Warum wir hohe Führungen noch verspielen

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  • Spindoctor
    Postmaster
    • 08.07.2010
    • 147

    Tutorial Warum wir hohe Führungen noch verspielen

    ... und was wir dagegen tun können



    Unter Tennisspielern aller Alters- und Spielklassen gibt es ein weit verbreitetes Phänomen: Täglich werden Matches verloren, weil der / die Spieler/in im entscheidenden Moment den Sack nicht zumachen konnte.

    Jeder von uns kennt es – man führt 5-2 und gibt den Satz letztlich dennoch aus der Hand. Diese Niederlagen schmerzen. Im Nachhinein schütteln wir den Kopf über unser Unvermögen, wir spielen die entscheidenden Punkte wieder und wieder vor unserem geistigen Auge durch und mutmaßen, was passiert wäre, wenn wir hier und da einen Tick aggressiver gespielt hätten.

    Wir sind unzufrieden mit uns, weil die Niederlage vermeidbar gewesen ist. Wir hatten die Mittel, um diesen Gegner zu schlagen, sind aber kurz vorm Ziel mental eingesackt. Dieses Bewusstsein macht uns noch Tage danach zu schaffen. Wir können akzeptieren, wenn uns der Gegenüber ausspielt oder in wichtigen Momenten das bessere Tennis spielt. Aber wenn wir das Match selbst wegschenken? Nein, das können wir uns nicht verzeihen. Da sind wir hart.

    Was passiert eigentlich, wenn ein Spieler in einem Match führt und es am Ende dennoch verliert? Darum soll es in diesem Thread gehen. Eine allgemeine Antwort ist sicher schwierig, weil jeder Spieler verschieden ist. Allerdings gibt es eine Reihe von Ursachen, die auf die meisten von uns zutreffen:


    1. Die Führung verwalten

    Wer seine Führung nur verwalten will, spielt mit angezogener Handbremse. Er wird vorsichtig und hofft, dass sein Gegner ihm die Punkte "schenkt". Sein Fokus liegt darauf, das Match "nicht zu verlieren". Mit anderen Worten: Er scheut selbst die Initiative und wartet nur noch auf die Fehler seines Gegners. Das ist der sichere Weg in den Abgrund. Selbst wenn man mit solch einer Strategie gerade eben noch gewinnt, fühlt man sich hinterher schlecht. Das Selbstvertrauen leidet und – was noch schlimmer ist – es besteht die Gefahr, dass man beim nächsten Mal wieder in diese schlechte Gewohnheit zurückfällt.


    2. Das Ergebnis vorwegnehmen

    Die ultimative Herausforderung für Tennisspieler ist es, sich auf den Prozess und nicht auf das Ergebnis zu konzentrieren. Allerdings: Viele Spieler sind gedanklich nicht in der Gegenwart. Sobald sie erkennen, dass der Sieg in Reichweite ist, malen sie sich das Ergebnis aus und werden bei dem Gedanken daran abgelenkt. Sie verlieren die Konzentration, rücken von ihrer Strategie ab und treffen falsche Entscheidungen. Der Gedanke an den Sieg vereinnahmt sie und lässt sie verkrampfen. Beim Versuch, ihre Führung über die Runden zu retten, werden sie nervös und beginnen damit, ihr Spiel zu analysieren. Letzteres hat wiederum einen negativen Einfluss auf ihre Schlagwahl und –durchführung.


    3. Die Spannung verlieren

    Manche Spieler – wenn auch weniger oft vorzufinden – sind zu entspannt. Sie denken, sie hätten alles unter Kontrolle und könnten es sich leisten, für einen kurzen Moment einen Gang runterzuschalten. Das ist oftmals fatal. Ein oder zwei Spielverluste können sich später als verheerend erweisen. Beim Versuch, ihre verloren gegangene Konzentration mit aller Gewalt wiederzufinden, verkrampfen diese Spieler. Sie denken zu viel nach und müssen feststellen, dass sich das Blatt nun gewendet hat.

