Jelena braucht 8 Porsche
Schade, dass sich das Dach der Porsche-Arena nicht öffnen lässt. Am Mittwoch zeigte sich den ganzen Tag die Sonne über Stuttgart. Davon mitbekommen habe ich leider nichts, da ich den ganzen Tag in der Halle war. Dafür gab es reichlich gutes Tennis zu sehen. Entschädigung genug!
Los geht's mit Caroline Wozniacki und Carla Suarez-Navarro. Nach unterhaltsamen ersten Satz, den Suarez-Navarro nach 75 Minuten im Tie-Break gewinnt, geht Wozniacki die Konzentration verloren. Die Spanierin ist geduldiger und kann hervorragende Winkel spielen. Dazu verfügt sie über eine tolle einhändige Rückhand -- longline wie cross-court mit viel Selbstvertrauen gespielt. Schön anzusehen.
Dann geht es auf den Trainingsplatz, wo Ana Ivanovic eine Stunde lang Bälle schlug. Mein erster Gedanke: Sehr hager, die Serbin. Und eine schöne Haut hat sie. Ivanovic übt Vorhände, Volleys, Aufschlag (in allen Varianten) und Returns. Zum Abschluss darf sie ein Vorhand-Feuerwerk zünden. Ich stehe direkt hinter der Grundlinie und kann die Richtung ihrer Bälle beim besten Willen nicht lesen. Würde wahrscheinlich keinen einzigen Ball zurückspielen können, wenn ich auf dem Platz stünde.
Beim Weg zurück auf den Center-Court kommen mir Anke Huber und Martina Hingis im Foyer entgegen. Martina gibt ein paar Interviews vor der "Wall of Champions", auf der alle ehemaligen Sieger des Turniers abgebildet sind. Ihr Name ist erstmals 1996 dort verzeichnet. Damals fand das Turnier noch in Filderstadt statt. Ihre Erinnerung an den ersten Turniersieg? "Ich hatte schon ein Kaufangebot, noch ehe ich mit dem Auto in der Schweiz war." Hingis und Huber tauschen noch ein paar Erinnerungen aus und geben den Kids Autogramme.
Anke Huber und Martina Hingis flanierten durch die Eingangshalle.
Nächste Station: Court 1. Dort warten schon Angelique Kerber und Andrea Petkovic auf ihren ersten Einsatz im Doppel. Allein die Gegnerinnen fehlen. Vesnina / Makarova lassen die beiden zehn Minuten warten. Beim Einmarsch müssen sie Buh-Rufe über sich ergehen lassen. Die Deutschen machen ihre Sache gut. Besonders Petkovic fällt immer wieder mit mutigem Spiel am Netz auf. Kerber zimmert die Bälle von der Grundlinie sicher rein. Nur Serve & Volley, das trauen sie sich nicht, obwohl Petkovic durchaus den Aufschlag dazu hätte. Vesina ist der Schwachpunkt im gegnerischen Team. Ihr fehlt die Konstanz von der Grundline. Kerber / Petkovic gewinnen 6/1, 7/6 und liegen sich beim Gang ans Netz in den Armen.
Höhepunkt des Tages verspricht das Einzel zwischen Samantha Stosur und Jelena Jankovic zu werden. Was für eine Partie in der 1. Runde! Stosur ist eine wahre Spinmeisterin. Ob Kick-Aufschlag, Volley-Stopps, Slice-Rückhand oder Wiper-Vorhand: Die Australierin kann alles, was Sandplatztennis attraktiv macht. "Warum hat sie noch nie in Paris gewonnen?", denke ich.
Die Geschmeidigkeit in den Bewegungen fehlt ihr an diesem Abend etwas. Ihr rechter Unterschenkel ist bis zum Knie getapt. Vermutlich ist sie auch noch etwas müde von dem unfreiwillig verlängerten Fed-Cup-Wochenende. Immerhin macht sie Jankovic mit ihrem Kick-Aufschlag nach außen das Leben schwer. Von der Vorteilsseite ist dieser Schlag einfach Wahnsinn. Jankovic' Treffpunkt ist regelmäßig außerhalb des Doppelkorridors. Dann ist der Platz offen für Stosurs' Vorhand.
Jelena gelingt es im weiteren Verlauf aber, sich besser darauf einzustellen. Sie erwartet diese Aufschläge bereits, um den Return dann lang cross-court oder durch die Mitte zu spielen. Das kann man sich als Freizeit-Hacker ruhig von ihr abschauen. Im Punkt selbst hat sie alle Chancen. Vor allem bringt sie Stosur immer wieder ins Laufen, die dann die Kontrolle in ihren Schlägen verliert.
Jankovic muss dieses Jahr sicher zum erweiterten Favoritenkreis gezählt werden. In Miami und Charleston hat sie zuletzt gut gespielt, das Selbstvertrauen scheint zurück. Und einen Porsche könnte sie auch gut gebrauchen. Den Journalisten verrät sie, dass in ihrer Garage Platz für zehn Autos sei, aber bislang nur zwei darin stünden. Sie könnte das Turnier also ohne Probleme noch acht Mal gewinnen. Heute wartet mit Sabine Lisicki aber schon der nächste Kracher auf sie.
Spindoc