Weltklassetennis in Deutschland

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  • Jazzman1980
    Postmaster
    • 03.10.2007
    • 111

    #16
    Es gibt oft einen Diskrepanz zwischen subjektiven Empfindungen und den realen Fakten. Das zeigt sich auch an der weit verbreiteten Meinung das Boris Becker und Steffi Graf für den Deutschen Tennisboom verantwortlich sind.

    Hier die Fakten:
    Der Tennisboom fand zwischen 1970 und 1984 statt wobei er sein Hoch 1976 mit einem Zuwachs von 14% hatte. Die Beckers und Grafs setzten erst ab 85/86 ein. Hier die Zahlen

    1970 +9%
    1972 +13%
    1974 +13%
    1976 +14%
    1978 +13%
    1980 +12%
    1982 +8%
    1984 +4%
    1985 +1%
    1987 +6%
    1989 +3%
    1991 +4%
    1993 +2%
    Becker, Graf, Stich (schwarz)
    ab 95 geht es Berg ab, 97 macht Becker schluss mit dem Profisport

    Wofür Becker und Graf verantwortlich sind die Tennis-TV-Zeiten
    1984- 95h
    1991 über 2000h Tennis im TV
    Zuletzt geändert von Jazzman1980; 23.10.2007, 12:24.

    Kommentar

    • Champcoach
      Veteran
      • 01.09.2006
      • 1225

      #17
      Man darf es sich nicht zu einfach machen und ein simples Feindbild aufbauen (der Verband allein ist schuld). Vielmehr sind die Gründe vielfältiger. Um das beurteilen zu können, muss man die Situation hautnah erlebt haben bzw. erleben, sonst läuft man Gefahr, dass man nur etwas "meint" und sich zusammendenkt, aber eben nichts weiß.
      - Zu den Verbänden sage ich gar nichts mehr; das habe ich schon oft getan. Oben wurde dazu auch schon etwas gesagt.
      - Der gesellschaftliche Unterschied (hier mit negativen Auswirkungen auf Spitzenleistungen, beginnend schon im Kinder/Jugendbereich) von Deutschland zu vielen anderen Ländern ist z.B. der, dass in Deutschland Spitzensport permanent kritisch hinterfragt wird, aber das Gegenteil, eine öffentliche Unterstützung (ich meine jetzt nicht die Verbände) jedoch nicht in der Form stattfindet, wie das teilweise in anderen Ländern der Fall ist. Das sieht dann so aus, ...
      - dass sich die Kinder/Jugendlichen/Eltern, bei denen Spitzensport stattfindet, z.B. in der Schule oft ständig Probleme haben, weil eine Unterstützung in Form dauernder Unterrichtsbefreiung teilweise nur "ungern" und zäh genehmigt wird oder weil das Verständnis für auch mal schlechtere Schulleistungen oft fehlt.
      - dass sich Kinder/Jugendliche/Eltern oft ständig Bekannten gegenüber rechtfertigen müssen, ob die Kinder das auch wirklich wollen, was sie machen ("Das kann doch nicht sein, dass einer so viel trainieren will. Meiner macht nie Sport! Sie zwingen ihre Kinder doch nicht etwa dazu?").
      - dass sich die gleichen Leute oft nicht freuen, wenn sich Erfolge einstellen, sondern dass Neid aufkommt. Das erfährt man dann meist hintenrum, aber manchmal auch direkt.
      - dass in Deutschland "Ehrgeiz" oft keinen guten Klang hat, und leider mit "krankhaftem Ehrgeiz" verwechselt wird. Dieser wird dann den Beteiligten sehr oft vorgeworfen bzw. halt wieder hinterrum.
