwerchfellatmung zu nutzen, die für Entspannung und Kraft sorgt. Auf dem Tennisplatz gilt das genauso wie im richtigen Leben.

    Die Entwicklung einer guten Atemtechnik ist ein essentieller Aspekt, um zu mentaler Stärke zu gelangen und den Zustand maximaler Leistungsfähigkeit aufrechtzuerhalten.

    Unsere Atmung ist das Fenster zu unseren Emotionen. Wenn sich unsere Gefühlslage verändert, schwankt auch unser Atemrhythmus. Im Zustand der Entspannung atmen wir ruhiger und tiefer als im Zustand großer Nervosität. Daher gilt: Wenn wir lernen, unsere Atmung zu kontrollieren, können wir die Art und Weise beeinflussen, wie wir fühlen und arbeiten.

    In engen Situationen ist es wichtig, entspannt zu bleiben, zuversichtlich zu sein und Spaß zu haben, damit unsere Performance von positiven Gefühlen angetrieben wird. Der Schlüssel zu emotionaler Kontrolle liegt in der Kontrolle der Atmung.


    Die Atmung kontrollieren

    Schauen wir uns also einmal an, wie wir unsere Atmung kontrollieren können – sowohl während der Ballwechsel als auch während der Seitenwechsel.

    Die meisten Menschen halten unter Stress die Luft an. Viele Tennisspieler vergessen schlicht das Atmen, wenn der Ball im Spiel ist. Wir haben die Tendenz, unserem Körper den Sauerstoff in dem Moment vorzuenthalten, in dem er ihn am dringendsten benötigt, um leistungsfähig zu sein.

    Das hat fatale Folgen. Es führt zu Muskelverspannung, unsteten Schwüngen und schlechter Beinarbeit. Die Entwicklung der richtigen Atmung ist daher essentiell, um Harmonie und Konstanz im Spiel zu erreichen.

    Beobachtet einmal, wie ihr atmet, wenn ihr den Ball trefft. Euer Ziel sollte es sein, die Atmung mit den Schlägen perfekt zu synchronisieren. Im Treffpunkt solltet ihr durch den Mund ausatmen. Der Luftfluss sollte aggressiv und lang sein. Es fühlt sich an, als ob ihr den Ball mit dem Atem attackiert.

    Solltet ihr die Tendenz zum Luftanhalten haben, kann es unter Umständen mehrere Wochen dauern, bis ihr eure Atmung synchronisiert habt. Aber die Mühe lohnt. Ihr werdet die Bälle deutlich entspannter schlagen, weil die Muskeln automatisch lockerer sind, wenn wir ausatmen.


    Stöhnen kann kontraproduktiv sein

    Das Ausatmen im Treffpunkt ist nicht notwendigerweise mit Stöhnen gleichzusetzen. Viele Wettkampfspieler neigen zum Stöhnen im Treffpunkt. Das Grunzen ist eigentlich unnötig und kann unter Umständen sogar den Atem einschränken. Grunzende Spieler geben oftmals einen kurzen, sehr hohen Ton von sich, der ein verkürztes anstatt ein ausgedehntes Ausatmen fördert.

    Wenn ihr zum Stöhnen neigt, solltet ihr besonders auf eure Atmung achten. Stellt sicher, dass ihr kräftig und vollständig ausatmet.


    Musik verbessert den Rhythmus

    Die Nutzung von Musik kann bei der Atemkontrolle ebenfalls von Vorteil sein. Viele Profis glauben, dass Musik für den Rhythmus im Tennis nützlich ist. Wenn es euch bei der Synchronisation eures Atems hilft, zu einem Liedchen zu trällern oder zu summen, nur zu. Vielleicht entdeckt ein Musikmanager auf dem Nachbarplatz dabei sogar euer verborgenes Talent und ihr werdet über Nacht berühmt. Mit dem Tennisspielen wäre es dann aber erst mal vorbei.

