Als jemand, der von der Schlägersucht befallen ist, habe ich mir zwei Völkl Schläger ins Haus kommen lassen und möchte hier meine Eindrücke wiedergeben; zunächst nur über den schwereren, den ich bisher aber nur zwei Stunden Halle ausprobieren konnte. Aber bereits das war ein Erlebnis.

Vorweg aber ein paar offene Worte, wieso dieser Schläger für mich eher ein Spleen war als ein ernsthaftes Projekt. Zu der wahrscheinlichen kleineren Fangemeinde dieser Firma gehöre ich nicht. Eher bestand die Verlockung darin: genau diese Rackets hatte ich noch nicht in der Hand.
Das Äußere der Organix-Schläger ist eher nicht mein Fall, wobei der 325er fast schon puritanisch schwarz daherkommt.

Wichtiger aber: er wird als ein Racket angepriesen für Turnierspieler mit weit besserer LK als ich sie habe, für Spieler, die alle Schläge draufhaben, auch das Gewicht scheint nichts für Weicheier und bestimmt handelt es sich um kein Allroundracket für gemütliche Mitvierziger, die sich Schläger kaufen, wie wohlhabende Zahnärzte Autos in der Midlifecrises.

Warum mich dieser Schläger trotzdem interessiert hat? Der Mythos von German Engineering hat bei mir verfangen; außerdem las ich hier und an anderer Stelle verlockendes von diesem Racket (man lese auch die englische Feedback-Seite zu diesem Racket eines "Warehouse"); schließlich interessiert mich ins372f9besondere der Zauber dieses Rahmens, von dem ich dabei hörte.

Das Racket kam an, nicht nur mit dem sonst wohl nur beigefügten Säckchen, sondern sogar mit echter Hülle. Also ausgepackt, ein erstes Gefühl überraschte: das für mich ungewohnt höhere Gewicht, machte sich erst einmal nicht bemerkbar. Der Rahmen schön schmal, der Lack gediegen glatt, die Lackierung fast schon minimalistisch.

Also ab damit in die Besaitungssmaschine (Stringway ML 100 etc.). Bereits hier spürt man die Qualität des Rahmens bzw. dieses Materials. Kommt ordentlich Zug drauf, rührt sich hier nix, Stabilität pur trotz schmalen (20mm) Rahmens, Respekt ! ganz im Gegensatz zum Prince Exo3 Tour, der sich im Vergleich dazu fast schon durchbiegt wie ein Trampolin.

Für die Besaitung sollte es eher eine dünne Seite sein (schließlich ist die Rahmengröße auch nicht gerade riesig (630cm2), aber flexibel genug, damit ich kein Brett in der Hand halten würde. Ich wählte die Signum Pro Tornado. Ich machte vier Knoten mit einem guten Kilo unterschied zwischen längst und quer.

Dann mit einem Spezl in die Halle. Erste Aufwärmübungen bestätigten, dass das Gewicht erst einmal kein Problem sein würde. Das Feeling war großartig. Dann richtig ans Thema. Schläge von der Grundlinie - UNGLAUBLICH - das hatte ich wirklich noch nicht: eine Präzision, die weder ein Head, ein Prince oder was auch immer bei mir hervorgerufen haben könnte.

Die Power sollte man selbst generieren können, aber in der Kontrolle wird es wenige (von mittelmäßigen Spielern wie mich überhaupt spielbare) Schläger geben, die arbeiten wie ein Skarpell. Genuß pur, sowohl bei der Vorhand, als auch bei der Rückhand, bei Spin und Slice - der Schläger scheint zu tun, was er tun soll, er reagiert wie das Lenkrad eines Sportfahrwerks.

Kommen wir zu einem wichtigen Teil meines Spiels - dem Aufschlag, der nicht selten weit bessere Spieler als mich auf der anderen Seite in Bedrängnis bringt. Hier trat erst einmal Ernüchterung ein. Jetzt merke ich auch das Gewicht, das ich hochhieven muss, und nun fehlt auch die Power, die ich brauche um mein Ding durchzuziehen.

FAZIT:
Ein großartiges Racket, insbesondere der Rahmen darf berechtigt seinen guten Ruf verbreitern; ich hatte dieses Feeling noch bei keinem anderen der zahlreichen Schläger, die ich in der letzten Zeit gespielt habe.

Beim Aufschlag aber scheint mir das Racket nicht das richtige für mein Spiel; auch hier zeigt sich Präzision, jedoch fehlt mir hier die Power und das richtige Handling. Für erfahrenere Spieler oder jene, die Völkl bereits gewöhnt sind,, ist das womöglich gar kein Problem.

Es war ein interessantes und schönes Erlebnis. Nun warte ich gespannt auf den Test der leichteren Variante mit 295 g. Auch hierüber werde ich vielleicht kurz berichten

Dann wird sich zeigen, ob der Ausflug zur ehemals deutschen Traditionsfirma Völkl-Tennis der Beginn einer Freundschaft wird oder eher ein Zwischenstopp.
Meinen Respekt hat die Firma und ich wundere mich, weshalb es nicht mehr Spitzenspieler gibt, die mit diesem Präzisionsbesteck an die Arbeit gehen.