"Ich bin unschuldig - mein Zwilling hat das gesagt". Diese Ausrede könnte man im Netz bald öfter zu hören bekommen. Denn auf einer australischen Webseite kann man sich einen virtuellen Doppelgänger basteln - damit der mit Freunden chattet, beispielsweise, wenn man in der Badewanne liegt.
So ein virtueller Zwilling ist für jene Menschen gedacht, die sich immer noch durch reale Vorgänge vom Leben in der virtuellen Welt ablenken lassen. Arbeit, soziale Kontakte, Essen, Schlafen - die potentiellen Feinde des 24-Stunden-Online-Tages sollen nach dem Willen des australischen Startups "RelevanceNow" bald keine Rolle mehr spielen. Hat der User in der echten Welt zu tun, übernimmt sein digitaler Doppelgänger die Online-Konversation. Ein solches Alter Ego kann sich der Internetnutzer auf der Seite "MyCyberTwin" einfach klonen.
Doch der virtuelle Zwilling erwacht erst zum Leben, wenn ihn der Benutzer mit Informationen zu seiner realen Persönlichkeit gefüttert hat. Insgesamt 79 Fragen muss der User beantworten. Deren Spektrum reicht von "Fühlst Du Dich unwohl, wenn Du in einen Spiegel blickst" bis hin zu "Wie wichtig ist Gott in Deinem Leben". Nach diesem Seelenstriptease berechnet die Seite aus den eingegebenen Vorlieben und Werten das Psychogramm des Doppelgängers. Der erhält seine eigene Webseite, darf in das MySpace-Profil des Schöpfers eingebettet werden oder die Unterhaltungen im Microsoft Messenger übernehmen. Voraussetzung ist allerdings, dass ihn jemand anspricht - von selbst wird der Zwilling nicht aktiv.
Damit ein solcher Cybertwin möglichst realitätsnah rüberkommt, kann man ihn auch trainieren - sprich, ihm mögliche Antworten für hunderte von Chat-Fragen vorgeben. Dabei darf man sich für seinen Zwilling nicht nur die Antwort auf das zeitlose "Wie geht's?" ausdenken, sondern auch überlegen, was der Doppelgänger in pikanten Situationen sagen soll. Zum Beispiel, wenn das Gegenüber seine Hemmungen verliert und ein schlichtes "Ich bin heiß" fallen lässt, oder wenn plötzlich die Frage "Was denkst Du über Republikaner und Demokraten?" im Raum steht.
Ob ein solcher virtueller Zwilling wirklich als Ersatz für das Original durchgeht, kann der User später in den Chat-Protokollen nachlesen. Wirklich tief gehen die englischsprachigen Konversationen mit einem Cybertwin allerdings nicht, sie ähneln eher einem Frage und Antwort-Spiel. Jenseits der zu Beginn festgelegten Eigenschaften verpackt der Stellvertreter seine Unkenntnis in Floskeln wie "ich denke, wir könnten das von verschiedenen Perspektiven sehen".
Gelegentlich hört man auch ein wenig Selbstironie durchklingen, etwa, wenn der Zwilling sagt: "Du kannst mich alles fragen - jederzeit. Natürlich im Rahmen der Vernunft, ich bin nur ein Software-Paket, weißt Du." Manchmal aber gehen auch dem Chat-Automaten die Standards aus und er kapituliert mit der resignierenden Entschuldigung: "Tut mir leid, mein Eigentümer hat mir das bisher noch nicht beigebracht."
In Zukunft soll der Cyber-Zwilling auch im Second Life sein Eigenleben führen dürfen. Seit dem Start des Dienstes am Montag nutzen etwa 300 Menschen einen Doppelgänger - auch zu virtuellem Schabernack. Der Cybertwin von Techcrunch-Blogger Michael Arrington beispielsweise wurde von seinem Besitzer auf "böse" eingestellt. Schon auf ein freundliches "Hallo" reagiert er mit einem harschen "Hau ab". Ein Chat-Teilnehmer rächte sich auf seine Art für diese ungehobelte Behandlung. Er kopierte viertausend Seiten mit Nullen und Einsen in das Chatfeld. Diese Reizüberflutung brachte sogar Arringtons groben Zwilling zum Schweigen.