    Musik ist besonders hilfreich für Spieler, die zu selbstkritisch oder zu analytisch sind. Sie kann ihnen helfen, die Aktivität ihres Gehirns von der linken Hälfte, die für das Logische und die Abläufe zuständig ist, zur rechten Hälfte, die für die Spontaneität zuständig ist, zu verlagern. Kein Athlet kann sein volles Potenzial ausschöpfen, ohne beide Gehirnhälften zu nutzen.


    Pausen richtig nutzen

    Das richtige Atmen zwischen den Punkten ist genauso wichtig wie das richtige Atmen während des Ballwechsels. Eine tiefe Atmung ist wichtig, um sich zu entspannen und von den Anstrengungen des vorangegangenen Punkts zu erholen.

    Konzentriert euch auf euren Atem, wenn ihr nach dem Punkt zur Bande lauft. Atmet vollständig, lang und gleichmäßig. Je schwieriger und wichtiger der nächste Punkt, umso nervöser werdet ihr vermutlich sein und umso voller und kräftiger sollte euer Atem sein.

    Atmet in den Bauch, nicht in den Brustkorb. Die Bauchdecke muss sich nach außen wölben, wenn ihr einatmet und wieder zurückgehen, wenn ihr ausatmet. Falls ihr diese Art der Atmung nicht gewohnt seit, solltet ihr sie zunächst zu Hause üben, bis sie selbstverständlich für euch wird. Legt euch zu diesem Zweck ein schweres Buch auf den Bauch und bewegt es durch eure Atmung nach oben und unten.

    Denkt daran: Ihr habt 20 Sekunden Zeit zwischen den Ballwechseln. Nutzt sie vollständig aus. Auf Amateurlevel wird meistens viel zu hastig gespielt. Atmet noch einmal tief ein und aus, ehe ihr mit eurer Aufschlagroutine beginnt.

    Auch während der Seitenwechsel spielt die Atmung eine wichtige Rolle. Es ist keine Schwäche, sich die vollen 90 Sekunden Auszeit zu nehmen. Ihr habt ein Recht darauf, auch wenn der Gegner drängelt. Macht es euch zur Gewohnheit, die volle Zeit zur Erholung und Stärkung eurer mentalen Fähigkeiten zu nutzen. Setzt euch hin. Trinkt Wasser. Und konzentriert euch auf eure Atmung.


    Einige Atemübungen

    Zum Abschluss habe ich noch ein paar Übungen, die euch - bei regelmäßiger Anwendung - helfen können, eure Atmung bewusster wahrzunehmen und eure Nervosität zu kanalisieren. Einige könnt ihr direkt auf dem Platz machen, andere eignen sich eher für zu Hause. Nehmt euch ausreichend Zeit dafür und achtet bei allen Übungen darauf, die Zwerchfellatmung anzuwenden. Wenn sich euer Bauch- und Taillenumfang während des Einatmens weitet und während des Ausatmens wieder in die normale Stellung zurückgeht, macht ihr es richtig.

    1. Eine gute Atemübung zur Entspannung geht folgendermaßen: Atmet durch die Nase ein und zählt dabei bis vier. Danach haltet ihr den Atem für zwei Sekunden. Schließlich atmet ihr durch den Mund aus und zählt dabei bis acht. Am besten macht ihr diese Übung immer in den ersten 30 Sekunden während der Seitenwechsel. Sie kann euch auch dabei helfen, eure Nervosität vor einem Match in den Griff zu bekommen.

    2. Stellt euch gerade hin, Beine schulterbreit auseinander, Knie leicht gebeugt. Reckt die Arme beim Einatmen nach vorne und dann nach oben. Haltet die Spannung für einen kurzen Moment aufrecht und führt die Arme beim Ausatmen wieder langsam nach unten. Achtet auf ein gleichmäßiges, langes Ausatmen durch den Mund.

