Die Zukunft des Tennis im ländlichen Raum?

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  • Dallas
    Postmaster
    • 18.06.2009
    • 107

    Die Zukunft des Tennis im ländlichen Raum?

    Hallo,

    die Frage ist. Gibt es überhaupt eine Zukunft im ländlichen Raum??

    Ich spiele seit meinem 12ten Lebensjahr Tennis und bein ein typisches Kind des "Boris Becker-Steffi Graf-Tennisboom". Mittlerweile bin ich auch schon 39 Jahre und mache mir immer mehr Gedanken um die Zukunft des Tennissports, gerade im ländlichen Raum.

    Wenn ich vom ländlichen Raum spreche dann meine ich einerseits den "echten" ländlichen Raum mit Orten von 1000 Einwohnern und Tennisvereinen von 150-200 Mitgliedern und andererseits Kleinstädten mit ca. 10.000 Enwohnern und den entsprechenden Vereinen.

    Ich bin in einem kleinen Ort mit ca. 1000 Einwohnern aufgewachsen. Als ich mit dem Tennis spielen begann gab es genau zwei Arten der Freizeitbeschäftigung. Eben Tennis und Fussball. Gespielt habe ich in meiner Sturm- und Drangzeit beides gleichzeitig. Manchmal Vormittags Tennis Einzel und dann schnell los auf den Fussballplatz und dort noch schnell ein Spiel runtergerissen. Irgendwann hab ich mich dann für Tennis entschieden. Die Plätze, 3 an der Zahl, waren ständig belegt. Man musste Glück haben wenn man ohne Reservierung spielen konnte. Die Eintragungsliste für die Verinsmeisterschaften war manchmal 2 DIN A4 Seiten lang usw.....und heute?
    Von allem genau das Gegenteil. Keiner spielt Tennis, außer dem eingefleischten Stamm der Tennis-Boom Generation und vielleicht noch ein paar älteren Kollegen. Wir haben keine Bambini- Junioren- Juniorinnen oder Jugendmannschaft mehr. Man sieht kein Kinder oder gar Jugendlichen mehr auf dem Tennisplatz.

    Wir haben verschiedene Aktionen mit dem Kindergarten, mit der örtlichen Schule usw. gestartet....NICHTS. Man stelle sich vor, wir haben den Jahresbeitrag für unseren Tennisverein auf 40€ runtergesetzt, 0€ Aufnahmegebühr.....NICHTS.
    Ich habe den Eindruck das es die Eltern auch gar nicht interessiert das ihre Kinder einen Sport ausüben und ganz ehrlich wenn ich die Kinder anschaue die an der Schul- bzw. Kindergartenaktion teilnehmen dann kann ich nur den Kopf schütteln. Keinerlei Ballgefühl, keinerlei Koordination usw.

    Natürlich stehe ich auch in Kontakt mit meinen Kollegen vom Fussball. Denen ergeht es fast genauso. Nicht in dem Ausmaß aber dort wird auch ein deutlicher Rückgang festgestellt.

    Ich stehe in Kontakt zu vielen Vereinen in unserer Umgebung. Auch Vereinen die deutlich größer sind als wir, Vereine mit 8 oder mehr Plätzen und 400 Mitgliedern ergeht es genauso. Es kommt einfach nicht´s nach....

    Unsere 1. Herrenmannschaft hat einen Altersdurchschnitt von 35,3 Jahren. Wenn einer von unserer Mannschaft aufhört existiert bei uns keine 1. Mannschaft mehr.

    Ich frage mich wirklich wie das überhaupt noch weiter gehen soll?
    Gibt es keine Kids mehr? Wenn doch, was machen die alle in Ihrer Freizeit?
  • Kurbel
    Forenjunky
    • 30.09.2009
    • 2021

    #2
    Es wird von allem ein bisschen was sein. Bei uns (knappe 500 Mitglieder) gibt es über 100 Jugendliche, von denen man auch häufig welche auf der Anlage sieht, also kann man das so pauschal nicht stehen lassen.
    Warum spielen Kinder jetzt also kein Tennis?
    - Die Eltern spielen kein Tennis und bringen die Kinder daher nicht mit zu ihrem Sport (so bin ich zum Tennis gekommen)...
    - Die Eltern haben keine Lust sich mit der Freizeitgestaltung ihrer Kinder auseinander zu setzen und hoffen, dass die verschiedenen Ganztageseinrichtungen diesen Job schon übernehmen
    - Die Kinder bevorzugen schlicht und ergreifend andere Sportarten, weil die "Strahlkraft" höher ist (Fußball, Handball, Basketball)
    - Es kommen jetzt auch einfach sehr geburtenschwache Jahrgänge - also wird das "Material" einfach quantitativ schon schlechter ...

