Eine Einführung in die Welt des Visualisierens
Die Bilder, die vor unserem geistigen Auge ablaufen, haben einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf unsere Fähigkeiten auf dem Tennisplatz. Viele Spieler limitieren ihre Fähigkeiten oder bleiben hinter ihrem wirklichen Potential zurück, weil sie buchstäblich nicht sehen können, wie sie eine schwierige Situation erfolgreich meistern.
Visualisierung kann dir dabei helfen, diese Klippe zu umschiffen. Hierzu musst du negativ eingefärbte Bilder in deinem Kopf Schritt für Schritt durch positive ersetzen. Diese Art der Kommunikation mit deinem Körper ermöglicht dir schnellere Lernfortschritte, fördert deinen Optimismus und dein Durchhaltevermögen, und steigert dein Selbstvertrauen.
3 Anwendungsbereiche
Im Wesentlichen gibt es 3 Bereiche, in denen dein Tennis von regelmäßigen Visualisierungsübungen profitieren kann. Erstens: Deine Technik. Wenn du einen Schlag neu erlernen oder eine schlechte Angewohnheit korrigieren möchtest, hilft dir eine klare Vorstellung von der richtigen Bewegung bei der Automatisierung derselben.
Zweitens: Beim Punktaufbau. Möchtest du beispielsweise einen aggressiveren Spielstil entwickeln, beschleunigt das Visualisieren offensiver Schlagkombinationen oder Rallymuster deinen Lernprozess.
Drittens helfen dir Visualisierungsübungen im Umgang mit schwierigen Situationen und den damit verbundenen Emotionen. Du kannst trainieren, auf bestimmte Ereignisse ganz gezielt zu reagieren und erlangst eine größere Routine, wenn sie tatsächlich eintreten.
2 Vorgehensweisen: Assoziation und Dissoziation
Die Dissoziation erlaubt dir, Distanz zu einer Sache zu gewinnen, erfordert aber auch ein vergleichsweise umfangreiches Vorstellungsvermögen. Du betrachtest das Geschehen in diesem Fall von außerhalb, aus dem Blickwinkel eines unabhängigen Beobachters. Bei der Assoziation erlebst du das Geschehen direkt und unmittelbar, so als wärst du selbst involviert.
Die Zitronenübung im untenstehenden Video ist eine Assoziation, du schmeckst die Zitrone auf deiner Zunge und ertastest sie mit deinen Händen. Assoziation ist persönlich, emotional und involviert. Dissoziation demgegenüber ist unpersönlich, emotionslos und distanziert. Die beiden Formen verfolgen unterschiedliche Zielsetzungen.
Wenn du die Emotion spüren möchtest, wenn du aufgeweckt und motiviert werden möchtest, greifst du zur Assoziation. Möchtest du dich hingegen von einer Emotion distanzieren, z. B. von deinem Zorn nach vermeidbaren Fehlern, nutzt du die Dissoziation, um dich zu beruhigen und deine Stimmung unter Kontrolle zu bekommen.
Erste Übungen
Jeder kann lernen, zu visualisieren. Schau einmal geradeaus und schließ sodann deine Augen. Wie viel von dem Gesehenen kannst du erinnern? Zu Anfang mögen dies wenige Dinge sein, doch mit der Zeit siehst du immer mehr Details vor deinem geistigen Auge. Öffne und schließe deine Augen noch ein paar Mal und du wirst feststellen, dass du die Umgebung immer präziser visualisieren kannst.
Die Zitronenübung.
Vielen Menschen läuft das Wasser im Mund zusammen, wenn sie die Zitronenübung durchführen. Um dem Gehörten einen Sinn zu geben, muss unser Gehirn Erinnerungen – Bilder, Gerüche, Beschaffenheit, etc. – wachrufen, welche durch die Visualisierung angesprochen werden. Diese Erinnerungen bewirken die entsprechende körperliche Reaktion. Daher zeigt die Zitronenübung recht eindrucksvoll den Einfluss von Worten auf unseren Körper.
Zum Schluss noch ein Tipp: Das Wichtigste beim Visualisieren ist, nichts erzwingen zu wollen. Vertraue deinem Geist und lass die Bilder zu dir kommen. Wenn du dich zu sehr anstrengst, verlässt du den Zustand der völligen Vertiefung (engl. flow). Du merkst dies i. d. R. daran, dass du in Worten denkst oder deine Bemühungen in Kategorien wie "gut" oder "schlecht" bewertest. Ist dies der Fall, solltest du deine Aufmerksamkeit für einige Momente auf die Bewegungen deines Atems richten, um den Gedankenfluss zu stoppen und wieder in den Flow zu kommen. Viel Spaß!
Spindoc