    3. Gleiche Ausgangsstellung wie in der Übung zuvor. Lasst eure Schultern von vorne nach hinten kreisen. Atmet während der Aufwärtsbewegung ein und während der Abwärtsbewegung aus. Der Umfang der Schulterbewegung ist sekundär, achtet vielmehr auf einen gleichmäßigen Rhythmus.

    4. Stellt euch vor, ihr hättet in der linken Hand einen Bogen und in der rechten einen Pfeil. Der linke Arm ist ausgestreckt, um den Bogen zu halten. Mit der rechten Hand spannt ihr den Bogen. Atmet beim Spannen des Bogens tief in den Bauch ein. Haltet die Luft für 2 Sekunden. Anschließend atmet ihr kräftig aus und entspannt die Glieder.

    5. Verschränkt die Hände hinter dem Kopf und führt die Ellenbogen zurück. Dreht den Oberkörper nach rechts und atmet dabei tief ein. Haltet die Luft für einen kurzen Moment. Lasst euren Oberkörper anschließend nach vorne fallen und atmet dabei kräftig aus. Richtet euch ganz langsam Wirbel für Wirbel wieder auf. Wiederholt das ganze noch einmal mit der Linksdrehung.

    6. Diese Übung könnt ihr auf dem Weg zur anderen Platzhälfte machen: Während der ersten 3 Schritte atmet ihr tief in den Bauch ein. Anschließend atmet ihr 15 Schritte lang durch den Mund aus. Kontrolliert euren Atmen, sodass das letzte bisschen Luft erst mit dem fünfzehnten Schritt entweicht. Das sollte eure Nervosität vor einem wichtigen Spiel deutlich mindern.


    Die richtige Atmung ist ein wichtiger Schlüssel auf dem Weg zu körperlicher Entspannung und mentaler Stärke. Wer seine Atmung kontrollieren kann, hat ein mächtiges Hilfsmittel zur Verfügung, um unter Druck den Zustand maximaler Leistungsfähigkeit aufrechtzuerhalten. Übt die hier vorgestellten Techniken und beobachtet, wie sie euer Leben und euer Tennisspiel bereichern können. Viel Erfolg!


    Spindoc
    44
    Ja, regelmäßig.
    0%
    1
    Hin und wieder, aber nicht regelmäßig.
    0%
    11
    Nein, würde es aber gerne ausprobieren.
    0%
    24
    Nein, davon halte ich nichts.
    0%
    8
  • conosen
    Postmaster
    • 17.06.2006
    • 147

    #2
    was ist deiner meinung nach dann die bessere atemtechnik? beim ausholen noch einatmen und erst beim treffpunkt (oder kurz vorher) mit dem ausatmen beginnen, oder schon beim ausholen ausatmen und beim treffpunkt nochmal alles rauslassen?

    Kommentar

    • Spindoctor
      Postmaster
      • 08.07.2010
      • 147

      #3
      Ersteres. Bei normalen Grundschlägen ist mein Atemmuster folgendermaßen: Sobald ich die Richtung des Balles erkennen kann, beginne ich damit, durch Nase und Mund gleichzeitig einzuatmen. Ich atme tief und gleichmäßig in den Bauch. Auf diese Weise kann ich mehr Sauerstoff aufnehmen und verhindere ein zu kurzes, ruckartiges Atmen. Im Vorwärtsschwung und während des Treffpunkts atme ich dann energisch durch den Mund aus. Wichtig ist, jegliches Luftanhalten zu vermeiden, weil sonst die Muskulatur fest wird.

      Wenn deine Bauchatmung noch nicht so voluminös ist, weil du sie noch nicht lange trainierst, möchtest du mit dem Einatmen möglicherweise etwas später beginnen (z. B. mit Beginn des Rückschwungs). Das ist in Ordnung, solange du gleichmäßig atmest und während des Treffpunkts ausatmest.

      Alles Gute!