    Zu große Gelassenheit ist ein Anzeichen für das selbe Problem wie im vorangegangenen Punkt: dem Denken in Ergebnissen. Die Gedanken driften zum Spielstand ab und wir meinen, wir könnten uns eine "Auszeit" leisten. Gelassenheit fühlt sich zwar besser an als Nervosität, kann uns aber genauso teuer zu stehen kommen. Sobald wir ein paar Spiele verloren haben, ist die Nervosität ohnehin wieder da. In den meisten Fällen haben wir dann aber nicht nur selbst den Faden verloren, sondern gleichzeitig auch noch unseren Gegner aufgebaut.


    4. Der kritischen Stimme gehorchen

    Wir alle haben eine kritische Stimme, die unsere Handlungen beurteilt. Immer wenn wir kurz davor sind, etwas Gutes zu erreichen, meldet sie sich zu Wort und nährt unsere Selbstzweifel. Die kritische Stimme ist der kleine Teufel, der auf unserer Schulter sitzt und uns negative Sachen ins Ohr flüstert: "Dieses Spiel verlierst du besser nicht. Du weißt, du hast schon einmal versagt. Du wirst es wieder tun." Wer seiner kritischen Stimme Gehöhr verschafft, hat die mentale Kontrolle verloren. Von hier an geht es nur noch bergab. Daher müssen wir verhindern, dass sich kritische Gedanken in unseren Kopf einnisten. Sagt euch zum Beispiel: "Ich bin zäher als mein Gegner. Ich werde kämpfen, bis es vorbei ist. Ich habe volles Vertrauen in meine Fähigkeiten.“


    Wie behalte ich die mentale Kontrolle?

    1. Bleib bei deinem Spielplan! Ändere ihn nicht, nur weil du führst. Beende das Match mit den Schlägen bzw. der Strategie, die dich überhaupt erst in diese Position gebracht hat.

    2. Denke positiv! Überleg dir ein paar motivierende Gedanken und wiederhole sie immer dann, wenn du sie brauchst: "Ich bin entspannt und habe Spaß", "Ich kann alles erreichen, was ich mir vornehme", "Ich liebe die Herausforderung".

    3. Lächle kritische Gedanken weg! Lass deine innere Stimme nicht die Oberhand gewinnen. Lächle stattdessen, wenn sich Selbstzweifel breit machen wollen. Du genießt diesen Moment und lässt dir das Heft nicht einfach aus der Hand nehmen.

    4. Lass deinen Blick nicht abwandern! Fokussiere dich stattdessen auf deine Saiten, den Boden oder – noch besser – visualisiere deinen nächsten Aufschlag. Schau nicht planlos in der Gegend herum.

    5. Atme tief und rhythmisch! Dadurch bleibst du körperlich entspannt. Mache Atemübungen* zu deiner Routine. Speziell unter Stress neigen viele Spieler dazu, ihre Atmung zu beschränken. Vermeide dies unbedingt!


    Fazit

    Letztlich unterscheidet sich das Aufschlagspiel bei 5-2 durch nichts von all den anderen Spielen. Genau wie bei jedem anderen Punkt im Match benötigst du ein Maximum an Konzentration, Intensität und Wachsamkeit. Bleib entspannt, orientiere dich an deinem Spielplan, spiele jeden Punkt wie den letzten und genieße die Herausforderung. Zerstöre negative Gedanken mit einem Lächeln, dann bist du auf dem besten Weg, deine Nerven unter Kontrolle zu bringen.

    Spindoc

    _______________
    * vgl. auch: Die richtige Atmung im Tennis
    Zuletzt geändert von Spindoctor; 06.08.2011, 22:38. Grund: Formatierung überarbeitet
  • Hawkeye2
    You cannot be serious !!!
    • 26.04.2002
    • 3277

    #2
    Zitat von Spindoctor
    Letztlich unterscheidet sich das Aufschlagspiel bei 5-2 durch nichts von all den anderen Spielen.
    Spindoc
    Hi,

    da würde ich Dir stark widersprechen.

