Angst vor Fehlern? Drei Tipps
Fehler können auf verschiedene Weise entstehen, sei es aufgrund unbeständiger Technik oder in Folge einer Ablenkung. Fehler passieren meiner Meinung nach auch dann, wenn du nicht genügend Vertrauen in deine Fähigkeiten hast. In diesem Fall stellst du "Kontrolle" über alles andere, anstatt auf das zu vertrauen, was du kannst. Deine Fehler sind dann die Folge deines Zögerns.
"Soll ich jetzt zum Longline-Schuss ansetzen oder besser noch damit warten? Beim letzten Mal hab ich genau so einen Ball ins Aus gesetzt. Bloß kein Fehler jetzt, sonst wird das nichts mehr!" Solche Gedanken, in deren Verlauf du dein intuitives Gefühl in Zweifel ziehst, sind ein Indikator für diese Art von Fehlern. Mir kommen diese Gedanken immer dann, wenn ich zu sehr darauf bedacht bin, Fehler zu vermeiden.
Ein Fehler ist für die meisten Tennisspieler eine negative Erfahrung. Daher erscheint es auf den ersten Blick logisch, ihn vermeiden zu wollen. Doch gerade darin besteht das Problem. Wenn du einer negativen Erfahrung aus dem Weg gehen möchtest, bist du ständig damit beschäftigt, jene Sache zu kontrollieren, die du vermeiden willst. Du bist übertrieben vorsichtig, um jede Möglichkeit auszuschließen, die das negative Erlebnis hervortreten lassen könnte. Die Angst vor einem Fehler und der negativen Erfahrung wird selbst zu einer negativen Erfahrung.
Diese Angst führt dazu, dass du verkrampfst und das Risiko scheust. In der Konsequenz werden sich die Fehler ganz automatisch einstellen. Es entsteht ein teuflischer Kreislauf, der schwer zu stoppen ist. Je mehr Fehler du vermeiden möchtest, desto unsicherer wirst du und umso mehr neue Fehler machst du. Selbst Routineschläge misslingen dir, weil du dich davor fürchtest, es wieder zu vermasseln.
Das meine ich, wenn ich von Fehlern spreche, die aus mangelndem Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten entstehen. Darin unterscheiden wir Amateure uns von den Topprofis wie Nadal und Federer. Diese sagen sich: "Ich spiele diesen Schlag wieder und wieder, solange, bis er irgendwann im Feld landet – und er wird irgendwann im Feld landen." Diese Geisteshaltung zeichnet alle großen Spieler aus. Was auch passiert, ihre Zuversicht und das Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten ist unzerstörbar.
Was kannst du tun, um deine Angst vor Fehlern zu reduzieren und dich nicht länger selbst einzuschüchtern? Drei Dinge möchte ich dir mit auf den Weg geben:
1. Von falschen Bedenken ablassen
Hör auf darüber nachzudenken, was andere Leute von dir denken. Die Angst, dass deine Teamkameraden, dein Trainer oder deine Eltern dich nicht akzeptieren, weil du Fehler machst, ist vollkommen unbegründet. Solche Bedenken stellen eine große Ablenkung dar und führen dazu, dass du zu wenig riskierst und triviale Schläge verpatzt. Jeder macht Fehler. Du musst lernen zu verstehen, dass Fehler in Ordnung sind, solange du immer wieder weitermachst und zuversichtlich bleibst.
Zuversicht entsteht auch dadurch, dass du die erfolgreiche Ausführung deiner Schläge visualisierst. Denk nicht an mögliche Fehler, die dir unterlaufen könnten, sondern versuche vor deinem geistigen Auge zu sehen, wie du eine bestimmte Spielsituation erfolgreich meisterst. All die Dinge, die du auf dem Platz umsetzen musst, solltest du in deinem Geist erfolgreich durchspielen. Dadurch bringst du dich in die richtige Geisteshaltung, wenn du auf den Platz gehst.
2. Den inneren Kritiker ausschalten
Vertraue in deine Fähigkeiten. Oftmals werden wir zu analytisch, wenn wir ein paar Schläge hintereinander verhauen, die wir normalerweise sicher verwandeln. Wir sind dann zu sehr bemüht, alles richtig zu machen. Technische Anweisungen, die uns irgendjemand irgendwann einmal gelehrt hat, schwirren durch unseren Kopf und befehlen uns, wie wir es richtig machen müssen. Die große Kunst besteht darin, diesen inneren Kritiker ruhig zu stellen und dem Körper bei der Ausführung der Schläge einfach zu vertrauen.
Routinen können dir dabei helfen. Wie auch immer diese Routinen im Einzelnen aussehen, du solltest ihnen nachgehen, dich anschließend auf dein Ziel konzentrieren und den Rest einfach passieren lassen. Diese Herangehensweise reduziert überflüssige Analysen, durch die du dir nur selbst im Weg stehst. Hänge zu keinem Zeitpunkt einem vorangegangenem Punkt oder Schlag nach, sondern richte deine ganze Aufmerksamkeit immer nur auf den nächsten Punkt.
3. Fehler willkommen heißen
Oftmals ist es unsere starke Abneigung gegenüber Fehlern, die dazu führt, dass sich Fehler gerade dann zeigen, wenn es wichtig wird. Du denkst dir: "Jetzt bitte nicht wieder solch ein Fehler" und ehe du dich versiehst, hast du den Ball ins Aus geschlagen. Möglicherweise ist es besser, Fehler – wenn sie passieren - einfach nur wahrzunehmen, ohne sie (negativ) zu bewerten oder bekämpfen zu wollen. Dann verlieren sie einen Teil ihrer einschüchternden Wirkung.
Wie das geht? Durch Achtsamkeit*! Wie ich bereits in einem anderen Thread geschrieben habe, versteht man unter Achtsamkeit das bewusste Erleben und gleichmütige Akzeptieren aller Geschehnisse. Sei einfach achtsam und sag dir: "Ok, Mr. UFE, du kannst jederzeit kommen, ich habe keine Angst vor dir. Ich werde dich wahrnehmen, aber ich werde dich mit keiner Reaktion würdigen." Ärgere dich nicht über Fehler, dann ärgern sie dich auch nicht mehr (so sehr).
Fazit
Fehler gehören zum Tennis wie Quallen zum Meerurlaub. Man könnte getrost auf ihre Anwesenheit verzichten, aber sie laufen einem früher oder später immer über den Weg. Wenn du lernst, Fehler zu akzeptieren, anstatt sie zu fürchten, hast du den Kopf frei für das, was wirklich wichtig ist – deine Strategie, deine Schlagwahl, die Schwächen deines Gegners, etc. Du lässt dich weniger beeinträchtigen, weil du Fehler als das wahrnimmst, was sie sind: unerfreulich, aber nicht gefährlich. Es wäre doch schade, wenn du wegen ein paar Quallen den Spaß am Baden verlierst, oder?
Spindoc
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* vgl. Die Magie des Moments
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