Tennisprofis = "arm"?

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  • Fischerl
    Experte
    • 16.11.2006
    • 745

    Tennisprofis = "arm"?

    Hallo ihr alle....

    Ich hatte vor geraumer Zeit diese Diskussion und heute erst wieder... Es geht darum, ob Tennisprofis, die von ihren Eltern schon im frühen Kindesalter stark gefördert wurden, wirklich glücklich sind mit dem was sie machen bzw. einen psychischen Knacks davontragen. Ich mein, man stelle sich das vor, Eltern entdecken bei ihrem 3, 4, 5-jährigen Kindern eine außergewöhnliche Begabung fürs Tennis, was ja nix schlechtes ist, im Gegenteil. Aber Eltern werden dann oft übereifrig bzw. wollen besonders viel aus ihrem Kind herausholen. Dann wird erstmal kräftigst trainiert und dann wird das Kind irgendwann in einen Tennisacademy zum Bolletieri oder sonst wo gesteckt. Ich kann mir nur schlecht vorstellen, dass
    das Kind damit glücklich ist. Es kommt in ein völlig anderes Land, weg von der Familie, von den Freunden, es kann die Sprache nicht. Klar bieten sich dadurch auch viele Möglichkeiten, aber kann das Kind in diesem Alter schon aus freien Stücken entscheiden, ob es das möchte oder nicht? Ich glaub nicht. Und ich hab schon in vielen Interviews mit Tennisprofis gehört, dass sie erstmal tagelang nur geweint haben in den Academys. Ist das wirklich zielführend? Naja, anscheinend schon, denn die meisten werden nur über solche Academys wirklich gut/berühmt. Aber ob das für die Persönlichkeitsentwicklung des Kindes auch gut ist?
    Ich bezweifle es! Meine Mutter meinte vor einiger Zeit, dass wohl die meisten Profitennisspieler nicht wirklich glücklich sind mit dem was sie machen bzw. einen psychischen Knacks von ihrer versäumten bzw. "verpatzten" Jugend haben. Ich weiß selbst nicht genau, wie ich dazu stehen soll, das ist ein wirklich komplexes Thema...

    Nur- wie fördert man anders das Talent im frühen Kindesalter? Hat das nicht alles ein bisschen mit Zwang zutun? Wie bringt man sonst große Tennisspieler heraus? Gar nicht? Das geht auch wieder nicht...

    Erst heut hab ich von diesem "Jan Silva" erfahren, der jetzt 5 Jahre alt ist und als DAS Tennistalent gilt (the next Roger Federer oder so...) und angeblich mit einem Jahr zum Tennis spielen angefangen hat. Mit einem Jahr!!! Sowas kann doch nicht gesund sein? Da kann der arme kleine grad mal laufen!

    Ich weiß, der Beitrag ist ein bisschen wirr geschrieben *g* aber ich konnte meine Gedanken zu dieser Uhrzeit leider nicht mehr besser in Worte fassen, ich hoffe, ihr verzeiht und könnt trotzdem den Sinn herauslesen

    Liebe Grüße und ich hoff auf zahlreiche Antworten...
    ~And in the end, the love you take is equal to the love you make~
    The Beatles ~ The End
  • Reissi
    Postmaster
    • 28.05.2007
    • 163

    #2
    ja stimmt schon so. aber ist ja überall so. siehe jetzt britney oder lindsay oder wie sie alle heißen. in der kindheit von den eltern gepusht und jetzt drogenwracks und völlig durchgeknallt weil sie eben keine kindheit hatten. gibt da im tennis ja auch beispiele. ein savin soll ja auch schon mal über die stränge geschlagen haben usw.

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    • moya fan
      Moderator
      • 15.04.2004
      • 14251