    In sehr, sehr vielen Matches habe ich bei diesem Spielstand ganz klar gemerkt, wie der Gegner wesentlich stärker gespielt hat als vorher.

    Ganz einfach weil er mit dem Rücken zur Wand steht und seinerseits viel konzentrierter agiert und keinen Punkt mehr leicht verschenken will.

    Ganz häufig bekommt man seine Punkte in diesem Aufschlagspiel nicht mehr "so einfach" wie in den Spielen davor.

    Daher muss man seinerseits noch konzentrierter zu Werke gehen als vorher, keine leichten Fehler machen oder hitzige Winner versuchen.

    Seinen bisherigen Spielplan verfolgen und sich nicht wundern, wenn auf einmal Bälle zurückkommen, die der Gegner vorher nicht einmal rübergespielt hat.

    Ansonsten: sehr gute Hinweise.

    Gruß
    Zuletzt geändert von Hawkeye2; 03.09.2010, 21:41.

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    • Spindoctor
      Postmaster
      • 08.07.2010
      • 147

      #3
      Richtig. Dein Gegner hat in solch einer Situation nichts mehr zu verlieren und kann befreit aufspielen. Auf deine mentale Herangehensweise an dieses Aufschlagspiel sollte das allerdings keinen Einfluss haben. Du musst zu jeder Zeit 100 Prozent geben und Punkt für Punkt spielen, ganz unabhängig vom Spielstand. Das war die Intention meines Satzes.

      Wenn du unter den gegebenen Umständen deine beste Leistung gebracht hast, aber das Match trotzdem noch verlierst, dann war dein Gegner einfach besser und du hast dir nichts vorzuwerfen. Du hast alles getan, was du tun konntest. Und das ist genug! Deshalb musst du zuerst sicherstellen, dass du auch wirklich deine beste Leistung bringst und nicht mental wegbrichst. Dabei sollen die oben genannten Tipps helfen. Was dein Gegner dann macht, kannst du nicht beeinflussen.

      Kommentar

      • Benedikt

        #4
        @Spindoctor

        es wäre nett von dir, wenn du etwas von dir mal preis gibst, hat du das aus deinem Wissen herausgeschrieben, hast du es irgendwie herauskopiert, oder bist du ein Mann vom Fach.

        Würde die Glaubwürdigkeit deiner Ergüsse etwas untermauern oder nicht

        Kommentar

        • Spindoctor
          Postmaster
          • 08.07.2010
          • 147

          #5
          Benedikt,

          man muss nicht Psychologie studiert haben, um auf mentalem Gebiet erfolgreich zu werden. Es ist keine Wissenschaft, die sich mit Formeln und Graphen beschäftigt. Du brauchst nicht mehr als ein paar Grundkenntnisse, etwas Kreativität, Lernbereitschaft und einen gesunden Menschenverstand. Kritik ist ausdrücklich erwünscht. Ich kann auch verstehen, wenn du damit nichts anfangen kannst. Ich will dich zu nichts überzeugen, weil ich weiß, dass dies auch gar nicht möglich ist. Wenn du Kritik üben möchtest, dann solltest du sie auf die hier gemachten Aussagen beziehen und nicht personenabhängig machen.

          Gruß,
          Spindoc

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          • lexi4berlin

            #6
            Zitat von Spindoctor
            Richtig. Dein Gegner hat in solch einer Situation nichts mehr zu verlieren und kann befreit aufspielen. Auf deine mentale Herangehensweise an dieses Aufschlagspiel sollte das allerdings keinen Einfluss haben. Du musst zu jeder Zeit 100 Prozent geben und Punkt für Punkt spielen, ganz unabhängig vom Spielstand.
            Meiner Meinung nach hängt es genau davon ab, ob man tatsächlich so spielen soll wie man es bisher - erfolgreich - getan hat oder nicht. Änderte der Gegner sein Spiel nicht, sollte man spielen wie bisher, schließlich war das zuvor auch erfolgreich. Änderte der Gegner hingegen sein Spiel, kann das anders sein: Machte der Gegner etwa zuvor sehr viele Fehler und spielt jetzt erfolgreich fehlervermeidend mit viel weniger Risiko, dann kann es böse enden, wenn man sein eigenes Spiel nicht anpasst - es gilt dann, ebenfalls leichte Fehler zu vermeiden. Liegt man aber in einem Spiel in Führung, kann man das Risiko ruhig erhöhen und den Gegner unter Druck zu setzen - er steht in solchen Situationen permanent mit dem Rücken zur Wand und kann sich keine einzige Schwäche erlauben.