      - dass der Begriff "Leistung", auch im Sport, sehr kritisch hinterfragt wurde ("60er-Generation"). Die Nachwirkungen sind immer noch zu spüren, zumal diese Leute jetzt in entscheidenden Ämtern (viele Politiker gehören dazu, nicht nur unser Ex-Außenminister Fischer) sitzen. Wir haben sehr viele "Bedenkenträger" in unseren Reihen. Leute, die so denken, sind mittlerweile Eltern und sogar teilweise schon Großeltern unserer derzeitigen Generation. Das prägt durchaus, ohne dass man es bewusst mitbekommt.
      Das alles sind Hemmnisse, die nicht gerade Rückenwind erzeugen.
      - dass zumindest bis in die ATP Top 200 (dahinter natürlich auch) Spieler (also nicht nur 1, von denen ich das ganz genau weiß) dabei, auf welche die Kritik Beckers durchaus zutrifft. Ich könnte die jetzt namentlich benennen, werde das aber nicht tun. Da könnte, ja müsste "noch ein Zahn zugelegt" werden. Ob das auch auf die von Becker genannten Spieler teilweise so zutrifft, weiß ich nicht; es ist mir - aufgrund der teilweisen Kenntnis der Situation knapp dahinter - aber nicht unvorstellbar. Wie gesagt, von "Faulheit" war bei Becker nicht die Rede; alle trainieren sehr viel und meist nahe am persönlichen Limit; manche aber eben etwas mehr und manche etwas weniger an diesem Limit; das ist doch banal.
      - Einige der deutschen Topspieler (auch die besten Nachwuchsspieler mitgerechnet)trainieren/trainierten nicht bzw. so gut wie nicht beim Verband nicht. Das spricht nicht gerade für eine gute Verbandsarbeit, weil der ja Sichtungen durchführt und die auffälligsten Talente an sich bindet.
      Aber jetzt kommt es aber: Auch nicht beim Verband, sondern privat trainiert wird auch bei sehr vielen ausländischen Spielern (bzw. seit Kurzem auch mit deutschem Pass), die in Deutschland aufgewachsen sind oder seit Langem hier trainieren. Den 6 (Kiefer ist seit Montag wieder ATP Top 100) deutschen Spielern, die Top 100 stehen, stehen sage und schreibe 3 ausländische Nachwuchsleute gegenüber (bei der so geringen Zahl von hier ausgebildeten Spielern jetzt fairerweise bis ATP 107 gezählt), die auch hier in Deutschland ihr Tennis gelernt haben und ganz oben stehen (ich zähle deshalb M. Zverev auf ATP 107 dazu):
      - E. Gulbis (JG. 88), ATP 47
      - E. Korolev (Jg. 88), ATP 89
      - M. Zverev (Jg. 87), ATP 107
      Was für ein Missverhältnis? Zufall?
      Spielt hier der "Biss" eventuell in einigen Fällen nicht doch eine Rolle, den Becker wohl meinte (sollten "einen Zahn zulegen")?
      Arme Verhältnisse als Antrieb können es in diesen Fällen nicht sein (z.B. gehört Gulbis' Vater zu den reichsten Männern in Litauen; Korolev ist der Cousin von Kournikova, ...).
      Nochmals: Es ging um die Aussage Beckers und ob daran etwas sein könnte. Es ging nicht darum, ob es auch noch andere Gründe gibt (die vielleicht genauso wichtig sind - oder noch wichtiger).
      Zuletzt geändert von Champcoach; 23.10.2007, 12:03.

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      • Jazzman1980
        Postmaster
        • 03.10.2007
        • 111

        #18
        @Champcoach
        Ich kann in deinem Beitrag keine Fakten erkennen, über allem schwebt dein "Gefühl" das die Jungs nicht hart genug trainieren.
        Das mit der Abneigung zum leistungorientierten Sport in jungen Jahren hat in anderen Ländern auch einen negativen Touch, vor allem durch die ganzen erfolgskranken Eltern, dieses Problem ist keine deutsche Erfindung.