(c) Spiegel online
So ein virtueller Zwilling ist für jene Menschen gedacht, die sich immer noch durch reale Vorgänge vom Leben in der virtuellen Welt ablenken lassen. Arbeit, soziale Kontakte, Essen, Schlafen - die potentiellen Feinde des 24-Stunden-Online-Tages sollen nach dem Willen des australischen Startups "RelevanceNow" bald keine Rolle mehr spielen. Hat der User in der echten Welt zu tun, übernimmt sein digitaler Doppelgänger die Online-Konversation. Ein solches Alter Ego kann sich der Internetnutzer auf der Seite "MyCyberTwin" einfach klonen.
Doch der virtuelle Zwilling erwacht erst zum Leben, wenn ihn der Benutzer mit Informationen zu seiner realen Persönlichkeit gefüttert hat. Insgesamt 79 Fragen muss der User beantworten. Deren Spektrum reicht von "Fühlst Du Dich unwohl, wenn Du in einen Spiegel blickst" bis hin zu "Wie wichtig ist Gott in Deinem Leben". Nach diesem Seelenstriptease berechnet die Seite aus den eingegebenen Vorlieben und Werten das Psychogramm des Doppelgängers. Der erhält seine eigene Webseite, darf in das MySpace-Profil des Schöpfers eingebettet werden oder die Unterhaltungen im Microsoft Messenger übernehmen. Voraussetzung ist allerdings, dass ihn jemand anspricht - von selbst wird der Zwilling nicht aktiv.
Damit ein solcher Cybertwin möglichst realitätsnah rüberkommt, kann man ihn auch trainieren - sprich, ihm mögliche Antworten für hunderte von Chat-Fragen vorgeben. Dabei darf man sich für seinen Zwilling nicht nur die Antwort auf das zeitlose "Wie geht's?" ausdenken, sondern auch überlegen, was der Doppelgänger in pikanten Situationen sagen soll. Zum Beispiel, wenn das Gegenüber seine Hemmungen verliert und ein schlichtes "Ich bin heiß" fallen lässt, oder wenn plötzlich die Frage "Was denkst Du über Republikaner und Demokraten?" im Raum steht.
Ob ein solcher virtueller Zwilling wirklich als Ersatz für das Original durchgeht, kann der User später in den Chat-Protokollen nachlesen. Wirklich tief gehen die englischsprachigen Konversationen mit einem Cybertwin allerdings nicht, sie ähneln eher einem Frage und Antwort-Spiel. Jenseits der zu Beginn festgelegten Eigenschaften verpackt der Stellvertreter seine Unkenntnis in Floskeln wie "ich denke, wir könnten das von verschiedenen Perspektiven sehen".
Gelegentlich hört man auch ein wenig Selbstironie durchklingen, etwa, wenn der Zwilling sagt: "Du kannst mich alles fragen - jederzeit. Natürlich im Rahmen der Vernunft, ich bin nur ein Software-Paket, weißt Du." Manchmal aber gehen auch dem Chat-Automaten die Standards aus und er kapituliert mit der resignierenden Entschuldigung: "Tut mir leid, mein Eigentümer hat mir das bisher noch nicht beigebracht."
In Zukunft soll der Cyber-Zwilling auch im Second Life sein Eigenleben führen dürfen. Seit dem Start des Dienstes am Montag nutzen etwa 300 Menschen einen Doppelgänger - auch zu virtuellem Schabernack. Der Cybertwin von Techcrunch-Blogger Michael Arrington beispielsweise wurde von seinem Besitzer auf "böse" eingestellt. Schon auf ein freundliches "Hallo" reagiert er mit einem harschen "Hau ab". Ein Chat-Teilnehmer rächte sich auf seine Art für diese ungehobelte Behandlung. Er kopierte viertausend Seiten mit Nullen und Einsen in das Chatfeld. Diese Reizüberflutung brachte sogar Arringtons groben Zwilling zum Schweigen.
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