      #3
      Also ich konnte den Inhalt sehr wohl verstehen und deuten. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie ich dazu stehen soll. Es gibt sowohl positive, als auch negative Beispiele. Aber ich denke mal, daß diese " Wunderkinder " irgendwie früher oder später alle ihre Probleme bekommen haben. Diese Probleme waren zwar unterschiedlicher Natur, aber sie waren da. Auch die Gründe waren sehr differenziert. Ich nenne jetzt einfach mal Andre Agassi, Jennifer Capriati, Tracey Austin, Martina Hingis, und Andrea Jaeger.
      Bei Jan Silva scheint es ja im speziellen Fall so zu sein, daß er zu nichts gedrängt wird. Von Marat Safin und Roger Federer wird ja auch immer erzählt, wie schwer ihnen der Anfang in ihren Academys fiel. Sie haben ihren Weg gemacht. Jetzt ist halt wirklich die Frage, wie man zu diesem Thema stehen soll. Es ist schwierig.
      Wie die Kinder mit der Situation umgehen und sich entwickeln ist doch sicher auch stark Charakter abhängig. Es muß ja nicht jeder so enden wie Capriati oder Jelena Dokic.
      Also, ich denke nicht, daß die meisten Profis mit dem, was sie da tun, unzufrieden sind. Roger Federer und Tommy Haas zum Beispiel sind absolute Tennisfreaks. Ich mach mir mal weitere Gedanke zu diesem komplexen Thema und werde diesen Post dann immer mal editieren.
      Zuletzt geändert von moya fan; 21.01.2008, 23:37.
      Faves Players:Pouille, Simon,Verdasco,Murray,Ferrer,Nishikori,Zverev,Fognini.
      Wenn du dir ein Ziel gesteckt hast, verfolge es mit aller Konsequenz und Beharrlichkeit und lasse dich nicht von eventuellen Rückschritten irritieren.

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      • Fischerl
        Experte
        • 16.11.2006
        • 745

        #4
        Ja, ich hab mir nur überlegt: wie können Menschen OHNE versaute Jugend Tennisprofis werden? Eigentlich gar nicht, oder? Gäbe es einen Alternativweg? Wo die Kinder in ihren jungen Jahren noch nicht derartig gepusht werden?
        ~And in the end, the love you take is equal to the love you make~
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        • moya fan
          Moderator
          • 15.04.2004
          • 14251

          #5
          Ich denke auch, daß das ohne frühe Förderung nur schwer umzusetzen sein wird. Früher ging das unter Umständen noch, aber heute? Der Sport ist schneller, athlethischer und kräfteraubender geworden. Schwierig zu beantworten, ob es möglich ist, den Weg wie zum Beispiel Michael Stich zu gehen, der sich erst nach seinem Abi auf die Profi Tennis - Karriere konzentriert hat. Das er Talent hatte bis zum Mount Everest war ihm hierbei sicher hilfreich. Okay, die Beispiele von Alex Waske und Benny Becker zeigen, daß es schon möglich ist, aber eben nicht für ganz nach vorne reicht.
          Wie könnte die Alternative aussehen? Ich habe jetzt so spontan keine rechte Antwort hierfür parat.
          Faves Players:Pouille, Simon,Verdasco,Murray,Ferrer,Nishikori,Zverev,Fognini.
          Wenn du dir ein Ziel gesteckt hast, verfolge es mit aller Konsequenz und Beharrlichkeit und lasse dich nicht von eventuellen Rückschritten irritieren.

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          • MrStylo

            #6
            Ich denke dass die Spieler ihre Jugend in keinster Weise als "versaut" empfinden. Nur mit viel eigenem Ehrgeiz schafft man es bis nach oben. Bei den Mädels gibt es viele die von Mutter/Vater gepusht werden, aber bei den Jungs? Wenn ein 15 jähriger keinen Bock auf Leistungssport hat, macht er es nicht.
            Ich spiel 2 mal in der Woche neben nem 13 jährigen Talent (Nr 2 in Deutschland) die, soweit ich informiert bin ca 20 Stunden die woche trainiert+Donnerstags von der Schule befreit ist. Dazu kommen noch die ganzen Turnierreisen auch schon regelmässig ins Ausland.
            Bei der habe ich das Gefühl, die kommt jedes mal gerne zum Training!

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            • Taki1980
              Forenjunky
              • 24.08.2007
              • 3091

              #7
              Ich denke auch das es stark von der Person selbst abhängt und auf was diese Person Wert legt. Manchmal ändern sich auch die Ansichten zu verschiedenen Dingen im Leben (z.b. zum Tennis, Schule, Religion, was weis ich alles).

              Ein Silva kann bis er 30 ist Tennis spielen und das gut finden und ein Erfülltes Sinnhaftes Leben seinem Empfinden nach leben aber dann kann die Wende kommenund er sieht es als absolut sinnlos an. Hängt halt von der Person ab.

              Davon losgelöst muss man sich die Frage stellen ob es generell nicht unmoralisch und unnatürlich ist seinen Kindern solch einen Lebensweg vorzuzeichen und sie unter solchen Bedingungen zu erziehen?