            Ob man zu jeder Zeit 100 Prozent geben soll, hängt sehr davon ab, was für ein Spieltyp man ist. Beispiel: Ein aufschlagstarker, aber konditionsschwacher Spieler führt 5:2 bei Aufschlag Gegner. Hier würde ich davon abraten, sich zu sehr zu verausgaben. Lieber zu Spielbeginn volles Risiko gehen und läuferisch schonen - entweder geht das mit dem Risiko gut, oder aber der Spieler kann sich anschließend halbwegs ausgeruht auf sein eigenes Aufschlagspiel konzentrieren (er muss dann ja ohne Saitenwechselpause zwischendurch aufschlagen!)

            Kommentar

            • Spindoctor
              Postmaster
              • 08.07.2010
              • 147

              #7
              Zitat von lexi4berlin
              Meiner Meinung nach hängt es genau davon ab, ob man tatsächlich so spielen soll wie man es bisher - erfolgreich - getan hat oder nicht. Änderte der Gegner sein Spiel nicht, sollte man spielen wie bisher, schließlich war das zuvor auch erfolgreich. Änderte der Gegner hingegen sein Spiel, kann das anders sein: Machte der Gegner etwa zuvor sehr viele Fehler und spielt jetzt erfolgreich fehlervermeidend mit viel weniger Risiko, dann kann es böse enden, wenn man sein eigenes Spiel nicht anpasst - es gilt dann, ebenfalls leichte Fehler zu vermeiden. Liegt man aber in einem Spiel in Führung, kann man das Risiko ruhig erhöhen und den Gegner unter Druck zu setzen - er steht in solchen Situationen permanent mit dem Rücken zur Wand und kann sich keine einzige Schwäche erlauben.
              Mir scheint, du verwechselst Taktik mit Strategie. Strategie ist das, was du dir vor dem Match vornimmt, z. B. mutig zu spielen, die Bälle im Aufsteigen zu nehmen, nach guten Angriffen ans Netz aufzurücken. Das alles ist planbar und gehört zu deinem Spielplan.

              Taktik ergibt sich hingegen situativ, sie wird kurzfristig festgelegt. Du kannst sie nicht planen, weil du nicht weißt, wie das Match verlaufen wird. In Führung liegend das Risiko zu erhöhen ist zum Beispiel eine taktische Maßnahme. Es ist völlig richtig, dass du entsprechend dem Matchverlauf taktische Anpassungen vornehmen musst. Du sollst nur nicht von deinem Spielplan, also deiner Strategie abweichen.

              Zitat von lexi4berlin
              Ob man zu jeder Zeit 100 Prozent geben soll, hängt sehr davon ab, was für ein Spieltyp man ist. Beispiel: Ein aufschlagstarker, aber konditionsschwacher Spieler führt 5:2 bei Aufschlag Gegner. Hier würde ich davon abraten, sich zu sehr zu verausgaben. Lieber zu Spielbeginn volles Risiko gehen und läuferisch schonen - entweder geht das mit dem Risiko gut, oder aber der Spieler kann sich anschließend halbwegs ausgeruht auf sein eigenes Aufschlagspiel konzentrieren (er muss dann ja ohne Saitenwechselpause zwischendurch aufschlagen!)
              Leistung und Konzentration hängen unmittelbar zusammen. Eine höhere Konzentration geht mit einer besseren Leistung einher und umgekehrt. Wenn du beschließt, dich beim Returnspiel nicht voll reinzuhängen, verlierst du automatisch einen Teil deiner Konzentration. Es besteht nun die Gefahr, dass du deine Konzentration vor dem nächsten Aufschlagspiel nicht rechtzeitig wiederfindest. Wir können nicht einfach einen Knopf drücken und unsere Konzentration nach Belieben ein- und ausschalten. Der Zustand vollkommener Konzentration stellt sich nur sehr langsam ein. Daher ist es nicht ratsam, das Returnspiel schleifen zu lassen. Unter Umständen verlierst du deine gesammelte Konzentration und holst deinen Gegner zurück ins Match.

