"Wie spiele ich einen Slice?"



Diese Frage eines Nutzers fand ich kürzlich in meinem Postfach. Nachdem sich meine Bewunderung über die Geradlinigkeit des Fragestellers etwas gesetzt hat (da stand tatsächlich nichts weiter in der E-Mail), möchte ich meine Antwort in zweierlei Hinsicht geben – technisch und taktisch.

Zunächst zum Technischen: Anstatt seitenlange Schilderungen über die richtige Ausführung zu geben, möchte ich den geneigten Leser bitten, sich folgendes Video anzusehen, in dem einige sehr gute Profis ihr Können zeigen. Darunter habe ich eine Liste der Grundlagen zusammengestellt, die man bei all diesen Spielern finden kann – findest du sie auch bei dir?



Der Slice von Petzschner, Schiavone, Federer und Roddick.

  • Vorbereitung und Rückschwung: Split-Step; Kontinentalgriff; Drehung der Schultern, Hüfte und Beine; gebeugter Schlagarm; Kinn über der rechten Schulter; Augen auf dem Ball; linke Hand am Schlägerherz; Schlägerkopf oberhalb des Balles; Handgelenk leicht zurückgedehnt.

  • Gewichtsverlagerung: Gewicht zunächst auf dem hinteren (linken) Fuß; Knie gebeugt; Oberkörper aufrecht; vor Beginn des Vorwärtsschwungs Gewichtsverlagerung auf den vorderen Fuß.

  • Vorwärtsschwung und Ausschwung: Schlagarm streckt sich im Ellenbogen; Schwungrichtung von oben nach unten (gleichzeitig nach vorne) und wieder nach oben; Handgelenk stabil; Schultern seitlich zum Netz; Gegenbewegung des linken Arms nach hinten.


Einsatzmöglichkeiten für den Slice gibt es viele: Um eine hohe Topspin-Vorhand zu neutralisieren, Geschwindigkeitswechsel einzubauen, den Ball tief zu halten, Zeit in der Defensive zu gewinnen, etc. Dabei muss der Slice nicht ausschließlich defensiven Charakter haben. Auch offensiv kann er zum Zuge kommen. Wichtig ist dabei vor allem, den Ball im Aufsteigen bzw. im höchsten Punkt zu treffen.

Besonders effektiv sind die kurz cross geschlagenen Slice-Returns Roger Federers. Diese Schläge springen nicht nur unglaublich flach weg, sie bewegen sich vielfach auch schon kurz hinter der T-Linie seitlich aus dem Feld hinaus. In der Konsequenz müssen Federers Gegner ihren zweiten Schlag im Doppelkorridor spielen! Der Ball ist nicht kurz genug, um ans Netz aufzurücken, verhindert aber auch ein rechtzeitiges Zurücklaufen zur Grundlinie. Kurz: Federers Gegner sind im Niemandsland gefangen.

Damit hat Federer die Konkurrenz bereits ausgespielt, ehe diese ihren zweiten Schlag anbringen kann. Antwortet sein Kontrahent cross-court, spielt Roger seine Rückhand longline in die offene Vorhandecke. Oder er umläuft den Ball, um eine seiner messerscharfen Vorhände anzubringen – inside-in oder inside-out. Probiert sein Gegner den schwierigeren Longline-Schlag, kann Roger dank seiner enormen Athletik jederzeit auch eine Vorhand aus dem Lauf in die offene Vorhandecke zirkeln.

Im folgenden Video kannst du Rogers Arsenal an Slice-Schlägen bewundern.



Rogers Slice: Gereicht er ihm zum 7. Wimbledon-Titel?


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