        ----------------------------------------------------------------------
        Aber jetzt kommt es aber: Auch nicht beim Verband, sondern privat trainiert wird auch bei sehr vielen ausländischen Spielern (bzw. seit Kurzem auch mit deutschem Pass), die in Deutschland aufgewachsen sind oder seit Langem hier trainieren. Den 6 (Kiefer ist seit Montag wieder ATP Top 100) deutschen Spielern, die Top 100 stehen, stehen sage und schreibe 3 ausländische Nachwuchsleute gegenüber (bei der so geringen Zahl von hier ausgebildeten Spielern jetzt fairerweise bis ATP 107 gezählt), die auch hier in Deutschland ihr Tennis gelernt haben und ganz oben stehen (ich zähle deshalb M. Zverev auf ATP 107 dazu):
        - E. Gulbis (JG. 88), ATP 47
        - E. Korolev (Jg. 88), ATP 89
        - M. Zverev (Jg. 87), ATP 107
        Was für ein Missverhältnis? Zufall?
        Spielt hier der "Biss" eventuell in einigen Fällen nicht doch eine Rolle, den Becker wohl meinte (sollten "einen Zahn zulegen")?
        Arme Verhältnisse als Antrieb können es in diesen Fällen nicht sein (z.B. gehört Gulbis' Vater zu den reichsten Männern in Litauen; Korolev ist der Cousin von Kournikova, ...).
        Nochmals: Es ging um die Aussage Beckers und ob daran etwas sein könnte. Es ging nicht darum, ob es auch noch andere Gründe gibt (die vielleicht genauso wichtig sind - oder noch wichtiger).
        -----------------------------------------------------------------------

        sorry da steig ich nicht durch, was willst du hier genau sagen? (sorry, liegt beistimmt an mir)

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        • Champcoach
          Veteran
          • 01.09.2006
          • 1225

          #19
          Ich habe oben durchaus Fakten genannt:
          1. Ich könnte dir deutsche ATP Top 200 Spieler namentlich benennen, wo Beckers Kritik (...könnten einen "Zahn zulegen") angebracht ist, weil ich da einen ganz detaillierten Einblick ins Training habe. Ich nenne aber keine Namen, da das hier nicht geht. Ein paar wenige Forumsmitglieder wissen, warum das bei mir so ist. Mehr sage ich dazu nicht.
          Kannst du das auch? Falls ja, dann kennst du die Spitzenspieler nicht, die kenne.
          2. Zur Klärung deiner Frage am Schluss:
          Es muss doch einen Grund haben, dass ausländische ATP Top 100 Spieler, die seit langem (schon als Junioren) in Deutschland trainieren, auffallend besser sind ("Biss"? Wird da ein "Zahn zugelegt"?). Die Namen stehen in meinem Post oben. Da stehen 6 Deutschen sage und schreibe 3 Ausländer gegenüber. Das ist ein riesengroßes MIssverhältnis, wenn man die Zahl der hier aufgewachsenen ausländischen Tennisspieler damit vergleicht.
          3. Du hast "gesellschaftliche Gründe" bezweifelt. Die gibt es aber. Siehe oben.
          Es geht hier nicht um deine Bezirksrangliste von irgendeinem Bezirk 8, Jazzman1980..
          Zuletzt geändert von Champcoach; 23.10.2007, 12:57.

          Kommentar

          • LittleMac
            Forenjunky
            • 23.02.2006
            • 4554

            #20
            Er will sagen, dass es drei deutsche Top 100-Spieler gibt, aber sechs (mehr oder weniger) ausländische (fast) Top 100-Spieler, die in Deutschland ausgebildet wurden. Das Verhältnis von in Deutschland ausgebildeten/geförderten deutschen Spielern zu in Deutschland ausgebildeten ausländischen Spielern dürfte aber höher als 2:1 sein.

            P.S.: Gulbis ist aus Lettland!


            Edit: Mensch jetzt war ich wieder zu spät!