    Das größte Problem sehe ich aber im mangelnden Interesse. Ich hab vor 10 Jahren noch Jugendarbeit gemacht und bin auch bei uns im Verein recht nah an den Jugendlichen. Es gibt ein paar tennisverrückte Familien, wo der Virus auf die Kinder übergesprungen ist. Dann gibt es einige Kinder reicher Eltern, denen alle Möglichkeiten gegeben werden und bei denen Tennis eine von vielen Optionen ist, die dann aber häufig "links liegen" bleibt. Dann kommt möglicherweise noch schlechte Jugendarbeit dazu - das kann ich aber nicht so genau beurteilen. Generell wird es aber je nach Region sehr schwierig, Kinder in den Tennisverein zu locken, weil die Kosten für diesen Sport einfach immer noch sehr hoch sind.
    "Manche finden es geil, 12 Stunden am Tag Tennis zu spielen. Ich auch, aber nicht immer."

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    • Dallas
      Postmaster
      • 18.06.2009
      • 107

      #3
      Hallo Kurbel,

      ich sehe du bist aus Gelsenkirchen...das würde ich eher nicht als ländlichen Raum bezeichnen Du bist in einem Verein mit 500 Mitgliedern...sowas gibts bei uns im Umkreis von 100km nicht

      Wir, damit spreche ich von den "Veteranen", stammen nahezu alle aus Familien ohne jeglichen sportlichen Hintergrund. Sicherlich haben unsere Väter irgendwann auch mal gekickt aber einen Tennisschläger hat keines unserer Elternteile jemals in der Hand gehabt.
      Wir sind halt irgendwann mal zu diesen komischen roten Plätzen, die mit einem Netz in der Mitte geteilt sind, gelaufen und haben gefragt ob wir das auch mal probieren dürfen. Und beim besten Willen, von einer Reizüberflutung bzw. von einem Überangebot an Möglichkeiten der Freizeitgestaltung kann man bei uns auf dem Land wirklich nicht sprechen.

      Wenn ich manchmal vom Tennisgelände komme und an den üblichen Plätzen an denen sich die Dorfjugend trifft vorbeifahre. könnt ich kot..
      Da sitzen sie rum, Kippen in der Hand. Ein oder zwei Autos stehen rum, Musik laut aufgedreht und dann wird nur Blödsinn gelabert oder Mist gebaut.

      Ich tu es nur ungern und ich höre mich damit schon an wie die "Alten" zu meiner Zeit aber ich muss einfach sagen das es mir so vorkommt als ob die heutige Jugend in vielen Belangen einfach deutlich unselbständiger ist als wir damals. Ich will nicht verallgemeinern aber mir begegnet diese Unselbständigkeit immer häufiger.
      Sicher, man kann nicht alle über einen Kamm scheren.
      Zuletzt geändert von Dallas; 24.06.2013, 12:13.

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      • Kurbel
        Forenjunky
        • 30.09.2009
        • 2021

        #4
        Ländlich oder nicht ländlich. Das spielt meiner Meinung nach gar keine zu große Rolle. Genug Möglichkeiten haben die Kids auf dem Dorf auch (Playstation, Onlinerollenspiele, freiwillige Feuerwehr, Schützenverein, Fußballclub, ...). Darüber hinaus fehlen die Idole (Boris & Steffi).
        "Manche finden es geil, 12 Stunden am Tag Tennis zu spielen. Ich auch, aber nicht immer."

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        • Unvirtual
          Insider
          • 22.05.2013
          • 340

          #5
          Ja, ich musste auch feststellen, dass sich doch alles sehr verändert hat. Ich habe 10 Jahre nicht gespielt, mit 18 also aufgehört.

          Früher stand ich jeden Tag auf dem Platz, habe jedes Turnier mitgemacht etc.

          Nun musste ich feststellen und durch Report meines Trainers erfahren, dass sich alles ein wenig gewandelt hat. Die Leute haben keinen Zeit mehr für ihren Sport und wettkampflich Messen will man sich erst recht nicht.

          Es gibt keine Vereinsrangliste und Turniere sind auch schon ein Problem. Selbst die Jugendclubmeisterschaften werden über Wochen gezogen, weil die Kinder so viel um die Ohren haben.

