Brumm dich in Schwung!


Vor drei Wochen habe ich an dieser Stelle über die kinematische Kette geschrieben, ein Konzept, das erklärt, wie gute Spieler ihren Körper nutzen, um das Racket auf effiziente Weise zum Ball zu beschleunigen (Klick!). Die Quintessenz war, dass die Rotationsgeschwindigkeit entlang der kinematischen Kette kontinuierlich zunimmt, wenn alle Körpersegmente im Vorwärtsschwung in der richtigen Reihenfolge – nämlich von unten nach oben – rotieren. Dahinter steckt ein komplexes Zusammenspiel vieler Muskeln, die durch Verkürzung (Kontraktion) und Entspannung (Relaxation) Energie speichern und freisetzen.

Die kinematische Kette entfaltet ihre Wirkung am besten, wenn wir körperlich entspannt sind und nichts erzwingen. Sind wir hingegen steif und fest, behindert die Anspannung in einigen Muskelgruppen die freie Bewegung der angrenzenden Muskelgruppen. Dann drücken wir den Schläger mehr zum Ball als dass wir ihn schwingen. Der Tipp "sei entspannt" hilft einem da oft nur wenig weiter. Er führt eher zu noch mehr Druck und Anspannung.

Was könnten wir stattdessen probieren? So trivial es vielleicht klingen mag: Wir müssen die Anspannung zunächst erstmal bemerken, wenn sie gegenwärtig ist. Der Schlüssel hierzu heißt wieder einmal Achtsamkeit. In vielen Fällen lässt die Verkrampfung bereits nach, wenn wir achtsam sind, d. h. wenn wir die Vorgänge im Körper bewusst und ohne Bewertung wahrnehmen. Spielen wir schon seit vielen Jahren Tennis, kann es passieren, dass wir die Anspannung als solche gar nicht mehr wahrnehmen, weil sie bereits so tief in unserem Schwung verwurzelt ist, dass wir uns an sie gewöhnt haben.

Um Anspannungsquellen aufzuspüren, kann es hilfreich sein, während des Schwungs leicht vor sich hin zu brummen. Das Brummen gibt dir ein unmittelbares Feedback, ob und wann du verkrampfst. Du musst einfach nur darauf achten, wie sich der Klang während des Schwungs verändert. Möglicherweise wirst du feststellen, dass er im Verlaufe des Rückschwungs noch gleichmäßig und ruhig ist, während er im Vorwärtsschwung höher und lauter wird. Das ist ein Indiz dafür, dass deine Anspannung zunimmt, wenn du nach vorne schwingst.

Durch das Brummen kannst du Anspannungsquellen aufspüren, die dir zuvor nie aufgefallen sind. Erhöhte Anstrengung schlägt sich sofort auf deine Stimme nieder und verändert das Brummen in Höhe und Lautstärke. Indem du diese Veränderungen raushörst, erlangst du eine größere Kontrolle über die Vorgänge in deinem Körper. Du musst dir dabei nicht einreden, dich zu entspannen oder gleichmäßig zu schwingen. Hör stattdessen einfach auf den Klang deines Brummens. Der Ton dient als Hilfsmittel, das deine Achtsamkeit erhöht. Mit der Zeit wird dein gesteigertes Bewusstsein dazu führen, dass du den Schläger lockerer schwingst. Viel Spaß dabei!


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