Verein vor der Rente retten

[Thorsten]

Hallo,

ich spiele in einem kleinen Verein mit ca. 200 Mitgliedern, an eins in der ersten Mannschaft, allerdings nicht weil ich so gut bin, sondern weil ich einfach nur besser bin als meine Kollegen, die erst vor ein paar Jahren mit dem Sport angefangen haben. Und genau da liegt das Problem, es gibt keinen Nachwuchs, bzw. wird der Verein von unseren "Alten" verwaltet, ohne das neue Ideen, oder Konzepte, die dem Verein wieder auf die Beine helfen könnten, ausgearbeitet werden.
Unser Verein hat nicht mal einen Trainer, und die jährlichen Beiträge gehen komplett für die Aufbereitung der Plätze (vier Stück) drauf.

Da es abzusehen ist, dass in 10-15 Jahren niemand mehr von den "Alten" da ist und bei jetztiger Vereinspolitik niemand mehr übrig bleibt, der Beiträge bezahlt, dachten wir (erste Mannschaft, alle unter 30) uns nun, dass es an der Zeit ist das Ruder rumzureißen und auch den aktuellen Vorstand mit konstruktiver Kritik und realistischen Verbesserungsvorschlägen dem Thema des Nachwuchs näher zu bringen und von dem "... und hinter mir die Sintflut"-Gedanken abzubringen.

Meine Frage an Euch ist nun, ob es hier im Forum Spieler, Leute oder Vereine gibt, die solch eine Situation bewältigt haben und wie ihr es gemacht habt. Suchen im Moment gute Ratschläge und Ideen für die Zukunft.

Gruß Thorsten


PS: Bitte kein geheule, dass sich euer Verein aufgelöst hat, oder das die Jugen nur noch vor dem Computer sitzt, ich weiß dass es so ist und es ist schlimm, aber das hilft mir nicht weiter , danke.

[kadauz]

Gleich zu Beginn: Ihr braucht einen TRAINER!!!!

Was bei uns damals extrem viel gebracht hat, waren Ferienfreizeit Programme in den Somemrferien. Ich hab damals auch aktiv mitgeholfen, sprich Bälle zugeworfen, Kinder unterhalten, für Verpflegung gesorgt etc.

Das ganze ging ca. 3 Tage. War auch ein kleines Rahmenprogramm dabei, eine Ganztagsunterhaltung mit Verpflegung und am Ende der 3 Tage auch ein kleines "Turnier" mit Geschenke. Man muss halt schauen, das ungefähr kostendeckend durchzuführen (Freiwillige, Sponsor, kleiner Unkostenbeitrag).

Eventuell gibt es eine solche Möglichkeit in Eurer Stadt/Dorf.

Falls von 20 Kindern eventuell 2 sich im Verein und Training anmelden, ist das schon ein großer Erfolg.

Aber auch ganz klare Aussage: Ohne Traininer wird das nichts. Denn das Training in einer kleinen Gruppe (4 Personen) ist doch Voraussetzung für einen Beitritt. Warum sollte ich in den Verein beitreten, ohne Tennis zu spielen?

[Berni]

Hallo,

ich spiele in einem kleinen Verein mit ca. 200 Mitgliedern, an eins in der ersten Mannschaft, allerdings nicht weil ich so gut bin, sondern weil ich einfach nur besser bin als meine Kollegen, die erst vor ein paar Jahren mit dem Sport angefangen haben. Und genau da liegt das Problem, es gibt keinen Nachwuchs, bzw. wird der Verein von unseren "Alten" verwaltet, ohne das neue Ideen, oder Konzepte, die dem Verein wieder auf die Beine helfen könnten, ausgearbeitet werden.
Unser Verein hat nicht mal einen Trainer, und die jährlichen Beiträge gehen komplett für die Aufbereitung der Plätze (vier Stück) drauf.

Da es abzusehen ist, dass in 10-15 Jahren niemand mehr von den "Alten" da ist und bei jetztiger Vereinspolitik niemand mehr übrig bleibt, der Beiträge bezahlt, dachten wir (erste Mannschaft, alle unter 30) uns nun, dass es an der Zeit ist das Ruder rumzureißen und auch den aktuellen Vorstand mit konstruktiver Kritik und realistischen Verbesserungsvorschlägen dem Thema des Nachwuchs näher zu bringen und von dem "... und hinter mir die Sintflut"-Gedanken abzubringen.

Meine Frage an Euch ist nun, ob es hier im Forum Spieler, Leute oder Vereine gibt, die solch eine Situation bewältigt haben und wie ihr es gemacht habt. Suchen im Moment gute Ratschläge und Ideen für die Zukunft.