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              • Benedikt

                #8
                @Spindocktor

                ich will doch nur wissen, ob du ein Fachmann/frau bist oder nicht? Ist das eine provokante Frage? ....und natürlich kann man mich überzeugen, mit Fachwissen.

                Kommentar

                • lexi4berlin

                  #9
                  Erstmal vielen Dank an Spindoctor für seine umfangreichen Erläuterungen - dieser Hinweis nicht zuletzt deshalb, damit es nicht falsch verstanden wird, wenn ich im Einzelfall mitunter widerspreche.

                  Zitat von Spindoctor
                  Mir scheint, du verwechselst Taktik mit Strategie.Strategie ist das, was du dir vor dem Match vornimmt, z. B. mutig zu spielen, die Bälle im Aufsteigen zu nehmen, nach guten Angriffen ans Netz aufzurücken. Das alles ist planbar und gehört zu deinem Spielplan.
                  Nein, ich fürchte, Du bringst da Strategie und Taktik etwas durcheinander.
                  Strategie ist z.B.: offensiv spielen, den Gegner unter Druck setzen etc., soweit sind wir uns einigermaßen einig.
                  Die Mittel, die Du für die Erreichung dieser Teilziele einsetzt sind dann aber bereits die taktischen Maßnahmen, also Bälle im Aufsteigen nehmen, nach guten Angriffen ans Netz gehen.

                  Zitat von Spindoctor
                  In Führung liegend das Risiko zu erhöhen ist zum Beispiel eine taktische Maßnahme.
                  Sehe ich auch so.

                  Zitat von Spindoctor
                  Es ist völlig richtig, dass du entsprechend dem Matchverlauf taktische Anpassungen vornehmen musst. Du sollst nur nicht von deinem Spielplan, also deiner Strategie abweichen.
                  Genau das halte ich nicht für allgemeingültig. Stell Dir mal vor, Du hast den ersten Satz 1:6 verloren und liegst im zweiten Satz 0:2 hinten. Kann sein, dass der Gegner einfach besser ist und Du eh nichts machen kannst, OK, für den Fall können wir uns jede Analyse sparen. Aber eins ist ziemlich sicher: Mit der bisherigen Strategie wird das nichts mehr werden. Hier würde ich meine Strategie ändern, schlimmstenfalls wird alles noch schlimmer und ich verliere eben die nächsten 4 Spiele (danach hat es aber sowieso ausgesehen!), aber vielleicht erwirkt die Strategieänderung mit etwas Glück ja auch den Umbruch!

                  Zitat von Spindoctor
                  Leistung und Konzentration hängen unmittelbar zusammen... Wenn du beschließt, dich beim Returnspiel nicht voll reinzuhängen, verlierst du automatisch einen Teil deiner Konzentration. Es besteht nun die Gefahr, dass du deine Konzentration vor dem nächsten Aufschlagspiel nicht rechtzeitig wiederfindest...
                  Ein gewichtiges Argument! Da muss man sich selbst beobachten: Wenn man dazu neigt, den Faden zu verlieren, wenn man einmal nachlässt, dann darf man das in der Tat nicht machen. Ich kenne aber auch Leute, die ganz ausdrücklich die Konzentration nicht sehr lange halten können und automatisch ab und an unaufmerksamer werden. Solchen Leuten kann eine bewusste Konzentrations-Ruhe-Phase u.U. sogar für die spätere Konzentration nutzen.

