Cedrik Stebe: Die große Überraschung
Hamburg - "Cedrik Stebe gewinnt ITF Turnier in Frankreich". "Stebe gewinnt in Italien ITF 2 Turnier". "Stebes Erfolgsserie geht weiter: Finale in Citta di Prato". Seit seinem Sieg in Frankreich, dominieren Stebes Erfolgsmeldungen die Schlagzeilen unserer Jugendseiten. Ich werde hellhörig und möchte wissen, wer hinter diesem Namen steckt.
Meine erste Anlaufstelle ist unsere Abteilung für Jugend- und Leistungssport, wo mir Karsten Hansen bereitwillig Auskunft erteilt:"Ich bin schon seit 16 Jahren beim DTB tätig, aber so einen rasanten Aufstieg wie bei Cedrik Stebe ist mir in meiner Laufbahn noch nicht untergekommen", staunt er, als ich ihn nach Stebe frage.
Cedrik Stebe, der bis vor acht Wochen allenfalls Kennern der Jugendszene ein Begriff war, hat spätestens nach seinem Sieg im französischen Beaulieu Sur Mer Ende April die Tennisszene aufhorchen lassen. Von Rang 76 spielte sich der Linkshänder in kürzester Zeit auf Position 13 der Jugendweltrangliste und überholte damit sogar Jaan-Frederik Brunken, der bis dato bestplatzierter Deutscher war. Dass auch Stebe von seinem Erfolg überrumpelt wurde, erzählte er mir am Telefon: "Der Sieg in Frankreich kam für mich total überraschend. Ich habe nicht mein bestes Tennis gespielt und mich Runde für Runde irgendwie durchgekämpft. Ich wollte mich unbedingt für die French Open qualifizieren und das habe ich nun geschafft", erzählt Stebe, dessen sympathische Mutter im Hintergrund die Antworten ihres Sohnes aufmerksam kommentiert. Manchmal muss ich meine Frage ein zweites Mal stellen, weil Mutter und Sohn gleichzeitig antworten. Ich finde das sehr amüsant.
Seit Januar, so erzählt mir der Baden-Württemberger, lebt und trainiert er in einer Tennisakademie im italienischen Florenz, die von Fabrizio Fanucci, dem Trainer des Weltranglisten-74. Filippo Volandri, betrieben wird. Sein Tagesablauf ist bis auf die Minute durchgeplant: 7.45 Uhr aufstehen und frühstücken, 8.30 Uhr Abfahrt zur Tennisanlage, 9 Uhr bis 12.30 Uhr Tennis- und Fitnesstraining, 13 Uhr Mittagessen im Clubhaus. Stebe schwärmt von dem hervorragenden italienschen Essen, ein Highlight in seinem durchorganisierten Tagesablauf. Ich bekomme Appetit. Bis 14.30 Uhr kann er sich ausruhen oder ein bisschen im Internet surfen, fährt Stebe fort, bevor es bis 18 Uhr weitergeht mit dem täglichen Tennis- und Fitnessprogramm. Auch danach ist das Tagesende für den emsigen 17jährigen noch nicht absehbar. Gegen 18 Uhr kommt sein Privatlehrer in das Clubhaus, um mit ihm zwei bis drei Stunden den Schulstoff durchzugehen, den er im heimatlichen Gymnasium versäumt. "Wenn ich weiterhin erfolgreich spiele, mache ich nach diesem Schuljahr Schluss", so der Elftklässler. "Mein Papa wollte immer, dass ich Abitur mache, aber inzwischen sieht er das lockerer", meint Stebe. Nach dem Abendessen, das pünktlich um 20 Uhr serviert wird, hat Stebe Feierabend, den er gerne dazu nutzt, um im wunderschönen Florenz auszugehen.
Das Projekt Italien wird von Stebes Eltern sowie einem privaten Sponsor finanziert. Nicht immer war der Deutsche auf derartige Unterstützung seiner Eltern angewiesen. Bereits im Alter von sechs Jahren kam er in den Kader des Württembergischen Tennis-Bundes. Doch mit 13 Jahren endete der klassische Weg des Nachwuchstalents jäh. Nach einer längeren Verletzung ging es bergab und somit war im Kader kein Platz mehr für ihn. "Ich war anfangs schon sehr enttäuscht, dass ich aussortiert wurde, aber inzwischen bin ich froh über den Weg, den ich eingeschlagen habe. Bevor ich nach Italien ging, habe ich mit einem Privattrainer gearbeitet." "Und weiter im Verein trainiert", ergänzt Mama Stebe noch schnell.