      Kommentar

      • Herr_Rossi46
        Benutzer
        • 19.02.2008
        • 58

        #4
        Zitat von Spindoctor
        In unserer schnelllebigen und stressigen Gesellschaft bleibt oft nur wenig Zeit für die Entwicklung einer guten Atemtechnik. Die meisten Menschen atmen in kurzen, oberflächlichen Zügen anstatt die tiefere und langsamere Zwerchfellatmung zu nutzen, die für Entspannung und Kraft sorgt. Auf dem Tennisplatz gilt das genauso wie im richtigen Leben.

        Die Entwicklung einer guten Atemtechnik ist ein essentieller Aspekt, um zu mentaler Stärke zu gelangen und den Zustand maximaler Leistungsfähigkeit aufrechtzuerhalten.

        Unsere Atmung ist das Fenster zu unseren Emotionen. Wenn sich unsere Gefühlslage verändert, schwankt auch unser Atemrhythmus. Im Zustand der Entspannung atmen wir ruhiger und tiefer als im Zustand großer Nervosität. Daher gilt: Wenn wir lernen, unsere Atmung zu kontrollieren, können wir die Art und Weise beeinflussen, wie wir fühlen und arbeiten.

        In engen Situationen ist es wichtig, entspannt zu bleiben, zuversichtlich zu sein und Spaß zu haben, damit unsere Performance von positiven Gefühlen angetrieben wird. Der Schlüssel zu emotionaler Kontrolle liegt in der Kontrolle der Atmung.

        Die Atmung kontrollieren

        Schauen wir uns also einmal an, wie wir unsere Atmung kontrollieren können – sowohl während der Ballwechsel als auch während der Seitenwechsel.

        Die meisten Menschen halten unter Stress die Luft an. Viele Tennisspieler vergessen schlicht das Atmen, wenn der Ball im Spiel ist. Wir haben die Tendenz, unserem Körper den Sauerstoff in dem Moment vorzuenthalten, in dem er ihn am dringendsten benötigt, um leistungsfähig zu sein.

        Das hat fatale Folgen. Es führt zu Muskelverspannung, unsteten Schwüngen und schlechter Beinarbeit. Die Entwicklung der richtigen Atmung ist daher essentiell, um Harmonie und Konstanz im Spiel zu erreichen.

        Klingt alles ziemlich esoterisch angehaucht... Wissenschaftliche Quellen???

        Kommentar

        • conosen
          Postmaster
          • 17.06.2006
          • 147

          #5
          Zitat von Spindoctor
          Ersteres. Bei normalen Grundschlägen ist mein Atemmuster folgendermaßen: Sobald ich die Richtung des Balles erkennen kann, beginne ich damit, durch Nase und Mund gleichzeitig einzuatmen. Ich atme tief und gleichmäßig in den Bauch. Auf diese Weise kann ich mehr Sauerstoff aufnehmen und verhindere ein zu kurzes, ruckartiges Atmen. Im Vorwärtsschwung und während des Treffpunkts atme ich dann energisch durch den Mund aus. Wichtig ist, jegliches Luftanhalten zu vermeiden, weil sonst die Muskulatur fest wird.

          Wenn deine Bauchatmung noch nicht so voluminös ist, weil du sie noch nicht lange trainierst, möchtest du mit dem Einatmen möglicherweise etwas später beginnen (z. B. mit Beginn des Rückschwungs). Das ist in Ordnung, solange du gleichmäßig atmest und während des Treffpunkts ausatmest.

          Alles Gute!
          Naja, aber beim einatmen verkrampft der ganze körper auch eher und spannt sich an, was ja bei einer lockeren ausholbewegung hinderlich ist. finde deshalb eigentlich die atemtechnik schon beim ausholen auszuatmen gar nicht so verkehrt, was auch von einigen profis so umgesetzt wurde und auch z.B. von Peter Spang mit seinem "Zennis" gelehrt wird.
          deshalb sollte man auch schon beide möglichkeiten nennen und jeder muss für sich entscheiden was für ihn besser klappt. ich persönlich hab viel bessere erfahrungen mit der zweiten variante gesammelt und mein spiel auch verbessert.
          Zuletzt geändert von conosen; 26.09.2010, 15:39.