            Kommentar

            • MagicMat

              #21
              @Champcoach
              Na gut,aber die hier ausgebildeten Spieler kommen NUR wegen des Tennis her! Kannste daher nicht mit der Masse der deutschen Spieler in Relation stellen. Eher vielleicht zu denen die z.B. in die USA wechseln. Und selbst da haben nicht alle vor Profi zu werden, sondern gehen meist wegen der Stipendien dahin.
              Wir haben im Nachbarverein eine russische Tennisschule. Dort werden im Sommer immer 20-30 Kinder und Jugendliche trainiert. Grund ist nicht unbedingt das talent, sondern der Wille und das Geld der russischen Eltern aus denen Profis zu machen.

              Vielleicht befinden wir uns auch einfach am Tiefpunkt des deutschen Spitzentennissports. Wer weiß, in 5 Jahren stellen wir womöglich auch wieder zwei Top10 Spieler. Es bedarf "einfach" mal wieder eines außergewöhnlichen Talents!

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              • Jazzman1980
                Postmaster
                • 03.10.2007
                • 111

                #22
                Zitat von Champcoach
                Ich habe oben durchaus Fakten genannt:
                1. Ich könnte dir deutsche ATP Top 200 Spieler namentlich benennen, wo Beckers Kritik (...könnten einen "Zahn zulegen") angebracht ist, weil ich da einen ganz detaillierten Einblick ins Training habe. Ich nenne aber keine Namen, da das hier nicht geht. Ein paar wenige Forumsmitglieder wissen, warum das bei mir so ist. Mehr sage ich dazu nicht.
                Kannst du das auch? Falls ja, dann kennst du die Spitzenspieler nicht, die kenne.
                2. Zur Klärung deiner Frage am Schluss:
                Es muss doch einen Grund haben, dass ausländische ATP Top 100 Spieler, die seit langem (schon als Junioren) in Deutschland trainieren, auffallend besser sind ("Biss"? Wird da ein "Zahn zugelegt"?). Die Namen stehen in meinem Post oben. Da stehen 6 Deutschen sage und schreibe 3 Ausländer gegenüber. Das ist ein riesengroßes MIssverhältnis, wenn man die Zahl der hier aufgewachsenen ausländischen Tennisspieler damit vergleicht.
                3. Du hast "gesellschaftliche Gründe" bezweifelt. Die gibt es aber. Siehe oben.
                Es geht hier nicht um deine Bezirksrangliste von irgendeinem Bezirk 8, Jazzman1980..

                Ah OK, danke da stand ich auf dem Schlauch. Ja gut dazu muss ich sagen das ich die Vorgeschichte der drei nicht kenne (in Deutschland geboren, aufgewachsen usw.) Grundsätzlich aber sind Kinder von Einwanderern (dazu zähle ich mich auch, Rumänien) zu mehr Leistung bereit als Deutschstämmige und werden vom Elterhaus oft angetrieben. Diesen Punkt stelle ich auch nicht in Frage aber auch in diesem Punkt unterscheiden wir uns nicht von Frankreich oder Spanien.

                Es gibt immer "gesellschaftliche Gründe" und die will ich nicht Ausblenden, ich stelle aber nochmal klar das wir uns hier nicht von Frankreich, Schweiz usw. unterscheiden.
                Dieses Argument greift sehr gut im Vergleich Deutschland-Serbien.
                ----------------------------------------------------------------------
                Und ich hoffe, dass mit all unseren Siegen die Menschen in unserer Heimat mehr in Tennis und Plätze investieren", sagt Ivanovic.
                Aus Serbien, das bislang eher Mannschaftssportarten und vor allem den Basketballern zujubelte, haben Jankovic, Ivanovic und Djokovic auf ihrem Weg an die Spitze keine Unterstützung erhalten. Ihr Glück war, aus einem Elternhaus zu stammen, das die Förderung übernehmen konnte.
                Jankovic ging früh in die USA zu Nick Bollettieri, Ivanovic wechselte in die Schweiz, und Novak Djokovic fühlte sich oft einsam, als er mit 14 in die Tennisakademie von Niki Pilic nach München kam.
                -----------------------------------------------------------------------

