Rafael Nadal – Beinarbeit Analyse



Pancho Gonzales, Ken Rosewall, Björn Borg, John McEnroe, Stefan Edberg, Pete Sampras, Roger Federer und Rafael Nadal – sie alle mach(t)en eine Sache außergewöhnlich gut: Sie bewegen sich schnell und effizient über den Platz, sind nahezu immer in Balance und finden mit traumwandlerischer Sicherheit den richtigen Abstand zum Ball. Kurz: Die besten Tennisspieler einer Periode sind für gewöhnlich auch jene mit der besten Beinarbeit.

Die Vorteile, die sich aus einer runden Beinarbeit ergeben, liegen auf der Hand: Kontrolliertere Schwünge aufgrund einer präzisen Ausrichtung zum Ball, weniger Lücken in der Platzabdeckung und ein reduziertes Verletzungsrisiko aufgrund vermiedener Kompensationsbewegungen. Für Freizeitspieler ist die Dividende aus dem Training ihrer Beinarbeit besonders hoch, da die meisten Fehler auf diesem Level nicht aufgrund schlechter Schlagtechnik entstehen, sondern aufgrund mangelhafter Bewegung der Füße.



Die Beinarbeit des Weltranglisten-Zweiten unter der Lupe.


Was du von Nadal lernen kannst:

Die Grundlage für eine explosive Bewegung auf den ersten Metern sind der Split-Step und die athletische Körperhaltung, die Nadal vor jedem Schlag aufweist. Der Split-Step ist der kleine Hopser, den Nadal initiiert, kurz bevor sein Gegner den Ball trifft. Eine athletische Körperhaltung zeichnet sich durch einen niedrigen Körperschwerpunkt und einen geraden Rücken aus, und wird erreicht, indem Nadal seine Füße etwa doppelte Schulterbreite auseinander lässt.

Die Entfernung zum Ball diktiert die Länge seiner Schritte. Einfach ausgedrückt: Je näher Nadal dem Ball kommt, umso kürzer werden seine Schritte und umso höher die Schrittfrequenz. Kleinere Schritte erlauben ihm, sein Momentum zu verlangsamen und das Feintuning vorzunehmen, welches für das Finden des richtigen Abstandes so entscheidend ist. Sie helfen ihm zudem dabei, blitzschnell auf einen eventuell versprungenen Ball zu reagieren.

Auch nach dem Schlag bleiben Nadals Füße in Bewegung, um für den nächsten Split-Step bereit zu sein. Die Kombination aus einem Überkreuzschritt und mehreren Nachstellschritten hat sich bewährt, um den Platz einerseits flink abdecken und andererseits auf Richtungswechsel schnellstmöglich reagieren zu können. Sein Oberkörper bleibt dabei frontal zum Gegner und die Bewegung erfolgt hauptsächlich auf den Fußballen.


Was du dir vielleicht nicht abschauen solltest:

Rafael Nadal spielt einen hohen Prozentsatz seiner Rückhände aus dem offenen Stand: Hohe und / oder lange Bälle, Returns, Schläge aus dem Lauf oder von weit außen, etc. Unter Zeitdruck ist dieser Stand eine oft gezogene Option. Wenngleich jeder Spieler lernen sollte, aus dem offenen Stand zu schlagen, rate ich Anfängern i. d. R. dazu, zunächst am neutralen Stand zu arbeiten.

Wer mit dem offenen Stand beginnt, neigt im Treffpunkt mitunter zur Überrotation und schlägt nicht richtig durch den Ball durch. Mit dem neutralen Stand ist es zunächst leichter, eine vollständige Schulterdrehung zu erreichen und den Schläger sauber nach vorne durchzuschwingen, ehe er sich am Körper vorbei zur Seite bewegt. Dieses Durchgehen durch den Ball ist neben anderen Faktoren für die Entwicklung von Länge im Schlag von Bedeutung.

Weitere Tipps findest du in meinen 3 Tutorials zu den Grundlagen der Beinarbeit.


Allen Forumsmitgliedern eine besinnliche Weihnachtszeit und ein gesundes neues Jahr!

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