Tennisregeln werden zumeist mündlich weitergegeben. Historiker wissen, solche Überlieferung neigt zur Mythenbildung. Deshalb haben Zivilisationen schriftlich fixierte Satzungen erfunden. Das Problem: ein Blick in die Regularien ist sehr langweilig, hilft aber bei Streitfällen.

Der Dämpfer

Der Saitendämpfer ist eine Petitesse oder geliebtes Schlägerutensil. Bekanntlich soll er die Vibrationen des Schlägers mindern. Manche halten es für überflüssig, andere machen eine Wissenschaft daraus. Jedem das seine.

Wenige wissen, dass es eine Entscheidung (3) des ITF zu Regel 4 (Schläger) gibt, dass dieser Dämpfer nicht überall angebracht werden darf. Nicht selten wird der Dämpfer zwischen unterster und zweitunterster Quersaite verbracht, zumal bei älteren Semestern mit größeren Pfannen.

Man kann (muss aber nicht) jene Spieler ärgern mit dem Verweis, dass ein Dämpfer zwar erlaubt ist, jedoch „dürfen solche Vorrichtungen nur außerhalb des Musters der sich kreuzenden Seiten angebracht werden“, will heißen: unterhalb der untersten Quersaite.

Fußfehler

Der Aufschlag ist wohl der individuellste Schlag im Tennis überhaupt – jeder macht ihn anders und je tiefer die Liga bzw. Leistungsklasse desto größer wird die Bandbreite der Ausführungsweisen (bis hin zu richtigen Kuriositäten).

Was immer wieder bei Medenspielen wie Turnieren auffällt, ist der äußerst laxe Umgang mit dem Fußfehler. Freilich kann man das als Lappalie abtun, zumal wenn man ihn selbst begeht.

Beim Tennis ist es keine Seltenheit, dass der Aufschläger fast jedes Mal bereits bis zu 30 cm im Feld steht, bevor er den Ball zum Aufschlag trifft. Das ist ein eindeutiger Verstoß:
Regel 18 b besagt: „Während der Aufschlagbewegung, darf der Aufschläger nicht die Linie oder das Spielfeld mit einem Fuß berühren.“

Ich halte es aber nicht für verwerflich den Gegner auf seine Fußfehler zunächst höflich aufmerksam zu machen. Das wird beim nächsten Aufschlag zumindest sein Hirn etwas beschäftigen – und wir wissen, wie schädlich das beim Tennis sein kann.

Bei wiederholter Ignoranz würde ich andeuten, dass ich künftig nicht mehr gewillt bin, dass durchgehen zu lassen und als Fehler zähle. Das wird sein Hirn noch mehr beschäftigen und womöglich kann er uns danach überhaupt nicht mehr leiden. Damit muss man im Tennis eh rechnen.
Beim Fußball käme aber auch niemand auf den Gedanken, den Elfmeter bei 10 Metern auszuführen und das wiederholt einfach durchgehen zu lassen – oder?

Pausen

Es ist heiß, das Spielen anstrengend. Die Spieler sitzen beim Ballwechsel auf der Bank und einer quatscht und quatscht…die Zeit vergeht. Man will ja nicht unhöflich sein, aber nicht nur die Organisatoren werden ungeduldig ob der Wartezeiten, so langsam schleicht sich auch der Verdacht ein, es hat mit seiner Kondition zu tun: er nutzt das Gerede zur Erholung.

Tennisspieler sollten wissen: grundsätzlich gilt die Regel des kontinuierlichen Spiels (Regel 19), dass also das Spiel nicht bis zum Ende unterbrochen werden darf.

Nach dem ersten Spiel und Seitenwechsel sowie beim T-Break setzen sich die Spieler überhaupt nicht hin, es geht gleich weiter. Nach einem Spiel ohne Seitenwechsel gibt es maximal 20 Sekunden Pause, nach einem Spiel mit Saitenwechsel maximal 90 Sekunden, nach Beendigung eines Satzes 120 Sekunden. That’s it. Ausdrücklich geregelt ist (29 c): „es ist keine zusätzliche Zeit zu gewähren, um den Spieler zu erlauben, sich zu erholen.“

Bei Gründen „außerhalb des Einflusses des Spielers“ (Kleidung, Schuhwerk usw.) kann eine Pause gewährt werden, um das Problem zu beheben.

Hart erscheint die Regelung bei Verletzung. Ich habe mal erlebt, wie bei einem Turnier ein älterer und ein jüngerer Spieler einen Nervenkrieg ausfochten. Der junge war ein Haudrauf, der ältere eine Gummiewand. Beide hassten und verfluchten sich. Auf einmal bekam der Jüngere (vielleicht aus Zorn) Nasenbluten und ersuchte um eine Pause. Der Ältere erwiderte nur kurz: gerne, aber nur die drei Minuten. Der Ältere hatte Recht. Sie ist die Regel (29c), auch wenn er das Unverständnis und die Abneigung der Zuschauer ob seiner Härte auf sich zog.

Man sollte hier sicherlich wie ein Gentleman verfahren und die Sache nach Situation einschätzen. Wenn aber jemand ernsthaft verletzt ist, ist es auch in seinem Sinne, das Spiel verloren zu geben, ohne die Sache theatralisch in die Länge zu ziehen.

Fortsetzung folgt (vielleicht)