          Die erstaunlichste Aussage meines Trainers war aber immer noch, dass er den Kindern nicht mehr richtig Druck machen kann, weil die sonst zu hause gleich heulen und nicht mehr spielen wollen. Mir viel das bei einer Gruppe von zwei Jungs bei ihm besonders auf, die immer sehr unmotiviert und langsam die Bälle sammeln. Hätte ich das bei meinem Trainer damals gemacht hätte mir dieser in den A**** getreten und ich hätte die im Sprint sammeln müssen.

          Da gab es auf dem Platz keine Rast, sonder es wurde immer alles im Laufschritt erledigt auch das Bälle sammeln und abziehen (Ich kann das heute, auch nach 10 Jahren, nicht im gehen machen ;-)

          Also es ist schon sehr krass wie sich das Spiel gewandelt hat. Mein Trainer meint, es kommt bei den Jugendlichen durch das Überangebot an Alternativen.

          Amüsant war, dass ich beobachten konnte, wie mein Trainer in der nächsten Trainingsstunde mit den genannten beiden Jugendlichen plötzlich ganz anders umging und den richtig Feuer unterm Hintern gemacht habe. Ich glaube ich konnte ihn auch aus einem gewissen Trott befreien...

          Ich wohne ländlich, aber sehr nahe an Hamburg. Dennoch fehlen dem Verein massiv Mitglieder. Naja, da ich wohl bald Pressewart dort werde, wollen wir das dann mal ändern

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          • Kurbel
            Forenjunky
            • 30.09.2009
            • 2021

            #6
            Das scheint dann doch regional sehr unterschiedlich zu sein. Ich spiele viele Turniere und hier im WTV ist da auch sehr viel geboten. Auch in ländlicheren Gegenden. Das die Vereinsranglisten nicht mehr existieren hängt ja primär mit dem LK System zusammen - eine Vereinsrangliste ist gar nicht mehr notwendig, da sich die Mannschaften durch LK aufstellen. Aufgrund der großen Anzahl an Turnieren wird auch Clubintern weniger angeboten, da solche Veranstaltungen den Wettkampforinetierten die Chance nehmen, an LK Turnieren teil zu nehmen. Bis auf eine kleine Lücke im Bereich 20-35 bin ich eigentlich total entspannt, was den Nachwuchs angeht.
            "Manche finden es geil, 12 Stunden am Tag Tennis zu spielen. Ich auch, aber nicht immer."

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            • Dallas
              Postmaster
              • 18.06.2009
              • 107

              #7
              Es stimmt schon, LK Turniere werden in letzter Zeit wirklich sehr viele angeboten. Selbst dort fällt mir aber auf das der Altersdurchschnitt sehr hoch ist. Sicherlich nicht 35 aber irgendwie fehlt mir dort auch das Segment 18 bis ca. 30 Jahre

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              • Dallas
                Postmaster
                • 18.06.2009
                • 107

                #8
                Da fällt mir gerade noch was Witziges ein...naja, eigentlich ist es schon fast wieder zum heulen.

                Ich war kürzlich in Halle bei den Gerry Weber Open und habe mir am Halbfinaltag Federer-Haas und Gasquet-Youzhny (was übrigens zwei absolut geile Spiele waren) reingezogen.
                Am nächsten Tag hatten wir ein Medenspiel und ich habe beim abschließenden Essen von den Spielen berichtet.

                Zwei, sehr junge, Spieler der gegnerischen Mannschaft haben sich auch ein wenig in das Gespräch eingebracht und immer wieder Fragen gestellt, die mich nur mit dem Kopf haben schütteln lassen.....Thommy Haas ist doch der Ami?? Richard Gasquet, wer is das denn?

                Ich dachte die veräppeln mich, die hatten aber wirklich keine Ahnung. Ich war einigermaßen erleichtert das sie zumindest mit dem Namen Federer etwas anfangen konnten.
                Zuletzt geändert von Dallas; 24.06.2013, 15:11.

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                • Kurbel
                  Forenjunky
                  • 30.09.2009
                  • 2021

                  #9
                  Tommy ist (auch) Ami...

                  Gesendet von meinem MT11i mit Tapatalk 2
                  "Manche finden es geil, 12 Stunden am Tag Tennis zu spielen. Ich auch, aber nicht immer."

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                  • Dallas
                    Postmaster
                    • 18.06.2009
                    • 107

                    #10
                    Ja, o.k. hast ja recht aber ich denke du weißt was ich meine...