              Ich denke das es der Welt besser gehen würde wenn wir ein bisschen weniger Proffessionelles (athletisches, schnelles, Fehlerfreies usw) Tennis sehen würden und dafür auch jemand in die Weltspitze kommen könnte der erstmal sein Abi gemacht hat bevor er Profi wurde. Ich denke das auch damals ein gutes Niveu geherrscht hat und Tennis schauen Spass gemacht hat. Allerdings ist Tennis wie viele andere Lebensbereiche auch kommerzialisierter und proffesionalisierter als je zuvor. Es geht um viel Geld. Bisschen weniger Kohle und bisschen weniger "Profilevel" würde dem Sport bestimmt nicht so schaden. Allerdings kann man das schwer zurückdrehen diese Entwicklung da wir ja bekanntlich in einem Leistungsorientieren Kapitalismus leben.



              Also ich denke das:

              1. Es nicht gut ist für Kinder so eine Entscheidung zu treffen wo sie es selbst noch nicht können und sie später drunter leiden könnten.

              2. Weniger Interesse der Menschen am "Profi-Augenschmaus-Tennis" würde diese Dynamik (das Kinder dann mit 1 schon anfangen Tennis zu spielen am Ende) auch entgegenwirken.

              Man sollte solche Schwierigen Fragen (Leben des Kindes auf Tennis ausrichten oder nicht) mit dem Kind zusammenentscheiden. Vorallem erst in einem Alter in dem es die Tragweite seiner Entscheidungen auch so langsam selbst abschätzen kann. Und hier liegt das Problem. Dieses Alter fängt für mich erst ab ca 12-16 an. Ein 3-Jähirger will seinen Eltern gefallen. Da spielt er Tennis und denkt nicht über seine Zukunft nach oder ob das was er tut das richtige ist. Sowas kommt erst später.

              Auf der anderen Seite sollten Talente auch nicht vergeudet werden und auch früh (so vielleicht ab 10) Jahren dann auch INTENSIV gefördert werden wie z.b. in einer Tennisakademie. Allerdings auch nur so früh wenn sie wirklich viel Talent haben und auch unabhängig von ihren Eltern klar machen das sie den Weg auch gehen wollen.

              Gute Frühförderungen müsen auch nicht in diesen Academys stattfinden sondern kann auch schon früh Zwanglos im gewohnten Lebensumfeld des Kindes integriert werden.

              Ich halte wirklich nicht viel von solchen Academys. Ich vergleiche sie immer gerne mit Goldgräber Lagern. Es wird soviel Ausschuss und Dreck produziert nur um einen Goldnugget zu erhalten. Der Rest wird weggeschmissen und Raubbau an der Natur betrieben.

              Warum? Weil keiner die 1000 gescheiterten kleinen Exsistenzen sieht die hinten runtergefallen sind und es nicht geschafft haben bis ein kleiner Nole oder andere dann endlich mal auf der Matte stand und soweit geschliffen wurde bis er das Zeug hat nach ganz oben zu kommen.

              Ich bin auch der Meinung das andere Bereiche wie z.b. das Menschliche auf der Strecke bleiben können wenn man sich in einem anderen Bereich z.b. Tennis so stark drauf fokussiert. Klar machen manche mehr aus ihrem Leben manche weniger. Aber bei soviel Tennis da kann schonmal ein anderer Entwicklungsbereich auf der Strecke bleiben.
              Zuletzt geändert von Taki1980; 22.01.2008, 01:00.
              MSV Focus Hex 1.18 @ 25.5kg
              HEAD Microgel Prestige Pro
              HEAD Youtek Prestige Pro
              Fav. Players: Federer, Goffin, Dimitrov, Zverev, Thiem

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              • Hawkeye2
                You cannot be serious !!!
                • 26.04.2002
                • 3277

                #8
                Talente

                Hi,

                sehe es ähnlich wie Taki1980.

                Um erfolgreich und gut Tennis zu spielen muss man mit dem Sport in einem Alter anfangen, in dem man noch nicht selbst entscheiden kann was man für sein Leben möchte oder gut findet.

                Auch ein Stich hat nicht erst sein Abi gemacht und danach seine erste Trainerstunde genommen...

                Kein Kind macht gerne Dinge, die ihm keinen Spaß machen.

                Wenn Tennis keinen Spaß machen würde, dann wären die Leistungen und Lernfortschritte nicht entsprechend. Tennis ist ein Spiel mit Laufen, Ball, anderen Kindern mit Erfolgserlebnissen etc. Das macht fast jedem Kind schon von sich aus Spaß.

                Der Punkt, an dem Tenniseltern dann "pushen" kommt doch eigentlich erst dann, wenn die Kinder in die Pubertät kommen und merken, daß auch viele andere Dinge Spaß machen und nicht mehr bereit sind, ihre Zeit nur noch für eine Sache zu opfern.

                Das ist dann der Wendepunkt.