          Kommentar

          • Spindoctor
            Postmaster
            • 08.07.2010
            • 147

            #6
            Zitat von Herr_Rossi46
            Klingt alles ziemlich esoterisch angehaucht... Wissenschaftliche Quellen???
            Assoziierst du esoterisch mit "nicht seriös"? Dass Atemübungen einen positiven Einfluss auf den Energiehaushalt des Körpers haben, ist keine neue Erfindung. Der Buddhismus und seine diversen Disziplinen machen sie sich seit Jahrhunderten zu Nutze, um zu einem achtsameren Leben zu gelangen. Davon kann man lernen, auch als Nicht-Buddhist.

            Spiritualität wird in unserer Gesellschaft extrem vernachlässigt. Wir haben verlernt, die Signale wahrzunehmen, die uns unser Körper gibt. Die Folgen: Unsere Gesundheit leidet und unser Leistungspotenzial bleibt unvollständig ausgenutzt. Wir täten gut daran, diesbezüglich von anderen Kulturen zu lernen. Wie könnte sich unsere Produktivität zum Positiven entwickeln, wenn wir beispielsweise eine Siesta am frühen Nachmittag einführen würden? Leider werden Arbeitnehmer bei uns als "Faulenzer" bezeichnet, wenn sie ein Mittagsschläfchen im Büro halten. Komischerweise sagt niemand: "Mensch, der ist aber leistungsorientiert!"

            Sorry, wenn ich dir jetzt mein Herz ausgeschüttet habe. Du kannst es selbstverständlich anders sehen. Ich will dich zu nichts überzeugen. Wenn du "Wissenschaftliches" lesen möchtest, empfehle ich dir das Buch "Breathe In, Breathe Out" von Jim Loehr, einem der besten Sportpsychologen der Welt.
            Zuletzt geändert von Spindoctor; 26.09.2010, 19:14.

            Kommentar

            • Spindoctor
              Postmaster
              • 08.07.2010
              • 147

              #7
              Zitat von conosen
              Naja, aber beim einatmen verkrampft der ganze körper auch eher und spannt sich an, was ja bei einer lockeren ausholbewegung hinderlich ist. finde deshalb eigentlich die atemtechnik schon beim ausholen auszuatmen gar nicht so verkehrt, was auch von einigen profis so umgesetzt wurde und auch z.B. von Peter Spang mit seinem "Zennis" gelehrt wird.
              deshalb sollte man auch schon beide möglichkeiten nennen und jeder muss für sich entscheiden was für ihn besser klappt. ich persönlich hab viel bessere erfahrungen mit der zweiten variante gesammelt und mein spiel auch verbessert.
              Prima. Dann bleib bitte dabei. Du hast völlig recht, jeder muss für sich entscheiden, was ihm hilft.

              Kommentar

              • Herr_Rossi46
                Benutzer
                • 19.02.2008
                • 58

                #8
                Hehe, 1:0 für Dich... ich assoziiere das tatsächlich meistens so... habe da aber auch so meine Erfahrungen mit Hebammen und Kampfsportlern gemacht, die meines Erachtens da viel komisches Zeug erzählen... Meiner Meinung nach wird da viel geredet und behauptet, ohne dass da mal etwas wirklich untersucht wird. Gerade im Bereich der Sportwissenschaft (aus dem ich komme, und in dem z.B. seit den 70er und 80er Jahren absolut nicht haltbarer Quatsch zum Dehnen erzählt wird, der leider immer noch an Schulen und im Training verbreitet wird...) gibt es das immer wieder.