Gruß Thorsten

Ein Klassiker....
Die "Alten" werden ja nicht freiwillig gehen und weiterhin bestimmen wollen, wo es langgeht. Sich mit solchen Personen anzulegen oder eine Diskussion anzufangen, bringt wenig bis gar nix. Normalerweise erreichst Du nur was, wenn diese Leute weg sind oder nichts mehr zu sagen haben. Viele davon sind weitestgehend "beratungsresistent".

Wenn Du meinen Tipp hören willst: such Dir einen anderen Verein, es gibt genügend bessere. Ärger bei der Freizeitbeschäftigung ist überflüssig..

[Thorsten]

Das mit der Freizeit hatten wir auch schon angedacht, werde ich mal ansprechen. Also wir haben einen Trainer, der wirklich sehr gut die Grundlagen lehren kann (ich hab auch von ihm gelernt). Allerdings bin ich auch der Meinung, dass wir einen "richtigen" Trainer benötigen.

Wenn Du meinen Tipp hören willst: such Dir einen anderen Verein, es gibt genügend bessere. Ärger bei der Freizeitbeschäftigung ist überflüssig..

Das stimmt in gewisser Weise, allerdings möchte ich nicht, dass der Verein in die Brüche geht (Heimatort und so...).
Und ich denke nicht, dass unsere "Alten" sich gegen ein Ordentliches Programm stellen würden, sie haben nur kein Interesse mehr selbst etwas zu ändern.
Ich würde sogar soweit gehen, dass sie es begrüßen würden, wenn wir, also der Nachwuchs, uns mehr engagieren würden und sie somit auch entlasten.

[multiplikator]

Ich würde sogar soweit gehen, dass sie es begrüßen würden, wenn wir, also der Nachwuchs, uns mehr engagieren würden und sie somit auch entlasten.

Dann hast du die doch deine Frage gerade selber beantworten! Ran die wichtigen Positionen mit euch jungen Leuten und gas geben!

[Thorsten]

Dann hast du die doch deine Frage gerade selber beantworten! Ran die wichtigen Positionen mit euch jungen Leuten und gas geben!

Nicht ganz, da ich trotzdem nicht weiß, was ich tun kann, um einen Nachwuchs aufzubauen, bzw. um allgemein neue Spieler "anzuwerben".

Oder anders gesagt, wollte ich mit diesem Thread ein paar denkanstöße und Erfahrungen anderer Vereinsmitglieder mit ähnlichen Problemen.

[multiplikator]

Verein vor der Rente retten

Doch vom Prinzip her schon. Wenn dir oder euch was dran liegt, dass der Verein wie viele andere auch nicht am Alter stirbt, dann müsst ihr ran an die Ämter und versuchen vieles zu bewegen. Trainer ist wichtig für die Aussenwirkung und er muss an Schulen ran und Camps veranstalten in der Hoffnung, dass da Kinder den Weg in den Club schaffen. Leute versuchen ranzuholen die Bock auf Tennis haben aber vielleicht nicht sofort in einer Mannschaft spielen wollen. Mit Schnupperbeiträgen locken oder auf Familien zugeschnittene Pakete anbieten. Mit anderen Vereinen kooperieren die vielleicht aus allen Nähten platzen.

Wird ein harter und steiniger Weg aber wenn ihr es schnell anpackt klappt da bestimmt schon was!


Gruß,
Markus


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[Kluntje64]

Deutschland spielt Tennis.

Projektwoche in den Schulen des Ortes

Bilden von Spielgemeinschaften mit Nachbarvereinen der umliegenden Vereine.

Ihr schafft das!

[hugohart]

Meine Frage an Euch ist nun, ob es hier im Forum Spieler, Leute oder Vereine gibt, die solch eine Situation bewältigt haben und wie ihr es gemacht habt. Suchen im Moment gute Ratschläge und Ideen für die Zukunft.

Pauschale Antworten wie "Trainer" oder "Camp" werden euch nicht helfen :-)

Aber auch die Verbände haben erkannt dass schwere Zeiten kommen werden
(schon allein der Demographie wegen), und bieten Lösungsmöglichkeiten an.
Hier in Bayern (www.btv.de) gibt es von Ideen zu Aktionen über
Schulungen bis hin zur persönlichen Beratung relativ viel. Nicht alles passt
auf jeden Verein, aber da muss man halt selektieren.
Und man braucht ein relativ festes engagiertes Team das die Umsetzung in
die Hand nimmt.

Aber man sollte sich auch mit dem Gedanken anfreunden, dass in den nächsten
Jahren einige Tennisvereine/-Abteilungen aufgeben müssen. Man kann also nur
versuchen dafür zu sorgen dass es die anderen trifft, und nicht den eigenen Verein...


hugohart

[Thorsten]

Danke für die Antworten, letzter Beitrag war konstruktiv und Hilfreich, danke dafür. Ich werd mich mal weiter einlesen und hoffen, dass ich umsetzbare und wirkungsvolle Ideen bekomme.