                das junge Menschen in Deutschland einen einfacheren Weg gehen wollen ist doch jedem klar aber Boris hat nicht gesagt "Deutsche Jungs und Mädels hängen sich nicht rein" sondern einem Kohlschreiber unterstellt nicht mehr zu wollen. Einem Kohlschreiber der sich bis in die Top30 gearbeitet hat und da könnt ihr schreiben was ihr wollt, dahin kommt keiner ohne 100% zu geben. Die Sprüche, "mit seinem Talent könnte er weit kommen wenn er es nur wollte" könnt ihr in eurem Verein bringen aber keinem vorwerfen der in den Top100 der Welt steht.

                Wir sollten uns hier nicht mit Serben, Letten oder anderen Spielern aus armen Ländern vergleichen, wir müssen uns mit Franzosen, Spanien und Amis messen und da ziehen wir doch fast immer den kürzeren.
                Was sollen die Fussballer da sagen, das Argumet greift nur wenn die Brasilianer gewinnen aber Ialiener, Franzosen und Engländer nagen doch nicht am Hungertuch. (selbst in Brasilien wird sehr sehr professionel gearbeitet).
                Ich kann mich noch an einen Zeit erinnern als der DFB einen wie Sean Dundee eingebürgert hat weil unsere Nationalm. keine Nachwuchsspieler hatte, damals wurde auch die selbe sch%& erzählt. Nachdem der Franz die WM nach Deutschland geholt hat wurde die Jugendarbeit in frage gestellt und ein großes Programm ins leben gerufen. Wo stehen wir jetzt?
                Lahm, Schweini, Poldi, Gomez, Neuer, Adler usw. Wir sind wieder stolz auf unsere 11 und unsere Juniorenteams feiern auch wieder Erfolge. Warum soll das im Fussball gehen aber im Tennis nicht?

                Mein Punkte ist, und danach fällt mich auch nichts mehr ein diesen zu untermauern, unsere Funktionäre machen einen besch..eidenen Job und hängen alle an ihren Ämtern. Es gibt viele talentierte und sehr motivierte junge Menschen in unserem Land aber wir geben ihnen nicht die Mittel sich gegen ihre Konkurrenten aus anderen Ländern zu behaupten.
                Denen die es trotz dieser Nachteile packen wird mangelde Motivation vorgeworfen von Leuten die mit dieser Aussage ganz andere Ziele verfolgen.

                (noch ein paar Fakten: FFT (Franzosen): ~1Mille, DTB ~1.5Millionen Mitglieder)
                Zuletzt geändert von Jazzman1980; 23.10.2007, 14:13.

                Kommentar

                • f_panthers
                  Moderator
                  • 15.03.2005
                  • 2413

                  #23
                  Zitat von Champcoach
                  Den 6 (Kiefer ist seit Montag wieder ATP Top 100) deutschen Spielern, die Top 100 stehen, stehen sage und schreibe 3 ausländische Nachwuchsleute gegenüber (bei der so geringen Zahl von hier ausgebildeten Spielern jetzt fairerweise bis ATP 107 gezählt), die auch hier in Deutschland ihr Tennis gelernt haben und ganz oben stehen (ich zähle deshalb M. Zverev auf ATP 107 dazu):
                  - E. Gulbis (JG. 88), ATP 47
                  - E. Korolev (Jg. 88), ATP 89
                  - M. Zverev (Jg. 87), ATP 107
                  Ich würde Mischa Zverev nicht unbedingt in diese Gruppe einordnen. Er lebt seit seinem 4. Lebensjahr in Deutschland und ist durch die nicht gerade hochgerühmte "Hamburger Talentförderung" gegangen. Er wurde eher ähnlich wie Tommy Haas durch seinen Vater aufgebaut.
                  Liebe Grüße, f_panthers

