Ok, ich bin deprimiert, weil mir heute ein Turniergegner beim Stand von 2:2 mit seinem Aufschlag, den ich beim Return volle Kanne mit dem Rahmen traf, meine Schulter fast aus dem Gelenk geschossen hat, zumindest war danach für mich das Spielen kaum mehr möglich. Das macht keine gute Laune nach 50 km fahrt und 30 Euro Gebühr.

Überdies hat mich aber noch etwas anderes deprimiert: und das ist der Zustand bzw. die Atmosphäre mancher Tennishallen. Da haben wohl inzwischen manche Gefängnis-Sporthallen mehr Standard. Ein Hallentyp macht mich wirklich fertig, schon bevor ich einen Ball gespielt habe. Er muss Mitte/Ende der 70er Jahre sehr günstig gewesen sein und ist mir (neben sehr brauchbaren und gemütlichen Hallen) nun schon zwei Mal in meiner Gegend bei LK Turnieren untergekommen.

Bei diesen Hallen handelt es sich noch nicht einmal um etwas, was Kulturanthropologen inzwischen als non-places bezeichnen, denn dazu fehlt ihnen schlicht der sterile, globalisierte Business-Charakter. Auch sind nicht so schrecklich, dass sie schon wieder etwas haben (wie Kitsch); sie können auch auf nichts vergangenes mehr verweisen (wie morbider Charme). Nein, diese Hallen haben nichts, es handelt sich einfach nur um hässliche, völlig ideenlose Gebilde, die einst für einen Sportzweck errichtet worden sind, für den sie heute noch gerade noch brauchbar unter Verzicht auf jegliches Wohlbefinden funktionieren. Wie abgehalfterte Prostituierte stehen sie da und wollen dafür bezahlt werden, dass man Sie benutzt.

Wellblechartige Dächer paaren sich mit fleckigem Wandbeton in undefinierbaren Grautönen. Der Boden besteht aus einem verblichenen, schon fast mintgrünem Teppich, der vielleicht vor Jahrzehnten einmal sattere Farben vorweisen konnte. Man wird fast blind dabei, wenn man den Kontrast zum Tennisball herstellen möchte.

Der Geruch ist erträglich, solange die Temperatur kalt ist – aber wehe die Sonne heizt ein; ihre Strahlen lässt den Staub im Raum hell aufscheinen, so das man hätte wieder zum Raucher werden können. Die Toiletten sind der einzige Ort, der Wärme ausstrahlt, weil die Kacheln an die Dorfwirtschaften vor einem Vierteljahrhundert erinnern. Hier wurde auch seitdem nichts mehr getan.

Gekrönt wurde das heute noch durch eine Werbung, die fast schon wieder den Reiz des musealen hatte. Der Bannerspruch einer Sparkasse in riesigen roten Lettern kam mir vor wie stalinistische Propaganda vor einem Parteitag; ja sie passte wirklich an diesen Ort.

Die einzige Genugtuung kann nur sein, die Halle wieder zu verlassen und den Entschluss zu fassen, nie mehr wieder hierher zurückzukehren. Wenn dieser Sport auch einmal etwas mit Stil zu tun gehabt haben sollte, hier findet er sein Ende.

Und trotzdem sagen diese trostlosen Räume etwas. Ökonomisch: Hier wurde immer weiter abkassiert, aber nie mehr investiert, inzwischen können sich manche Hallen vielleicht eh nur noch durch LK-Turniere über Wasser halten. M
Architektonisch: sie sind übrig gebliebener Gebäudemüll, der nur deshalb nicht abgerissen wird, weil es immer noch Leute gibt, die da freiwillig hineingehen und dafür zahlen. Vielleicht gibt es keine Größere Referenz an das Tennis als ihn an diesen Orten zu betreiben, weil das beweist, dass der Spaß hier völlig spielimmanent und ortsunabhäng sein muss.

Zwischenmenschlich: das ist bedauerlich, aber so richtig will man hier keine Menschen kennen lernen, weil man einfach nur spielen und so schnell wie möglich wieder weg möchte.

Auch allgemein plädiere ich dafür (hätte man das nötige Geld): die Tennishalle müsste völlig neu erfunden werden.