Federer gegen Nadal –
Die wichtigsten Taktiken
Die wichtigsten Taktiken
Die Rivalität zwischen Roger Federer und Rafael Nadal ist die größte in der Geschichte des modernen Tennis. Keine Paarung hat es im entscheidenden Match eines Grand-Slam-Turniers häufiger gegeben (s. Tabelle). Die Gipfeltreffen der beiden sind meist von besonderer Qualität und begeistern ein Publikum weit über die Grenzen der Tennisgemeinde hinaus. Grund genug, einmal die wichtigsten Taktiken in den Matches der beiden zu analysieren.
Häufigkeit der Grand-Slam-Endspiele
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1. Die Aufschlag-Vorhand-Kombination
Die Kombination aus Aufschlag und anschließender Vorhand ist sowohl für Federer als auch für Nadal von enormer Bedeutung für den Punktaufbau. In etwa 7 von 10 Fällen spielt der Aufschläger als ersten Grundschlag eine Vorhand. Die Grundlage dafür ist die exzellente Beinarbeit beider Spieler.
Tritt dieses Muster auf, geht der Aufschläger in der Mehrzahl der Fälle als Sieger aus dem Ballwechsel hervor. Aus diesem Grund kommt dem Aufschlag sowohl in Federers als auch in Nadals Spiel eine entscheidende Rolle zu. Er bereitet den Boden, um anschließend mit der Vorhand die Rally diktieren zu können.
Ist der erste Grundschlag eine Vorhand, kann der Aufschläger das Geschehen dominieren und gewinnt mit hoher Wahrscheinlichkeit den Punkt.
2. Die Rückhand Federers
Es ist kein Geheimnis, dass Nadal seine Topspin-Vorhand immer wieder auf Federers einhändige Rückhand spielt. In diesem Cross-Duell hat er klare Vorteile. Federer kann die Bälle aufgrund des hohen Treffpunkts oft nicht druckvoll und / oder lang zurückspielen. Auf Sand offenbart sich dies deutlicher als beispielsweise in der O2-Arena, wo der Ballabsprung relativ niedrig ist.
Bestimmend für Federers Erfolg ist seine Rückhand-Longline. Mit ihr kann er das Cross-Duell umstellen, sodass seine Vorhand fortan Nadals Rückhand gegenübersteht. Gleiches kann er erreichen, wenn er seine Rückhand umläuft und eine Vorhand inside-in spielt. Dafür ist er aber auf einen eher mittig platzierten Ball Nadals angewiesen. Da er darauf nicht bauen kann, muss seine Rückhand longline verlässlich kommen, will er eine Chance haben.
Federer ist immer wieder bemüht, mit dem Rückhand-Longline die Cross-Rally zu seinen Gunsten umzustellen.
3. Die Rückhand Nadals
Nadal verfügt über eine Fähigkeit, die Federer nicht besitzt oder zumindest nicht kontinuierlich abrufen kann. Der Spanier kann mit seinem Beidhänder auch aus Positionen deutlich hinter der Grundlinie Winner spielen. Er kann von Defensive auf Offensive umstellen, ohne den Punkt zuvor neutralisiert zu haben. Während Freizeitspieler gut beraten sind, das Konzept von D-N-O zu beherzigen, überspringt Nadal gelegentlich das "N".
Selbst in der Rückwärtsbewegung kann Nadal mit seiner beidhändigen Rückhand Gewinnschläge auspacken.
Besonders deutlich wird diese Stärke Nadals bei seinen Passierschlägen. Er schlägt diese Bälle mit unwahrscheinlicher Präzision. Dass er einen Ball einmal nicht erreicht oder einen Fehler begeht, kommt so gut wie nicht vor. Der Grund hierfür liegt in seiner fantastischen Beweglichkeit, speziell seitlich zur Grundlinie. Für Federer bedeutet dies, dass er seine Angriffsbälle wie Winner spielen muss, andernfalls ist er so gut wie chancenlos am Netz.
Nadals Passierbälle sind sowohl cross als auch longline brandgefährlich.
4. Der Slice-Aufschlag
Roger Federer hat nicht den schnellsten Aufschlag auf der ATP-Tour, dafür besitzt er eine andere Schlüsselkomponente: Präzision. Besonders giftig sind seine Slice-Aufschläge von der Einstandseite nach außen. Regelmäßig nutzt Federer den kurzen Winkel, den Nadal mit seiner defensiven Returnposition freigibt, zu seinem Vorteil.
Nadal möchte bereits den Return mit möglichst viel Topspin zurückspielen. Deshalb steht er derart weit hinten. Von dort hat er die Zeit, um einen Schwung ähnlich dem eines Grundschlags zu machen. Das ist jedoch ein taktischer Fehler, weil er gegen Federer oft nicht mehr an den Ball kommt.
Der Slice-Aufschlag nach außen bringt Federer von der Einstandseite sichere Punktgewinne.
Auch im Repertoire von Nadal ist der Slice-Aufschlag eine Waffe. Als Linkshänder kann er diesen Schlag von der Vorteilsseite mit großem Erfolg einsetzten. Der Ball bewegt sich nach dem Aufsprung sofort über den Korridor aus dem Feld heraus, sodass Federers Vorhandecke für den zweiten Schlag weit offen ist. Oft kommt es jedoch gar nicht dazu, weil Federer, in seinem Bestreben den Ball lang zu returnieren, einen Fehler begeht.
Federer hat große Probleme, Nadals Slice-Aufschlag von der Vorteilsseite zu returnieren.
Fazit
Beide wissen sehr genau, wenn sie den Platz betreten, was der jeweils andere versuchen wird und welche Rallymuster dabei entstehen werden. Über den Sieg entscheiden oft Kleinigkeiten. Viel hängt davon ab, wer unter den gegebenen Bedingungen an einem bestimmten Tag sein Spiel verlässlicher aufziehen kann.
Eng damit verknüpft ist der mentale Faktor. Wenn beide gleichzeitig ihr bestes Tennis spielen, können irrsinnige Ballwechsel dabei entstehen. Hoffen wir, dass Nadal nach seinem Comeback schnell wieder an frühere Leistungen anknüpfen kann. Ich persönlich kann die nächste Auflage des El Clásico im Tennis kaum erwarten.
Spindoc