                  Kommentar

                  • Champcoach
                    Veteran
                    • 01.09.2006
                    • 1225

                    #24
                    @ f_panthers

                    Vielleicht reden wir aneinander vorbei .
                    Das ist doch genau das, was ich auch bei meinem Beispiel oben gemeint habe (vielleicht habe ich dich aber falsch verstanden):
                    Zverev wurde nicht vom Verband, sondern privat von seinem Vater trainiert, der ihn auch immer auf den Turnieren begleitet und ihn auch dort trainiert .
                    Was ich damit gemeint habe (und mit den anderen Beispielen von privatem Training bei Gulbis und Korolev auch), ist:
                    Obwohl auch erfolgreiche deutsche Jugendliche bei privaten Tennisacademies oder bei Eltern (= Sonderfall von privat) trainieren, also nicht beim Verband oder jedenfalls kaum, ragen gerade diese 3 Ausländer heraus, obgleich sie das Tennisspielen teilweise von jung an (wie Zverev) auch in Deutschland gelernt haben (oder wie andere deutsche Jugendliche/Aktive auch bei Pilic in München). Diese 3 Ausländer (ich zähle Zverev dazu, er hat seit wenigen Jahren einen deutschen Pass) stehen aber nur 6 Deutsche unter den Top 107 gegenüber. Da könnte es zumindest schon sein, dass eben noch mit größerer Intensität und Quantität gearbeitet wird. Warum aber eventuell bei diesen (sehr wohlhabenden, nicht armen) Ausländern? Das kann mit dem Verband in diesem Fall kaum etwas zu tun haben, weil auch deutsche Jugendliche privat trainieren, aber eben mit wesentlich weniger Erfolg. Ich sehe da Becker mit seinem "...Zahn zulegen..." nicht unbedingt in der falschen Richtung.
                    Zu den Verbänden wäre natürlich auch etwas zu sagen, aber darum ging es ja bei Becker (leider) nicht.
                    Zuletzt geändert von Champcoach; 23.10.2007, 16:15.

                    Kommentar

                    • LittleMac
                      Forenjunky
                      • 23.02.2006
                      • 4554

                      #25
                      Ich habe in den letzten Jahren mehrfach mit einem deutschen Verbandstrainer gesprochen, der selbst mal unter den erste 50 oder 60 stand. Er hat flgende Dinge angeführt:
                      - Als er damals etwa 16 bis 18 Jahre alt war, da habe er einfach gemerkt, dass er mehr tun müsse als bisher, wenn er wirklich Profi werden wolle. Er hat dann angefangen noch morgens vor der Schule die erste Kondi-Einheit zu absolvieren, ist nach dem Training nochmal extra laufen gegangen und hat sich am Wochenende täglich zwei bis drei Mal zum Training verabredet. Seine Spieler würden am Wochenende nur trainieren, wenn man Training ansetzt. Aber von selbst sich verabreden - das käme so gut wie nie in Frage.
                      Er hat mit 16 oder 17 in der Oberliga (2. Mannschaft eines damaligen Bundesligisten) gespielt. Er hatte damals vor allem im Wintr das Problem, genug trainieren zu können. Es gab drei Mal die Woche Training und das war's. Sie waren super-glücklich, dass sie immer in die Halle durften, wenn die mal frei war. Das war zu dieser Zeit allerdings nur früh morgens oder spät abends der Fall. Er hat dann meist um 6 Uhr mrogens oder um 22 Uhr abends trainiert. Und das war zu dieser Zeit kein Einzelfall: Mir selbst ging es mit meiner damaligen Freundin (zu der Zeit Nr. 1 in der Regionalliga) genau so.
                      Und übrigens: das einzige, was der erwähnte Ex-Profi zu dieser Zeit an materieller "Vergütung" bekommen hat, war ein 6er-Karton Dunlop-Bälle pro Woche!
                      Er sagte, das nicht ein einziger seiner Spieler heute den Biss hätten, unter diesen Bedingungen zu trainieren.
                      Hinzu käme außerdem noch der Druck durch die Schule, die immer zeitaufwändigr werde. Kurzfristige Beurlaubungen für Lehrgänge oder Turniere seien auch immer schwerer zu bekommen. Also ich denke: es krankt an beidem, dem System UND den Spielern.