Zu den Turnieren begleitet ihn stets seine Mutter, die inzwischen nicht mehr arbeitet und damit viel Zeit hat, ihrem jüngsten Sprössling zur Seite zu stehen. Meine Frage, ob das den Papa denn nicht stört, wenn die Mama immer weg ist, wird mit einem Lachen beantwortet. Seinen Eltern verdankt Stebe viel, denn durch die Beiden ist er mit drei Jahren zum Tennis gekommen. "Meine Eltern sind in einen Tennisverein eingetreten und haben mich immer mitgenommen. Da habe ich Feuer gefangen."
Am Freitag geht es für Stebe erstmals zu den Junior French Open nach Paris. Gemeinsam mit der DTB-Fraktion um Peter Pfannkoch wird er sein erstes Jugend Grand Slam Turnier spielen, auf das er so hart hingearbeitet hat. "Nach vier Finals in Folge bin ich zwar ein bisschen ausgelaugt, aber dafür habe ich die letzten Wochen viel Selbstvertrauen getankt. Ich bin schon ziemlich aufgeregt", gibt er zu. Im Juni geht es für den gebürtigen Mühlackerer (Baden) dann in Wimbledon weiter. Auf Rasen hat er aber bisher noch nie gespielt. "Vielleicht spiele ich das Vorbereitungsturnier in Roehampton, damit ich weiß, was auf mich zukommt." Nach Wimbledon will Stebe dann auch auf der Profitour angreifen. "Ich werde mit Future Turnieren anfangen, ich habe auch ein paar Wild Cards nach meinen Siegen für Challenger Turniere in Italien bekommen."
Auf die Frage nach einem Alternativplan zum Tennis bekomme ich zu hören, dass Sport sein Leben ist und er ohne nicht auskommen würde. Das erklärt vielleicht ein bisschen, dass die Frage nach dem Beruf seines Vaters mal wieder Mama Stebe beantworten muss, denn der Tennisfreak weiß es einfach nicht. Sein Papa ist Diplomingenieur, sein 24jähriger Bruder studiert - auch da muss sich die Mama wieder einschalten - Wirtschaftsinformatik. Aber immerhin fällt ihm am Ende noch ein, dass er eine Schwester hat, die 23 Jahre alt ist und Studentin der Biologie ist.
Sein Ziel für das Jahr hat Stebe jedenfalls schon definiert: Er möchte bei den Junior Grand Slams gut abschneiden und seine ersten ATP-Punkte sammeln.
Ich wünsche ihm viel Glück und hoffe, dass wir noch jede Menge von ihm hören werden.
Das Interview führte Stephanie Nachtigall-Marten
Hamburg - "Cedrik Stebe gewinnt ITF Turnier in Frankreich". "Stebe gewinnt in Italien ITF 2 Turnier". "Stebes Erfolgsserie geht weiter: Finale in Citta di Prato". Seit seinem Sieg in Frankreich, dominieren Stebes Erfolgsmeldungen die Schlagzeilen unserer Jugendseiten. Ich werde hellhörig und möchte wissen, wer hinter diesem Namen steckt.
Meine erste Anlaufstelle ist unsere Abteilung für Jugend- und Leistungssport, wo mir Karsten Hansen bereitwillig Auskunft erteilt:"Ich bin schon seit 16 Jahren beim DTB tätig, aber so einen rasanten Aufstieg wie bei Cedrik Stebe ist mir in meiner Laufbahn noch nicht untergekommen", staunt er, als ich ihn nach Stebe frage.
Cedrik Stebe, der bis vor acht Wochen allenfalls Kennern der Jugendszene ein Begriff war, hat spätestens nach seinem Sieg im französischen Beaulieu Sur Mer Ende April die Tennisszene aufhorchen lassen. Von Rang 76 spielte sich der Linkshänder in kürzester Zeit auf Position 13 der Jugendweltrangliste und überholte damit sogar Jaan-Frederik Brunken, der bis dato bestplatzierter Deutscher war. Dass auch Stebe von seinem Erfolg überrumpelt wurde, erzählte er mir am Telefon: "Der Sieg in Frankreich kam für mich total überraschend. Ich habe nicht mein bestes Tennis gespielt und mich Runde für Runde irgendwie durchgekämpft. Ich wollte mich unbedingt für die French Open qualifizieren und das habe ich nun geschafft", erzählt Stebe, dessen sympathische Mutter im Hintergrund die Antworten ihres Sohnes aufmerksam kommentiert. Manchmal muss ich meine Frage ein zweites Mal stellen, weil Mutter und Sohn gleichzeitig antworten. Ich finde das sehr amüsant.