                    Kommentar

                    • frank_gayer
                      Experte
                      • 29.07.2009
                      • 952

                      #11
                      Hallo,

                      wir sind ein Club mit ca. 270 Mitgliedern und auch im ländlichen Raum ( ca. 2000 Einwohner ). Die nächste Stadt hat zwei Clubs und die letzten Jahre sind dorthin alle unsere guten Spieler abgewandert. Jetzt hat der erste Club im Nachbarort dichtgemacht und die beiden grossen Clubs bilden eine Spielgemeinschaft. Soweit ist es schon gekommen
                      Frank

                      www.bespannservice.de

                      Kommentar

                      • Berni
                        Veteran
                        • 22.09.2008
                        • 1105

                        #12
                        Zitat von Dallas
                        Hallo,

                        die Frage ist. Gibt es überhaupt eine Zukunft im ländlichen Raum??

                        Ich spiele seit meinem 12ten Lebensjahr Tennis und bein ein typisches Kind des "Boris Becker-Steffi Graf-Tennisboom". Mittlerweile bin ich auch schon 39 Jahre und mache mir immer mehr Gedanken um die Zukunft des Tennissports, gerade im ländlichen Raum.

                        Wenn ich vom ländlichen Raum spreche dann meine ich einerseits den "echten" ländlichen Raum mit Orten von 1000 Einwohnern und Tennisvereinen von 150-200 Mitgliedern und andererseits Kleinstädten mit ca. 10.000 Enwohnern und den entsprechenden Vereinen.

                        Ich bin in einem kleinen Ort mit ca. 1000 Einwohnern aufgewachsen. Als ich mit dem Tennis spielen begann gab es genau zwei Arten der Freizeitbeschäftigung. Eben Tennis und Fussball. Gespielt habe ich in meiner Sturm- und Drangzeit beides gleichzeitig. Manchmal Vormittags Tennis Einzel und dann schnell los auf den Fussballplatz und dort noch schnell ein Spiel runtergerissen. Irgendwann hab ich mich dann für Tennis entschieden. Die Plätze, 3 an der Zahl, waren ständig belegt. Man musste Glück haben wenn man ohne Reservierung spielen konnte. Die Eintragungsliste für die Verinsmeisterschaften war manchmal 2 DIN A4 Seiten lang usw.....und heute?
                        Von allem genau das Gegenteil. Keiner spielt Tennis, außer dem eingefleischten Stamm der Tennis-Boom Generation und vielleicht noch ein paar älteren Kollegen. Wir haben keine Bambini- Junioren- Juniorinnen oder Jugendmannschaft mehr. Man sieht kein Kinder oder gar Jugendlichen mehr auf dem Tennisplatz.

                        Wir haben verschiedene Aktionen mit dem Kindergarten, mit der örtlichen Schule usw. gestartet....NICHTS. Man stelle sich vor, wir haben den Jahresbeitrag für unseren Tennisverein auf 40€ runtergesetzt, 0€ Aufnahmegebühr.....NICHTS.
                        Ich habe den Eindruck das es die Eltern auch gar nicht interessiert das ihre Kinder einen Sport ausüben und ganz ehrlich wenn ich die Kinder anschaue die an der Schul- bzw. Kindergartenaktion teilnehmen dann kann ich nur den Kopf schütteln. Keinerlei Ballgefühl, keinerlei Koordination usw.

                        Natürlich stehe ich auch in Kontakt mit meinen Kollegen vom Fussball. Denen ergeht es fast genauso. Nicht in dem Ausmaß aber dort wird auch ein deutlicher Rückgang festgestellt.

                        Ich stehe in Kontakt zu vielen Vereinen in unserer Umgebung. Auch Vereinen die deutlich größer sind als wir, Vereine mit 8 oder mehr Plätzen und 400 Mitgliedern ergeht es genauso. Es kommt einfach nicht´s nach....

                        Unsere 1. Herrenmannschaft hat einen Altersdurchschnitt von 35,3 Jahren. Wenn einer von unserer Mannschaft aufhört existiert bei uns keine 1. Mannschaft mehr.

                        Ich frage mich wirklich wie das überhaupt noch weiter gehen soll?
                        Gibt es keine Kids mehr? Wenn doch, was machen die alle in Ihrer Freizeit?
                        Das Ganze hat eine Latte von Gründen. Das Freizeitverhalten hat sich geändert, die Kids hängen nur noch am Handy oder bei den Hausaufgaben. Und wenn sie mal Freizeit haben, gibts jede Menge andere Alternativen, da muss man sich für eine entscheiden, Tennis ist meist nicht dabei.

                        Hängt natürlich auch vom Verein ab. So wie sich manche benehmen ist es auch kein Wunder, wenn die Teams immer älter werden, bis sie sich irgendwann auflösen.

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