                Ich gebe Dir aber auf jedem Fall recht, das Atmung und Spiritualität (ich nenne es eher mentale Fähigkeiten) wichtige Aspekte sind, die oft vernachlässigt werden. Hier kann man noch viel herausholen. Ich denke auch, dass Entspannungsphasen mit gezielten Atemübungen besser gelingen.
                Was allerdings das Atmen beim Spielen angeht, denke ich, dass es das wichtigste ist, das dies möglichst "natürlich" und unbewusst vonstatten gehen muss. Wenn ich nun auch noch anfange, mir beim Schlagen über meine Atmung Gedanken zu machen, werde ich (im sensumotorischen Sinne) nur noch ich-zentrierter, was einem Bewegungsfluss aus gestalttheoretischer Sicht absolut hinderlich ist. Es macht meiner Meinung nach mehr Sinn, die Aufmerksamkeit möglichst weg vom "Ich" und hin zur Umwelt und der Situation zu bringen. Somit sollte sich ein Spieler möglichst wenig Gedanken um seine Atmung machen.

                Also, sorry nochmal Spindoctor, wenn das mit dem "esoterisch" irgendwie abwertend rüberkam... Ich wollte Dich da nicht persönlich angreifen...

                Gruß, Herr Rossi

                Kommentar

                • ardet4
                  Experte
                  • 18.09.2010
                  • 584

                  #9
                  Wenn man sich auf die Atmung konzentriert denkt man wenigstens an nichts anderes - kann also auch ein Vorteil sein.
                  Blade 93 BLX2 // Beast XP 1.25 // Tourna Grip

                  Kommentar

                  • Herr_Rossi46
                    Benutzer
                    • 19.02.2008
                    • 58

                    #10
                    Hehe, das kann man natürlich auch so sehen...

                    Haste recht, das wäre dann ein Trainings-Schwerpunkt. Dann aber auch wirklich nur auf die Atmung konzentrieren...

                    LG, #46

                    Kommentar

                    • Spindoctor
                      Postmaster
                      • 08.07.2010
                      • 147

                      #11
                      Danke für deine Ausführungen. Zweifel sind oftmals in der Tat berechtigt. Wissenschaftliche Theorien sollten uns dabei helfen, unsere Erfahrungen zu erklären. Und nicht umgekehrt. Es gibt nicht wenige zwielichtige Wissenschaftler, die zuerst eine Theorie aufstellen und anschließend nach der passenden Erfahrung suchen, die ihre Thesen bestätigt.

                      Ich bin selbst am meisten bereit, meine Thesen einer Prüfung zu unterziehen und vermeintliches Wissen zu hinterfragen. Ich bin sogar dankbar, wenn mir jemand eine komplett gegenteilige, aber ebenso schlüssige Theorie aufzeigt. Dann kann ich mit dem beruhigenden Wissen ins Bett gehen, nichts zu wissen. Das ist wahre Befriedigung, wie ich festgestellt habe.

                      Zitat von Herr_Rossi46
                      Es macht meiner Meinung nach mehr Sinn, die Aufmerksamkeit möglichst weg vom "Ich" und hin zur Umwelt und der Situation zu bringen.
                      Das ist ein sehr interessanter Gedanke. Oftmals stehen wir uns selbst im Weg, weil wir zu analytisch sind, anstatt unserem Körper bei der Ausführung unserer Schläge einfach zu vertrauen. Ich lese gerade "The Inner Game of Tennis" vom Tim Gallwey, der einen ähnlichen Ansatz wählt. Er unterscheidet zwischen dem "Selbst 1" und dem "Selbst 2". Das Selbst 1 sind die unzähligen technischen und taktischen Anweisungen, an die wir uns beim Spielen zu erinnern versuchen. Das Selbst 2 ist unser Körper, der oftmals intuitiv das Richtige macht, ganz ohne Anweisungen. Gallwey zeigt, dass es sinnvoll ist, unser Selbst 1 ruhig zu stellen und unserem Selbst 2 zu vertrauen. Dann sind wir fokussierter und haben mehr Spaß am Tennis.