[memphis]

Wie geht man also vor um a) alte Krusten aufzubrechen und b) den Verein wieder auf Vordermann zu bringen ohne die "Alten" zu vergraulen?

a)
Einer von Euch muss in den Vorstand, am besten als Sportwart. Dies lässt sich noch am einfachsten realisieren, da auch "Alte" mal nicht mehr können.
Schön wäre es, wenn man schon ein Konzept hierzu erarbeitet hat.
Bspw. ein neuer Trainer, Schnupperangebote für jung und alt, (dabei aber darauf achten, dass es kostenneutral läuft. Bei uns geht der gesamte Schnupperbeitrag in die Neumitglieder zurück, aber kein Pfennig mehr. Absprche mit Tennistrainer)

b) Ihr werdet ja so etwas wie ein Clubhaus haben. Da sitzen dann wohl auch die "Alten" gesellig bei Bier und Wein zusammen. EInfach mal dazusetzen, Ihnen lauschen und sich ins Gespräch einbringen. Eventuell lassen sich auch so schon Ideen umsetzen/anregen die von ihnen aufgenommen werden. Denn ohne die "Alten" geht es nicht.

Ich selber bin nach zwei Monaten Vereinszugehörigkeit Sportwart geworden, eben weil ich Ideen hatte. Wir haben durch unser Schnupperangebot zwar auch eine jährliche Fluktation, aber in drei Jahren sind ca. 90 geblieben, so dass wir wieder über 400 Mitglieder haben und davon sind knapp 150 Jugendliche!

http://www.tv-dellbrueck.de/sportangebote/tennis.html

So eine Aktion wie Schnupperangebot steht und fällt aber mit einem Trainer. Ist der gut und kann Gruppen organisieren, dann ist das die halbe Miete. Bei uns sind dadurch sogar neue Mannschaften für die Medenspielrunde entstanden. III. D40, III. H00 und II. H30

[Taki1980]

Kann dir aus meiner Sicht schildern wie es bei uns im Verein gelaufen ist.

Über zehn Jahre lang hat ein engagierter Vereinsspieler den Jugendwart gemacht und das Kindertraining organisiert. Der war da wirklich mit viel Zeit und Arbeit dabei. Es hat auch Früchte getragen. Wir hatten soviele Kinder und Jugendliche wie kaum ein Verein in unserem Direkten Umfeld. Das ging sogar soweit das andere Spieler aus Vereinen zu uns kamen um bei uns einzusteigen (Jugendspieler). Auch hat er die Mannschaften koordiniert/organisiert. Die meisten Jugendspieler und Kinder waren Mädchen. Da kamen dann richtig viele. Kannte die wieder eine Freundin und hat die mitgebracht usw. so ist das ganze gewachsen. Auch auf Grund von günstigen Beiträgen und sehr sehr günstigem Hallentraining.

Jetzt stehen wir aber vor dem Problem das der Trainer wegen neugeborenem weniger Zeit hat. Die Damenmannschaft bekommen kein selbstorganisiertes eigenes Training hin, die Moral was Medenspiele angeht ist gering und die ganzen Jugendspieler ziehen jetzt mit 18-20 Jahren weg zum studieren irgendwo in Deutschland.

Von der ganzen Jugendarbeit ist wenig hängen geblieben. Drei wirklich gute Talente. Zwei davon im Herrenbereich die wirklich gut integriert sind und nach ihrem Studium wenn sie vielleicht wieder in der Region spielen bei uns Aufschlagen werden. Hoffe ich zumindest. Wird aber schon überlegt ob bei anderem Verein gespielt wird wo sie höherklassig spielen können. Was ich auch verstehen kann.


Als Tipp könnte ich dir geben:

1. Jugendspieler früh und gezielt in die Herren- Damenmannschaft integrieren. Mit ihnen Spielen und Trainieren. Sie danken es euch mit gutem Tennis und lustigen Runden Abends nach dem Training.

2. Nach Spielern suchen die aufgrund ihres Lebenshintergrunds schon ihr Studium und oder Ausbildung hinter sich haben. So mit etwa 25 Jahren und ihren Lebensmittelpunkt auch in Vereinsnähe haben.

Ich bin mal gespannt wieviele dann wieder zurück kommen und tragende Säulen im Verein werden für die Zukunft. Wir hatten grob geschätzt etwa 30 Kinder und Jugendliche im Verein bei einem Verein mit gerade mal ungefähr 120 zahlenden Mitgliedern. (Schätzung, genaue Zahlen fehlen mir)

Ich persönlich habe beim Training mal eine Zeit lang ausgeholfen. Gerade bei den ganz kleinen hatte ich das Gefühl das viele Eltern das als kostengünstige Kinderbetreuung ausgenutzt haben. Bei Vereinsevents hast du diese Eltern z.b. kaum gesehen.