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                  • Spindoctor
                    Postmaster
                    • 08.07.2010
                    • 147

                    #10
                    Zitat von Benedikt
                    @Spindocktor

                    ich will doch nur wissen, ob du ein Fachmann/frau bist oder nicht? Ist das eine provokante Frage? ....und natürlich kann man mich überzeugen, mit Fachwissen.
                    Da stellen sich mir zunächst ein paar Fragen: Was ist überhaupt ein Fachmann? Und was ist keiner? Braucht es ein Zertifikat, das einem Expertenkenntnisse bescheinigt? Oder reicht es bereits, sich mit einer Sache intensiv zu beschäftigen, um sich Fachmann zu schimpfen?

                    Platon stellt - freilich in Bezug auf seine Philosophenkönige - fest, dass derjenige, der sich mit dem Göttlichen und Gerechten beschäftigt, selbst göttlich und gerecht wird. Es scheint unabwendbar, dass man nachzuahmen versucht, womit man sich gerne beschäftigt.

                    Wikipedia versteht unter einem Fachmann "eine Person, die über überdurchschnittlich umfangreiches Wissen auf einem oder mehreren bestimmten Sachgebieten [...] verfügt." Doch was ist wiederum „Wissen“? Wissen ist per definitionem immer wahr, es gibt kein falsches Wissen. Das setzt allerdings voraus, dass es „Wahrheit“ gibt.

                    Hält nicht jeder etwas anderes für das Wahre? Beispiel: Zwei Blinde, die versuchen, einen Elefanten zu ertasten, um sich ein Bild von ihm zu machen, können den Elefanten nie als Ganzes erfassen. Sie erfassen nur einen Teil des Tieres und machen diesen Teil zur Grundlage ihrer Vorstellung vom Elefanten. Es müsste ein großer Zufall sein, wenn beide die gleiche Vorstellung entwickeln.

                    Wenn es also keine absolute Wahrheit gibt, kann es auch kein Wissen geben, kann es auch keine Experten geben! Vielmehr gilt: Alle Aussagen, die wir treffen, sind Hypothesen. Sie beschreiben, wie die Wirklichkeit sein könnte, nicht wie sie ist. Hypothesen sind diskutierbar. Es spielt keine Rolle, von wem sie aufgestellt werden.

                    Kommentar

                    • Spindoctor
                      Postmaster
                      • 08.07.2010
                      • 147

                      #11
                      Lexi4berlin,

                      danke für deine Erörterungen. Ich hatte Strategie und Taktik nur nach dem Kriterium der Planbarkeit unterschieden. Deine Unterscheidung in Ziel und Mittel ist genauer. In diesem Lichte sind meine letzten beiden Beispiele für Strategie natürlich nicht aufrechtzuerhalten.

                      Dass man bei aussichtslosem Rückstand seinen Matchplan risikolos umkrempeln kann, ist auch richtig. Meine ursprüngliche Aussage entstand vor dem Hintergrund einer souveränen Führung.

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                      • manne

                        #12
                        Hohes Niveau hier!!!!!

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                        • Berni
                          Veteran
                          • 22.09.2008
                          • 1105

                          #13
                          Zitat von Hawkeye2
                          Hi,

                          da würde ich Dir stark widersprechen.

                          In sehr, sehr vielen Matches habe ich bei diesem Spielstand ganz klar gemerkt, wie der Gegner wesentlich stärker gespielt hat als vorher.

                          Ganz einfach weil er mit dem Rücken zur Wand steht und seinerseits viel konzentrierter agiert und keinen Punkt mehr leicht verschenken will.

                          Ganz häufig bekommt man seine Punkte in diesem Aufschlagspiel nicht mehr "so einfach" wie in den Spielen davor.

                          Daher muss man seinerseits noch konzentrierter zu Werke gehen als vorher, keine leichten Fehler machen oder hitzige Winner versuchen.

                          Seinen bisherigen Spielplan verfolgen und sich nicht wundern, wenn auf einmal Bälle zurückkommen, die der Gegner vorher nicht einmal rübergespielt hat.

                          Ansonsten: sehr gute Hinweise.

