Stimmungshoch am Rothenbaum



Michael Stich spricht mir aus der Seele, als er nach dem emotionalen Finale am Rothenbaum zum Mikrofon greift. Stich tut kund, wie viel Spaß es ihm jedes Mal macht, einem Spieler zuzuschauen, welchem der Sieg derart viel bedeutet wie Juan Monaco bei den soeben zu Ende gegangenen Bet-at-Home Open in Hamburg.

Mir geht es nicht anders, obwohl ich mit Tommy Haas mitgefiebert habe, der dem Argentinier nach 2 Stunden Spielzeit 5/7 und 4/6 unterlag. Monaco gehört nicht zu jenen hochdekorierten Spielern, für die ein Titel in Hamburg nur eine weitere Episode in ihrer endlosen Erfolgsstory ist. Dementsprechend groß und unverstellt war seine Freude über den Sieg, dem bisher größten seiner Laufbahn.



Landet mit seinem Triumph am Rothenbaum am Montag in den Top 10:
Juan Monaco.



Rückblende: Bereits beim Einmarsch herrscht beste Stimmung im Tennistempel von Hamburg. Tommy Haas und Juan Monaco werden mit Standing Ovations und tosendem Beifall empfangen. Die Zuschauer (etwa 7.000) wünschen sich diesen Titel für Tommy mindestens ebenso sehr wie dieser selbst.

In beiden Sätzen erwischt Haas den besseren Start und holt sich die Break-Führung. Er attackiert Monacos zweiten Aufschlag mit Returns weit vor der Grundlinie und zaubert unheimlich gefühlvolle Rückhand-Stopps in den Sand.

Aber leider lässt er auch in beiden Sätzen Chancen liegen. Dass er seine Frustration über unglückliche Schlagentscheidungen nicht verbergen kann, gibt Monaco zusätzlich Hoffnung, den Rückstand wettmachen zu können.

Hinzu kommt Monacos immenses Koordinations- und Balancegefühl, welches sich beispielsweise bei 4-4 im zweiten Satz an entscheidender Stelle offenbart: Zunächst holt er sich einen Breakball mit einem Rückhand-Passierschlag longline aus größter Bedrängnis.

Anschließend befreit er sich mittels exzellenter Beinarbeit aus einer defensiven Position und manövriert Haas mit einer Schlagkombination gegen die Laufrichtung aus. Chapeau! Wer bei diesem Spielstand derart klar denken kann und es auch noch umzusetzen weiß, verdient das Break und den Sieg.

Nach dem Matchball lässt Juan Monaco seinen Tränen freien Lauf. Er wird sich für immer zurückerinnern an diesen Tag. Während ich die emotionalen Momente aufsauge und mitempfinde, denke ich: Was ist das doch für ein geiler Sport, dieses Tennis!


Spindoc


P. S. Tennis am Rothenbaum ist wirklich sehr fanfreundlich. Jeder darf die Anlage betreten, nur für den Zugang zum Center Court wird ein Ticket benötigt. Die Trainingsplätze sind anders als in Halle frei zugänglich und die Security ist auf ein Minimum beschränkt. Was auch gefiel: Gelungene Ballwechsel wurden zwischen den Punkten in Zeitlupe eingespielt. All das bereichert das Fanerlebnis meiner Meinung nach ungemein.