Wenn ich aber die anderen Vereine in der Umgebung sehe gehen da die nächsten 10-15 Jahre einige kaputt oder sind schon am "dahinsiechen" . Ich hoffe einen Eindruck darüber gegeben zu haben was so an Arbeit da drinne steckt (was ich von aussen so gesehen habe war bestimmt noch lange nicht alles an Arbeit) für das was am Ende rausgekommen ist dabei.

[detomaso]

Ich grab mal diesen "alten" Thread wieder heraus.
Wir hatten vor ca. 10 Jahren bedingungslos auf die Jugend gesetzt. Diese Vorgabe ist voll und ganz aufgegangen. Erst sind wir in die Schulen und Kindergärten- anschliessend natürlich Camps und Einbindung in die Mannschaften. Dabei haben auch viele Eltern mit dem Spielen begonnen (die sog. Vollzahler sind). Aber nun kam die Wende: Wir haben uns auf den Lohrbeeren ausgeruht und hatten wieder rückläufige Zahlen. Vor einem Jahr haben wir in der Vorstandschaft beschlossen, dass wir uns monatlich treffen und für verschiedenste Dinge einen Plan entwickeln. Mit bei diesem Treffen wurde auch ein Tag der offenen Tür beschlossen. Muss dazu fügen, dass wir in einer Stadt mit 18900 Einwohner drei Tennisvereine haben. Nun- wir haben gesagt, wir müssen neue Mitglieder werben, mit Methoden, die noch nicht so verbreitet sind. Anfang April haben wir einen Tag der offenen Tür gemacht und bei einer Beitrittserklärung ausgelobt, dass für das ganze Jahr kein Beitrag bezahlt werden muss. Dadurch haben wir 27!!! neue Mitglieder gewonnen, wobei wir natürlich nicht wissen, welche zum Jahresende kündigen. Ein Versuch ist es allemal wert. Unser Verein hatte bis zu diesem Datum exakt 199 Mitglieder, d.h. es wäre eine Steigerung von weit über 10 Prozent. Wir geben allerdings weiter Gas und haben noch viele andere Dinge angekurbelt, die sich offensichtlich bezahlt machen. So finden wir alle es sehr wichtig, dass auch die Geselligkeit nicht zu kurz kommt. Da muss es halt Leute geben, die mal Fisch etc. grillen, wenngleich es ein Aufwand ist. Bei uns nimmt momentan alles wieder positive Formen an!

[Kluntje64]

Hallo detomaso. Ich sehe darin eine der schwersten Vorstandsaufgaben überhaupt. Das mit dem kostenfreien Eintrittsjahr ist bei uns mittlerweile der Normalzustand, das Trainerpaar leistet hervorragende Arbeit bei den Kinder und Jugendlichen und dadurch bleiben auch immer wieder Erwachsene im Verein. Es gibt aber leider auch eine Kehrseite, wir haben mittlerweile ca 450 Mitglieder und teilen uns 6 Außenplätze und eine 3-Platzhalle. Mit 26 Mannschaften (davon 15 Kinder/Jugend) ist man letztendlich auch am Ende der Kapazität angelangt. Einfach mal rausfahren ein paar Bälle schlagen ist selten möglich da die Anlage stetig voll ist. Ich würde mir manchmal wünschen man würde die Mitgliedergewinnung ein wenig vernachlässigen.

[detomaso]

Hallo detomaso. Ich sehe darin eine der schwersten Vorstandsaufgaben überhaupt. Das mit dem kostenfreien Eintrittsjahr ist bei uns mittlerweile der Normalzustand, das Trainerpaar leistet hervorragende Arbeit bei den Kinder und Jugendlichen und dadurch bleiben auch immer wieder Erwachsene im Verein. Es gibt aber leider auch eine Kehrseite, wir haben mittlerweile ca 450 Mitglieder und teilen uns 6 Außenplätze und eine 3-Platzhalle. Mit 26 Mannschaften (davon 15 Kinder/Jugend) ist man letztendlich auch am Ende der Kapazität angelangt. Einfach mal rausfahren ein paar Bälle schlagen ist selten möglich da die Anlage stetig voll ist. Ich würde mir manchmal wünschen man würde die Mitgliedergewinnung ein wenig vernachlässigen.

An eine Rettungsaktion müsst Ihr wohl in nächster Zeit nicht denken. Die Zahlen sind ja fantastisch! Das kann ich nachvollziehen, dass man da nicht ohne Weiteres ein paar Bälle auf die Schnelle schlagen kann-leider. Aber wie immer hat die Medaille zwei Seiten.