                Einige Kinder werden von sich aus beim Tennis bleiben wollen, einige werden durch die Eltern "gezwungen", andere lassen dannn Ambitionen auf bezahltes Profitennis fallen.

                Gruß

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                • Tiebreak
                  Veteran
                  • 17.02.2007
                  • 1294

                  #9
                  Sehe, dass nicht als Problem an. Klar gibt es, vor allem bei den Damen, viele Negativbeispiele. Die gibts aber auch in einer normalen Schullaufbahn. Auch da stürzt der ein oder andere ab.

                  Ohne Frühförderung geht es kaum, viele hier wären vielleicht auch froh gewesen, in jungen Jahren die Chancen für eine Profikarriere gehabt zu haben.
                  Und dass die Kinder das nicht immer nur mit Freude machen ist auch klar. Aber wer geht denn bitte immer nur fröhlich in die Schule?

                  Wieso das Leben derer, die es in einer Akademie nicht schaffen, versaut sein soll, verstehe ich nicht. In allen Akademien, ob in Deutschland, oder im Ausland gehen die Schüler parallel zum Training zur Schule und machen dort ihren Abschluss.
                  Head Liquidmetal Radical MP, MSV Focus 1.18, 25/24kg

                  Favourite Players: Federer, Agassi, Safin, Roddick, (Haas), Kohlschreiber, Henman, Hewitt

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                  • worldtennis
                    Postmaster
                    • 24.12.2007
                    • 170

                    #10
                    Es ist sicher nicht gut wenn man es übertreibt. Klar muss man früh beginnen, damit man Profi werden kann. Aber das wichtigste Alter ist zwischen 13-16, dort muss man die grössten Fortschritte machen und in diesem Alter muss man richtig gut sein und nicht mit 5 Jahren. Wenn man es am Anfang übertreibt ist es erstens für die Gesundheit schlecht und zweitens ist das Risiko, dass das Kind irgendeinmal keine Lust mehr hat relativ gross. Ein weiteres Problem sind die Eltern, die das Gefühl haben ihre Kinder müssen unbedingt Profi werden, auch wenn sie vielleicht gar keine Chance dazu haben weil sie einfach zu schlecht sind. Wenn sie es dann nicht schaffen, dann werden sie sich über ihre verpfuschte Kindheit aufregen. Das ist sicherlich bei etwa 90% aller der Fall, die Tennisprofi werden wollen. Oder noch mehr...

                    Blog: Schweizer Tennisszene aktuell - schweizertennis.blogspot.com

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                    • Diego
                      Benutzer
                      • 18.12.2007
                      • 53

                      #11
                      Zitat von Hawkeye2
                      Um erfolgreich und gut Tennis zu spielen muss man mit dem Sport in einem Alter anfangen, in dem man noch nicht selbst entscheiden kann was man für sein Leben möchte oder gut findet.
                      Da hat der gute Hawkeye ein wichtigen Punkt angesprochen dem ich zustimme. Denn nur als Kind hat man die Möglichkeit sich ein gewisses Ballgefühl anzueignen ohne das im Profitennis nichts läuft. Im späteren Alter ist dies nur noch schwierig zu erlernen.

                      Das es bei einigen Profispielern zu Eklas gekommen ist, siehe eine Capriati und ihr Drogenkonsum, ist doch völlig "normal" und nicht immer auf eine verkorkste Jugend zurückzuführen. Wie viele Normalos haben mit exakt den gleichen Problemen in Ihrer Jugend zu kämpfen.

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                      • Champcoach
                        Veteran
                        • 01.09.2006
                        • 1225

                        #12
                        Da möchte ich Hawkeye2 auch recht geben.
                        Meine Erfahrungen beruhen aber nur auf Spieler von ca. 150 ATP und "schlechter".
                        Ein "verkorkste" Jugend kann ich so nicht sehen, auch wenn dort teilweise auch Fehler gemacht werden - wie bei "Normalos" - und auch wenn es dort teilweise ebenfalls extreme Fehlentwicklungen gibt. Im Gegenteil: Ist eine solche "verkorkste" Jugend nicht bei den sogenannten "Normalos" viel häufiger anzutreffen? Auch ohne Statistik würde ich darauf wetten.
                        Ich sehe da (natürlich auch neben Idioten) auffallend viele weltoffene, clevere Typen, die mit ihrem beinharten Profi-Leben durchaus gut zurecht kommen; übrigens ebenso mit anderen Nationalitäten.
                        Und das trotzdem auch, wenn es, wie es bei den meisten der Fall ist (logisch, vorne unter den ersten ca. 100 ATP ist nur sehr wenig Platz), "nur suboptimal" läuft.

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