Rafael Nadal - Rückhand Analyse

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  • Spindoctor
    Postmaster
    • 08.07.2010
    • 147

    Tutorial Rafael Nadal - Rückhand Analyse

    Rafael Nadal - Rückhand Videoanalyse


    Denkt man an Rafael Nadal, denkt man in erster Linie an seine einzigartig zwirbelnden Vorhände. Dabei kommt seine Rückhand bei Kommentatoren und Beobachtern des Tennissports häufig zu Unrecht zu kurz. In diesem Thread wollen wir seine beidhändige Rückhand einmal aus dem Schattendasein befreien, denn auch diesen Schlag spielt der Spanier technisch einwandfrei. Meine Analyse orientiert sich an folgendem Video:



    Rafael Nadals Rückhand.


    1. Körperdrehung

    Genau wie alle anderen Profis beginnt Nadal den Schlag mit der Körperdrehung, d. h. er dreht Füße und Schultern zur Seite. Schaut euch die ersten 4 Sekunden im Video an: In dieser Phase sind die Hände vollkommen passiv, sie führen keinerlei Rückschwung durch. Nur der Griffwechsel wird vollzogen.

    Dieser Vorgang ist abgeschlossen, wenn die Schultern etwa 45° zum Netz sind. Erst dann beginnt er mit dem Rückschwung. Früher wurde einem gesagt, man solle "den Schläger so früh wie möglich zurücknehmen". Diese Denkweise ist mittlerweile veraltet. Wer den Schlag mit den Armen einleitet, verhindert unweigerlich eine vollständige Drehung des Körpers.


    2. Rückschwung

    Nadals Rückschwung ist sehr kompakt. Seine Hände bewegen sich in etwa auf der selben Höhe nach hinten, auf der sie während der Körperdrehung zuvor auch schon waren. Wenn die vollständige Drehung erreicht ist, sind seine Schultern etwas mehr als 90° zur Grundlinie. Sein Kinn ist über der linken Schulter.

    In diesem Moment beginnt er mit der Richtungsänderung. Er dreht seine Hände und Unterarme nach hinten unten, sodass die Schlägerspitze zum Boden zeigt. Er ändert die Richtung des Schwungs mit einer sehr kompakten und flüssigen Bewegung.

    Die Größe und die Form der Schleife ist bei jedem Spieler etwas anders. Gleiches gilt für das Ausmaß an Hand- und Armrotation. Das Ziel sollte es sein, die Rückhand so schnörkellos wie möglich zu lernen. Weniger Bewegungen sind immer besser.


    3. Stand und Vorwärtsschwung

    Nadal macht mit dem linken Bein einen Diagonalschritt nach vorne, um in den geschlossenen Stand zu gelangen. Die Distanz zwischen seinen Füßen kann einen Meter und mehr betragen. Diese breite Basis gewährt ihm die Möglichkeit, seine Beine dynamischer einzusetzen. Verglichen mit dem neutralen Stand erlaubt der geschlossene Stand Nadal eine tiefere Kniebeuge, speziell im vorderen Bein.

    Im Vorwärtsschwung strecken sich die Beine dann automatisch. Dabei wird beträchtliche Energie freigesetzt, die kinematische Kette beginnt zu arbeiten. Der Energiefluss wird durch die Beine in Gang gesetzt und durch die verschiedenen Körpersegmente nach oben geleitet. Die zusätzliche Kraft aus der tieferen Kniebeuge wird also Richtung Torso transferiert. Dort wird sie weiter vergrößert durch die Schulterrotation.

    Ein weiterer wichtiger Aspekt im Vorwärtsschwung ist die Haltung des Oberkörpers. Nadals Torso ist mittig zwischen den Füßen ausbalanciert, er lehnt sich nicht zur Seite. Das ist die Basis, um seine Schultern um die Wirbelsäule herum stabil rotieren zu lassen.

    Viele Freizeitspieler haben in diesem Punkt Probleme, weil ihre Ausrichtung nicht so exakt ist. Oftmals sind sie zu weit vom Ball entfernt und müssen sich mit dem Oberkörper nach vorne beugen, um den Ball zu erreichen. Die aufrechte Position - und damit die Balance - geht verloren.