                      Kommentar

                      • Champcoach
                        Veteran
                        • 01.09.2006
                        • 1225

                        #26
                        Das sehe ich genauso.
                        Darüber hinaus:
                        Es wird immer wieder die Geschichte von den bettelarmen russischen Spielern (und anderen Spielern aus östlichen Ländern) aufgewärmt.
                        Dazu muss man aber wissen, dass dies sicher oft eine große Rolle spielt (ich habe schon mit eigenen Augen gesehen, wie vor Jahren bei einem internationalen Jugendturnier ein Vater mit seinem Sprössling im Kofferraum eines Kleinwagens übernachtet hat - Heckklappe für die Beine geöffnet), dass dies oft aber auch nicht zutrifft. Es gibt nicht selten ebenso die Geschichte vom (geradezu unglaublich) reichen Russen usw. (s.o.):
                        Zwei von den drei ATP TOP "107" Ausländern, die in Deutschland komplett Tennis spielen gelernt haben bzw. dies im entscheidenden Alter getan haben, sind eben nicht die (armen) Spieler aus armen (östlichen) Ländern. Im Gegenteil, die Eltern zumindest von 2 der 3en sind superreich (wie gesagt, Gulbis' Vater ist einer der reichsten Männer Lettlands , und Korolevs haben auch einen Haufen Geld. Bei Zverev weiß ich das nicht ganz genau, aber seine Eltern sind zumindest nicht arm.
                        D.h. bei ihnen trifft der Antrieb, mit Tenniserfolgen sozial aufzusteigen, nicht zu, im Gegenteil. E. Gulbis (19) ist übrigens vor Kurzem mit dem Privatjet zum Turnier gereist. Der könnte sich genauso gut auf die faule Haut legen. Aber im Spitzentennis, auch schon als Junior, ist dieses ausreichende Geld, und das ist viel mehr, als man hier manchmal so liest, halt auch mit entscheidend.
                        Die Gründe für den mangelnden Erfolg der deutschen Spieler, was die "Breite im absoluten Spitzentennis" anbelangt, sind eben nicht nur am "System" oder an "faulen Funktionären" festzumachen; natürlich am System auch , vielleicht sogar vor allem. Aber die 3 Beispiele oben zeigen, dass es da noch etwas anderes geben könnte.
                        Was man Becker vorwerfen könnte, ist meines Erachtens nicht das, was er gesagt/gemeint hat (könnte, was die Spieler anbelangt, differenzierter sein, aber es handelt sich auch um BILD!). Aber es könnte bei manchem auch der ATP Top 100 zutreffen (natürlich auf hohem Niveau; die sind alle nahe am Limit; mit "Faulheit" hat das nichts zu tun), und ich weiß, dass es zumindest knapp hinter den ATP Top 100 teilweise auch tatsächlich zutrifft. Man könnte ihm vielmehr vorwerfen, dass er nicht gleich auch andere und vielleicht genauso wichtige oder sogar wichtigere Gründe miterwähnt hat.
                        Aber mit diesem Schweigen ist Becker nicht allein. Leider tut das doch jeder der Insider, zumindest in der Öffentlichkeit!
                        Zuletzt geändert von Champcoach; 23.10.2007, 17:41.

                        Kommentar

                        • Jazzman1980
                          Postmaster
                          • 03.10.2007
                          • 111

                          #27
                          @Champcoach

                          wir liegen mit unseren Meinungen nicht so weit auseinander (beim Boris vielleicht, wundert mich eh das mich noch keiner wegen "Boris und Tennisboom in Deutschland" zur Sau gemacht hat ).