                      Gruß,
                      Spindoc

                      Kommentar

                      • Herr_Rossi46
                        Benutzer
                        • 19.02.2008
                        • 58

                        #12
                        Zitat von Spindoctor
                        Das ist ein sehr interessanter Gedanke. Oftmals stehen wir uns selbst im Weg, weil wir zu analytisch sind, anstatt unserem Körper bei der Ausführung unserer Schläge einfach zu vertrauen. Ich lese gerade "The Inner Game of Tennis" vom Tim Gallwey, der einen ähnlichen Ansatz wählt. Er unterscheidet zwischen dem "Selbst 1" und dem "Selbst 2". Das Selbst 1 sind die unzähligen technischen und taktischen Anweisungen, an die wir uns beim Spielen zu erinnern versuchen. Das Selbst 2 ist unser Körper, der oftmals intuitiv das Richtige macht, ganz ohne Anweisungen. Gallwey zeigt, dass es sinnvoll ist, unser Selbst 1 ruhig zu stellen und unserem Selbst 2 zu vertrauen. Dann sind wir fokussierter und haben mehr Spaß am Tennis.
                        Ich denke, da ist vieles interessantes drin und es passt zu den sensumotorischen Theorien Kohls, die auf Beobachtungen beim Skilaufen beruhen. Er bezieht sich dabei auf die Gestalttheorie, nach der unser Körper selbstorganisatorische Prozesse hin zu einer "guten", sprich ökonomischen Bewegung, durchführt, wenn man ihn denn nur lässt.
                        Dies lässt sich auch in meiner Tätigkeit als Sportlehrer oft beobachten. Es zeigt sich, dass sich viele Lernende oftmals selbst im Wege stehen, weil sie zu viele Gedanken über die Bewegung beim eigentlichen Handeln machen. Sie sehen sozusagen den Wald vor lauter Bäumen nicht. Es ist dann meine Aufgabe, ihnen Aufgaben zu geben, die sie möglichst nicht mehr in ihrer "Ich-Zentriertheit" lassen.
                        Analyse und Anweisung ist gut und wichtig, aber zur rechten Zeit. Es ist gut, sich einen Aspekt vorzunehmen, aber problematisch, wenn man eine Liste hat, an die man gleichzeitig denken soll.
                        Ich denke also, dass unsere Standpunkte gar nicht so weit auseinander sind, und Gallwey stimme ich überwiegend zu...

                        Gruß... #46

                        Kommentar

                        • onetrickpony
                          Benutzer
                          • 20.07.2007
                          • 87

                          #13
                          @spindoctor
                          super beitrag. aber auch die anderen habe ich jetzt gelesen. vielen dank für die mühe !!

                          btw bin ich genau so einer der die atmung anhält. es ging lange bis ich gemerkt habe, dass ich deswegen plötzlich keine power für die nächsten schläge hatte und einfach "müde" wurde. habe mehr oder weniger das gemacht was du hier schreibst und es hilft auf jeden fall...

                          Kommentar

                          • stegle25
                            Postmaster
                            • 27.07.2008
                            • 125

                            #14
                            Auch an spindoctor:
                            Danke für Deine interessante Beiträge mit vielen ivon mir unbeachteten Aspekten.
                            Mit dem Thema Atmung bin ich beim Mental Match Play erstmals konfrontiert worden, aber habe es diesen Sommer nicht richtig umsetzen können (Rückfall in altes Verhaltensmuster).
                            Im Winter werde ich einen erneuten Anlauf nehmen, um die Atmung als Technik zu automatisieren.
                            Übrigens zielt Mental Match Play auf sehr viele von Dir auch angesprochenen Aspekte auch ab, z.B. die Konzentration und implizierte Standardverhaltensmuster, auf die man zurückgreifen kann, wenn es mal nicht so läuft.
                            Das klappt wirklich gut.
                            Aber nur Training macht den Meister - ich arbeite gerade daran.

                            Gruß
                            stegle25
                            Gruß
                            stegle25

                            Kommentar

                            • Spindoctor
                              Postmaster
                              • 08.07.2010
                              • 147

                              #15
                              Danke für euer Feedback. Viel Erfolg weiterhin!

                              Kommentar

                              Lädt...