    4. Treffpunkt

    Nadal spielt eine Variante der beidhändigen Rückhand, bei der im Treffpunkt beide Arme gestreckt sind. Sein linker Arm war bereits dann vollkommen gerade, als er den Rückschwung beendete (Siehe auch). Sein rechter Arm hat sich im Vorwärtsschwung gestreckt.

    Der Beitrag des vorderen Arms ist bei dieser technischen Variante größer als bei Spielern, die den vorderen Arm gebeugt lassen. Sie ähnelt einer einhändig geschlagenen Rückhand. Man kann sich ohne Probleme Nadals rechte Hand am Schläger wegdenken. Herauskommen würde ein ziemlich guter Einhänder. Dazu passt, dass seine Schultern im Treffpunkt zwischen 45 und 60 Grad zum Netz sind.

    Bemerkenswert ist weiterhin, wie aufrecht und ruhig sein Kopf im Treffpunkt ist. Genau wie Federer lässt er seinen Kopf nach dem Treffen des Balles noch eine ganze Weile in Position. Dies dient primär seiner Balance, da sich im Innenohr das sogenannte Vestibularorgan befindet, welches für die Steuerung des Gleichgewichts verantwortlich ist.


    5. Schwungkurve und Ausschwung

    Neben der Armkonstellation gibt es eine weitere Komponente, die für das Verständnis seines Treffpunkts wichtig ist: Die Schwungkurve. Hierbei ist der Ausschwung von zentraler Bedeutung.

    Die Wichtigkeit des Ausschwungs wird häufig unterschätzt. Einige betrachten ihn als irrelevant, da der Ballkontakt ja bereits abgeschlossen ist. Doch das ist ein Trugschluss. Die Schwungkurve verläuft kontinuierlich. Sie beginnt mit der Vorwärtsbewegung zum Ball und sie endet nicht im Moment des Treffpunkts. Der Treffpunkt ist lediglich ein Punkt auf der kontinuierlichen Schwungkurve. Der Verlauf der Schwungkurve entscheidet in Verbindung mit der Armkonstellation darüber, wo sich der Schläger im Treffpunkt befindet.

    Mit anderen Worten: Der Treffpunkt ist direkt abhängig von der Schwungkurve. Und die Form der Schwungkurve hängt untrennbar mit dem Ausschwung zusammen. Warum? Weil sich der Schläger immer in die Richtung bewegt, in die er gelenkt wird. Nadal schwingt das Racket nach dem Treffpunkt nach vorne oben. Dabei bekommt er eine herausragende Streckung zum Ziel. Das indiziert, dass er mit kontrollierter Power und Länge agiert.

    Schlussendlich muss sich der Schläger geschmeidig und gleichmäßig verlangsamen. Dazu schwingt Nadal ihn über seine linke Schulter nach hinten und nach unten. Er ist entspannt und lässt es einfach passieren. Letztlich seht ihr, wie sein rechtes Bein nach vorne rumkommt, um für den nächsten Schlag wieder in einer guten Ausgangsposition zu sein.


    Spindoc
    Zuletzt geändert von Spindoctor; 02.06.2011, 21:51. Grund: Video direkt eingebunden
  • Herr_Rossi46
    Benutzer
    • 19.02.2008
    • 58

    #2
    Zitat von Spindoctor
    Der Beitrag des vorderen Arms ist bei dieser technischen Variante größer als bei Spielern, die den vorderen Arm gebeugt lassen. Sie ähnelt einer einhändig geschlagenen Rückhand. Man kann sich ohne Probleme Nadals rechte Hand am Schläger wegdenken. Herauskommen würde ein ziemlich guter Einhänder. Dazu passt, dass seine Schultern im Treffpunkt zwischen 45 und 60 Grad zum Netz sind.
    Ich kann Deine Ausführungen gut nachvollziehen und finde, dies ist eine sehr gute Analyse.
    Im zitierten Punkt denke ich allerdings, dass der Beitrag der echten Hand doch erheblich ist. Nadal ist bekanntlich Rechtshänder und sowohl koordinativ als auch konditionell sehr gut mit Rechts. Die rechte Hand ermöglicht ihm eine sehr kompakte Ausholbewegung mit extremer Beschleunigung. Besonders gut sieht man dies bei seinen Rückhandschlägen aus der Defensive, bei denen er mit der rechten Hand extreme Winkel und viel Druck auf den Ball bringen kann.
    Daher denke ich, dass er sicher auch ein einhändige RH spielen könnte, diese aber nicht ansatzweise so gut wäre, wie die beidhändige RH.