                          Die Entscheidung auf die Tour zu gehen ist eine sehr schwere, ich kenne da auch ein Beispiel: er war Bayrischer Juniorenmeister und stand vor der Entscheidung auf die ATP-Tour Ja Nein, er hat sich aber dagegen entschieden.
                          Ich stelle aber mal die Behauptung auf er hätte es vielleicht doch gemacht , hätte er im Spanischen oder Französische Verband gespielt.
                          Die Schwelle zum professionellen Erwachsenentennis ist für zahlreiche, auch sehr erfolgreiche Nachwuchsspieler ein neuralgischer Punkt ihrer Entwicklung. Gerade das deutsche Nachwuchstennis sieht sich dem Problem ausgesetzt, erfolgversprechende Jugendspieler auszubilden, denen der Durchbruch bei den Profis verwehrt bleibt.

                          So wird es in Spanien gemacht:
                          Im Alter von ca. 14/15 werden Jugendliche für die vollständig kostenfreie Förderung in diesem Trainingszentrum gesichtet; sie wohnen dort und finden optimale Trainingsmöglichkeiten vor (Schule, Kraftraum, medizi-nische Einrichtungen, die besten Jugendspieler des Landes als Trainingspartner). Das Konzept sieht vor, dass die Talente höchstens drei Jahre lang im C.A.R. ausgebildet werden, ihre Preisgelder in dieser Zeit an den Verband abtreten.
                          Ab diesem Zeitpunkt springen Sponsoren bei der Finanzierung der Profitour ein falls das mit den Prisgeldern noch nicht möglich ist. Ein weiterer Vorteil, man kennt schon viele Spieler aus dem Trainingszentrum und geht als große Spanische Familie auf die Tour.
                          Der nächste Punkt ist die Turnierlandschaft, in Spanien gibt es 42 Turniere auf denen man Weltranglistenpunkte erwerben kann, in Deutschland 27 Veranstaltungen. (Hier wichtig: Spanien 1000Vereine, Deutschland 10T).

                          Diese System unterscheidet sich kaum im vergleich zu Frankreich, nur mit Deutschland kann man es nicht vergleichen. Der Ansatz mit dem "Boris Becker Juniorteam" ziehlte in die richtige Richtung, wurde nur deletantisch ausgeführt. Die Erfolgreichen machen es uns vor und wir müssten das ganze nur kopieren aber selbst dazu sind unsere Verbände und der DTB nicht fähig.

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                          • Jazzman1980
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                            • 03.10.2007
                            • 111

                            #28
                            Ich will aber auch klarstellen das man, um einmal unter den Top10 der Welt zu stehen, ein ganz harte Hund sein muss. Das will ich nicht bestreiten, glaube aber das wir in Deutschland auch solche Jungs haben.

                            Eine kleine Geschichte von einem der es auf der Tour versucht hat:
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                            Ich habe gegen einen Russen gespielt, der hat vor meinem Match anderthalb Stunden Schlagtraining gemacht. Dann dachte ich, der ist platt, den mach` ich weg! Dann habe ich gegen ihn gespielt und habe ihn ausgelacht, eine Viertelstunde lang, und dann hat er mich die nächste Dreiviertelstunde lang ausgelacht…dann war es 6:3, 6:2 für ihn. Den Platz habe ich auch nicht abziehen müssen, weil er gemeint hat, er trainiere noch weiter – er hat mich vom Platz geschickt und hat nochmals eine Stunde lang Bälle geschlagen…wahrscheinlich habe ich ihn aus dem Schlag gebracht, und jetzt wollte er einfach noch einmal schlagen…vorher zwei Stunden, mit mir die Stunde Einzel, so ein bisschen, und dann nochmals eine Stunde – …das war der Davydenko, heute die Nr.3 der Welt! :-)))))
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