Seit Januar, so erzählt mir der Baden-Württemberger, lebt und trainiert er in einer Tennisakademie im italienischen Florenz, die von Fabrizio Fanucci, dem Trainer des Weltranglisten-74. Filippo Volandri, betrieben wird. Sein Tagesablauf ist bis auf die Minute durchgeplant: 7.45 Uhr aufstehen und frühstücken, 8.30 Uhr Abfahrt zur Tennisanlage, 9 Uhr bis 12.30 Uhr Tennis- und Fitnesstraining, 13 Uhr Mittagessen im Clubhaus. Stebe schwärmt von dem hervorragenden italienschen Essen, ein Highlight in seinem durchorganisierten Tagesablauf. Ich bekomme Appetit. Bis 14.30 Uhr kann er sich ausruhen oder ein bisschen im Internet surfen, fährt Stebe fort, bevor es bis 18 Uhr weitergeht mit dem täglichen Tennis- und Fitnessprogramm. Auch danach ist das Tagesende für den emsigen 17jährigen noch nicht absehbar. Gegen 18 Uhr kommt sein Privatlehrer in das Clubhaus, um mit ihm zwei bis drei Stunden den Schulstoff durchzugehen, den er im heimatlichen Gymnasium versäumt. "Wenn ich weiterhin erfolgreich spiele, mache ich nach diesem Schuljahr Schluss", so der Elftklässler. "Mein Papa wollte immer, dass ich Abitur mache, aber inzwischen sieht er das lockerer", meint Stebe. Nach dem Abendessen, das pünktlich um 20 Uhr serviert wird, hat Stebe Feierabend, den er gerne dazu nutzt, um im wunderschönen Florenz auszugehen.
Das Projekt Italien wird von Stebes Eltern sowie einem privaten Sponsor finanziert. Nicht immer war der Deutsche auf derartige Unterstützung seiner Eltern angewiesen. Bereits im Alter von sechs Jahren kam er in den Kader des Württembergischen Tennis-Bundes. Doch mit 13 Jahren endete der klassische Weg des Nachwuchstalents jäh. Nach einer längeren Verletzung ging es bergab und somit war im Kader kein Platz mehr für ihn. "Ich war anfangs schon sehr enttäuscht, dass ich aussortiert wurde, aber inzwischen bin ich froh über den Weg, den ich eingeschlagen habe. Bevor ich nach Italien ging, habe ich mit einem Privattrainer gearbeitet." "Und weiter im Verein trainiert", ergänzt Mama Stebe noch schnell.
Zu den Turnieren begleitet ihn stets seine Mutter, die inzwischen nicht mehr arbeitet und damit viel Zeit hat, ihrem jüngsten Sprössling zur Seite zu stehen. Meine Frage, ob das den Papa denn nicht stört, wenn die Mama immer weg ist, wird mit einem Lachen beantwortet. Seinen Eltern verdankt Stebe viel, denn durch die Beiden ist er mit drei Jahren zum Tennis gekommen. "Meine Eltern sind in einen Tennisverein eingetreten und haben mich immer mitgenommen. Da habe ich Feuer gefangen."
Am Freitag geht es für Stebe erstmals zu den Junior French Open nach Paris. Gemeinsam mit der DTB-Fraktion um Peter Pfannkoch wird er sein erstes Jugend Grand Slam Turnier spielen, auf das er so hart hingearbeitet hat. "Nach vier Finals in Folge bin ich zwar ein bisschen ausgelaugt, aber dafür habe ich die letzten Wochen viel Selbstvertrauen getankt. Ich bin schon ziemlich aufgeregt", gibt er zu. Im Juni geht es für den gebürtigen Mühlackerer (Baden) dann in Wimbledon weiter. Auf Rasen hat er aber bisher noch nie gespielt. "Vielleicht spiele ich das Vorbereitungsturnier in Roehampton, damit ich weiß, was auf mich zukommt." Nach Wimbledon will Stebe dann auch auf der Profitour angreifen. "Ich werde mit Future Turnieren anfangen, ich habe auch ein paar Wild Cards nach meinen Siegen für Challenger Turniere in Italien bekommen."
Auf die Frage nach einem Alternativplan zum Tennis bekomme ich zu hören, dass Sport sein Leben ist und er ohne nicht auskommen würde. Das erklärt vielleicht ein bisschen, dass die Frage nach dem Beruf seines Vaters mal wieder Mama Stebe beantworten muss, denn der Tennisfreak weiß es einfach nicht. Sein Papa ist Diplomingenieur, sein 24jähriger Bruder studiert - auch da muss sich die Mama wieder einschalten - Wirtschaftsinformatik. Aber immerhin fällt ihm am Ende noch ein, dass er eine Schwester hat, die 23 Jahre alt ist und Studentin der Biologie ist.
Sein Ziel für das Jahr hat Stebe jedenfalls schon definiert: Er möchte bei den Junior Grand Slams gut abschneiden und seine ersten ATP-Punkte sammeln.
Ich wünsche ihm viel Glück und hoffe, dass wir noch jede Menge von ihm hören werden.
Das Interview führte Stephanie Nachtigall-Marten