    Gruß, #46

    Kommentar

    • Guido
      Veteran
      • 21.05.2009
      • 1451

      #3
      ...identischen Text kann man auch hier lesen

      Kommentar

      • manne

        #4
        Zitat von Guido
        ...identischen Text kann man auch hier lesen

        http://community.sport1.de/de/thema/,37539343.html
        ja, und ?????

        Dein Text, siehe oben, steht auch in mehreren Rubriken

        Kommentar

        • El Rey
          Veteran
          • 04.01.2010
          • 1882

          #5
          Zitat von Guido
          ...identischen Text kann man auch hier lesen

          http://community.sport1.de/de/thema/,37539343.html
          Außerdem ist beides mit Spindoc unterschrieben.
          Wenn es ein anderer Autor gewesen wäre hätte ich noch verstanden was du hättest sagen wollen.
          -> 3x Wilson Ultra Tour V2.0 336 g, 314 SW, 30,6 cm Balance
          -> Prince 6000 & Prince Precision Tuning Center
          -> Racket One Tennisservice (www.racket-one.de)

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          • Guido
            Veteran
            • 21.05.2009
            • 1451

            #6
            ...ich finde es nur bemerkenswert und interessant ...und mache mir so meine Gedanken

            ...übrigens:
            Die berechtigte Frage von Benedikt

            ist nie beantwortet worden

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            • Spindoctor
              Postmaster
              • 08.07.2010
              • 147

              #7
              Guido,

              ich bin in der Tat auch im Sport1-Forum unterwegs. Einige meiner Beiträge poste ich hier zuerst, andere dort. Dieser Thread ist zum Beispiel zuerst im Saitenforum zu lesen gewesen (10.09.2010), später dann im Sport1-Forum (01.12.2010).

              Spindoc

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              • Guido
                Veteran
                • 21.05.2009
                • 1451

                #8
                Zitat von Spindoctor
                Guido,

                ich bin in der Tat auch im Sport1-Forum unterwegs. Einige meiner Beiträge poste ich hier zuerst, andere dort. Dieser Thread ist zum Beispiel zuerst im Saitenforum zu lesen gewesen (10.09.2010), später dann im Sport1-Forum (01.12.2010).

                Spindoc
                ...da verrätst Du uns jetzt ja nichts Neues mehr

                ABER viel interessanter wäre doch, wenn Du mal die Frage von Benedikt beantworten würdest.

                Viele Deiner Artikel erinnern mich übrigens stark an Texte von kommerziellen Sport Coaching Akademien ...abgeschrieben oder selber aus dieser Branche ???

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                • Spindoctor
                  Postmaster
                  • 08.07.2010
                  • 147

                  #9
                  Tja, ich gehöre eben nicht zu den Nutzern, die in ihrer Signatur Werbung für ihre Tennisschule machen, damit man ihren Argumenten Glauben schenkt.

                  Kommentar

                  • Guido
                    Veteran
                    • 21.05.2009
                    • 1451

                    #10
                    ...ok - Du könntest also - wenn Du wolltest - auch was in Deine Singnatur schreiben ?!
                    Mehr wollte ich gar nicht wissen

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                    • Spindoctor
                      Postmaster
                      • 08.07.2010
                      • 147

                      #11
                      Sicher, aber als Leser neigt man dann immer dazu, vom Hintergrund eines Users auf die Qualität seiner Aussagen zu schließen. Dabei ist keineswegs immer klar, dass profilierte User in ihrer Argumentation richtiger liegen als weniger profilierte User. Um ein kritikfähiges Klima entstehen zu lassen und aufrechtzuerhalten ist es besser, nur die Aussagen zu kennen. Letztlich sind die Standpunkte Gegenstand einer Diskussion, nicht die Personen, die diese Standpunkte vortragen. Gerade darin sehe ich den Vorteil von Foren wie diesem.

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