                          Gruß
                          Sehe ich nicht wirklich so. In den allermeisten Fällen ist es doch so, dass man den Satz oder das Match fast schon abgehakt hat (was soll noch schiefgehen?) und durch eigene Schwächen wie oben beschrieben das Ding verschenkt.

                          Ich habe selten erlebt, dass der Gegner plötzlich, nur weil er nichts mehr zu verlieren hatte, plötzlich einen Winner nach dem anderen spielt. Das kann vorkommen, ist aber nicht die Regel.

                          Meist macht man drei, vier leichte Fehler, baut den Gegner auf, der dann plötzlich selber besser spielt. Dafür kann der Gegner aber nichts, sondern da ist man einzig und alleine selber Schuld.

                          Sieht man auch bei den Profis, wenn einer klar führt und zum Matchgewinn aufschlägt. Da kommt dann der erste Aufschlag nicht, man macht zwei, drei leichte Fehler und plötzlich kippt so ein Spiel mal ganz schnell. Das liegt aber nicht daran, dass der Gegner nichts mehr zu verlieren hat, sondern daran, dass der Führende schwächelt.

                          Kommentar

                          • Hawkeye2
                            You cannot be serious !!!
                            • 26.04.2002
                            • 3277

                            #14
                            @Berni

                            Hi,

                            erst einmal folgendes:

                            Dinge, die ich selber dutzendfach erlebt habe kannst Du nicht wegdiskutieren.

                            Natürlich spielt ein Gegner nicht bei 2:5 aus seiner Sicht plötzlich Winner, die er gar nicht kann.

                            Aber anstatt wie so oft vorher schnell den Fehler zu machen spielt er auf einmal 20 Mal den Ball rein, läuft in jede Ecke und gibt keinen Ball verloren...

                            Oder statt schlechter Passierbälle spielt er auf einmal einen Lob, statt Returnfehlern mit der Rückhand kommt auf einmal jeder Aufschlag zurück etc.

                            Erzähle mir nicht, Du hättest nur Gegner, die den ganzen Satz gleich gut spielen, dann kannst Du ja nach dem ersten Spiel schon den Satzausgang festlegen...

                            Ich weiss aus Erfahrung (und stelle mich daher auch darauf ein), daß das Aufschlagspiel zum Satzgewinn fast immer härter wird als alle anderen davor, egal wie leicht man sie gewonnen hat.

                            Und da ich nicht zu Nervosität neige oder in dieser Situation Unsinn verzapfe muss das am Gegner liegen, oder ?!

                            Insbesondere wenn jemand zurückliegt maximieren sichn unmal seine Anstrengungen...

                            Da liegt ja das ganze Problem in der Sache: die meisten kämpfen wesentlich verbissener um ein Unheil abzuwenden (2:6 !) als darum, einen Erfolg zu erzielen. Gerade dann wenn man ja schon einen Erfolg (5:2 !) hatte.

                            Schau Dir mal die Länge des Punktes bei 30:40 von zwei etwa gleich guten aggressiven Baselinern an und vergleiche das Mal mit dem ersten Punkt eines Spieles...

                            Gruß

                            Kommentar

                            • Heinman
                              Heavy overdozed admin
                              • 02.10.2001
                              • 2996

                              #15
                              @hawk
                              gebe Dir 100 % Recht, da ich erst gestern die Erfahrung gemacht habe.
                              Ich habe 6:3, 5:2 geführt und den 2. Satz noch 6:7 verloren.
                              Ich hatte das Spiel weder abgehakt, weil ich sowas aus Erfahrung NIE mache noch einen "Eisenarm" bekommen. Mein Gegner hat in dieser Situation, in der das Match fast verloren war, aggressiver, risikoreicher gespielt als ich und sogar einen Matchball abgewehrt. Dies resultiert darin, dass ich etwas verunsichert war und dann ein paar Punkte "liegen lies". Im übrigen wurden, wie von Hawkeye beschrieben, die Ballwechsel zunehmend länger und zäher.
                              Ich bin ganz ruhig. Wenn ich nicht alles weiß, muss ich nicht alles machen.

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